Du bes Kölle: Autobiografie
Fans aus Bläck-Fööss-Zeiten bekannt sein musste. Es waren die beiden jungen Rapper, die mit der Idee auftauchten, den Grooveminister auf den Hausmeister Kaczmarek treffen zu lassen. Gesagt, getan, der Text wurde bei Jürgen Fritz im Studio geschrieben und produziert. Kaczmarek vermittelt den Jungs darin eine Wohnung in Köln, ein düsteres Souterrainloch. Er selbst jedoch fährt erst mal in Urlaub.
Den Text vom Original-»Kaczmarek« haben Reiner Hömig und ich entwickelt, bei ihm zu Hause in Muchensiefen. Und der Bömmel war, soweit ich mich erinnere, auch noch mit dabei. Irgendwann hatten wir angefangen, uns mit diesem Hausmeister-Kosmos zu befassen. Immerhin habe ich ja mal eine Handwerkerlehre absolviert, wenn auch nicht bis zum Schluss. Und Reiner hatte einst bei der Post gearbeitet, also mindestens schon mal einen Klingeldraht verlegt. Die Musik wiederum geht auf ein Playbackfragment zurück, das Rolf Lammers in seinem Studio am Bonner Wall aufbewahrt hatte. Daraus wurde das dominante Bassthema des Songs. Dazu kamen ein hartes Keyboard und die Drums, damit war schon mal die Basis geschaffen.
In bestimmte Rollen hineinzuschlüpfen, ist mir nie schwergefallen. Sei es der Hausmeister, der Angler oder meinetwegen ein Typ, der nichts an seinen Wagen rankommen lässt wie in »Mi Auto« (Wenn et jöck dann weed et Zick, 1981). Um so eine Figur zu verkörpern, braucht man eine gute Beobachtungsgabe. So etwas schult man im Alltag, auf der Straße. Und später auf der Bühne sollte man eine gewisse Haltung annehmen, man muss sich für seine Figur interessieren. Man muss sie mögen. Ich habe nie eine Schauspielschule besucht, obwohl ich schon mit zehn Jahren beim Millowitsch auf den Brettern stand. Aber ich habe wohl ein gewisses Talent dafür.
DUNN IRJENDJET EREN, WAT RAPPELT!
Der Kaczmarek nimmt seinen Beruf durchaus ernst. Aber der weiß auch, dass man es mit der Arbeit nicht übertreiben sollte. Wenn der sein »Kein Zick« durch den Hausflur ruft, dann hat er nicht unbedingt etwas anderes zu tun. Sondern dann braucht er Zeit für sich selbst, und sei es für seinen Müßiggang. Genauso handhabe ich das auch. Ich muss nicht überall erscheinen, wo ich eingeladen bin. Sondern nur dort, wo ich auch in dem Moment, an dem Tag erscheinen will . Vom Terminstress habe ich mich verabschiedet, ich will nie wieder so am Rad drehen wie zu Fööss-Zeiten. Und so sieht das auch der Kaczmarek.
Wenn ich den charakterisieren müsste, dann folgendermaßen: Das ist ein Menschenfreund, aber eben auch ein Schlawiner. Der sagt der Frau im Parterre: »Klar, ich luur noch ens flöck noh d’r Badewann.« Und je nachdem, wie sie drauf ist, kann sich dabei noch das ein oder andere ergeben. Vielleicht lebt die Frau allein, oder der Mann ist zu viel weg, das weiß man ja alles nicht. Und wenn es bei ihr lecker nach Essen riecht, setzt er sich mal eben »met an d’r Desch«. Der Kaczmarek ist charmant genug, um mit einer Frau ein unterhaltsames Mahl zu bestreiten, keine Frage.
Ein Hausmeister, das war mir damals sofort klar, braucht einen Kittel. Die Figur wäre sonst zu trocken gewesen. Also habe ich mir so einen typischen grauen Kittel gekauft und hinten im Stil eines Graffitis »Huusmeister Kaczmarek« draufgemalt. Dieses Kleidungsstück hängt heute übrigens im Planet Hürth in einer Glasvitrine, verziert mit ein paar Dübeln und Schrauben. Das Ganze habe ich damals dem Wirt Dieter Weyrich zur Eröffnung geschenkt.
Außerdem habe ich mir so einen kölschen Hausmeister immer qualmend vorgestellt und mir deshalb vor dem Song immer eine angesteckt. Und ganz von selbst gesellte sich dann auch die Werkzeugkiste hinzu. Die gefiel mir anfangs jedoch nicht. Sie war nicht authentisch, irgendetwas fehlte. Also sagte ich zu Uwe, unserem Techniker: »Die ist zu leicht, dat is Driss. Dunn irjendjet eren, wat rappelt!« Ich habe dann immer auf den Punkt diese Werkzeugkiste fallen lassen, bomm, das war ein Trommlerkunststück. Die musste genau auf diese Pause fallen. Und auch das Abklopfen der Asche war getimt, weil es ebenfalls mit zur Performance gehörte. Solche Aktionen so zu bringen, dass das Publikum sie lustig findet, hat vor allem mit Rhythmik zu tun, mit einer stimmigen Choreografie.
Später, in meiner Solozeit, habe ich den Kaczmarek mitgenommen. Diese Type auf musikalische Reisen zu schicken, haben Jürgen Fritz und ich immer gut hinbekommen. Mal ging er als Opernsänger in die Mailänder Scala, landete dort jedoch letztlich im
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