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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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mein engster Bandkollege, Komponist, Manager und Freund werden sollte.
    Jürgen kenne ich schon aus seiner Triumvirat-Zeit, also seit er jene Band 1969 gegründet hatte. Triumvirats Erfolg reichte zeitweise bis nach Amerika, »Russian Roulette« zum Beispiel, das letzte Album, wurde 1980 in L.A. produziert. Da gehörte im Übrigen kein Geringerer als Arno Steffen zur Stammbesetzung, Jürgen und Arno haben den Longplayer zusammen geschrieben.
    Damals bewunderte ich die Arbeit, die Besessenheit und die Kunst, die hinter dieser Musik steckte. Über die Planungen zur Trude-Herr-Revue kamen Jürgen und ich dann miteinander ins Gespräch. Er war Komponist, und ich schrieb seit meinem Ausstieg verstärkt Songtexte. Eine Zusammenarbeit lag also nah. Zu Anfang war noch nicht abzusehen, dass sich daraus eine echte Freundschaft entwickeln sollte. Aber so kam es.
    Während wir bei L.S.E. alles selbst in die Hand genommen haben, kann ich mich bei Jürgen Fritz immer auch ein bisschen fallen lassen. Jürgen ist ein echter Selfmademan. Der Mann hat ein Studio, der kann arrangieren, der kann dirigieren, mit anderen Worten: Der ist in der Lage, alles Mögliche auf die richtige Schiene zu bringen. Ob Gespräche mit der Stadt geführt werden müssen, mit der Bauaufsicht, mit der Messe oder irgendwelchen Kulturpolitikern – das erledigt Jürgen für mich im Vorfeld. Weil er Fähigkeiten besitzt, die mir abgehen, und er in solchen Zusammenhängen den richtigen Ton trifft. Dass er dann auch irgendwann mein Management übernahm, war für mich eine zugleich zwangsläufige und wunderbare Entwicklung.
    Wenn es um die Fortsetzung meiner Karriere nach 1994 geht, darf man auch die EMI nicht unerwähnt lassen. Bis heute bin ich den Leuten dort dankbar dafür, dass sie mich nicht fallen gelassen haben. Klar, ich habe dieser Plattenfirma auch manche Mark beschert. Aber selbstverständlich ist so eine Treue im Musikbusiness beileibe nicht. Vor allem Helmut Fest, der EMI-Boss, hat mich immer wieder darin bestärkt, weiterzumachen: »Du musst wieder da raus«, meinte er, »du musst wieder auf die Bühne.«

DO FÄHLT JO E KOMMA
    Das Musikbusiness hat viele Schattenseiten. Wenn Künstler »gemacht« werden, heißt das nichts anderes, als dass sie fremdgesteuert und designt werden wie irgendein Konsumprodukt. Das Gegenteil von Künstler ist künstlich. Künstlichkeit hat mit Kunst nichts zu tun, denn ein Künstler muss seine Produkte selbst im Griff haben.
    Auch in den 60ern gab es schon Beatwettbewerbe, bei denen die beste Band gekürt werden sollte. Ganz furchtbar fand ich das, weil es allem widerspricht, was ich unter Kunst verstehe. Hier hängt ein van Gogh, dort irgendwas Abstraktes – aber wer entscheidet jetzt, welches Bild besser sein soll? Solche Vergleiche sind totaler Blödsinn, ob in der Malerei oder in der Musik.
    Die heutigen Castingformate will ich damit nicht komplett verdammen – auch dabei können echte Künstler entdeckt werden. Aber die Frage ist immer: Wie autonom können die in so einem Rahmen sein? Ist es unter solchen Umständen überhaupt möglich, einen eigenen künstlerischen Charakter zu entwickeln? Wer wirklich etwas erreichen will, muss sich hinsetzen und selbst komponieren, selbst schreiben und selbst überlegen: Was tue ich als Nächstes? Alles andere ist Nonsens. Man muss als Künstler immer zusehen, dass man oben ist, dass man den Horizont sieht. Das ist sehr wichtig. Die anderen, die Gemachten, stürzen sich aus dem Fenster. Die bringen sich um, weil sie es nicht verstanden haben, sich von den Künstlichkeits-Designern abzunabeln. Die haben nie durchschaut, was sie da eigentlich machen. Weil immer alles von anderen kam und nicht aus ihnen selbst heraus.
    Schon bei den Fööss war ich häufig an den Songtexten und Kompositionen beteiligt gewesen. Selbst unsere allerletzte gemeinsame Platte von 1994 enthält noch einmal zwei Lieder von mir: »Et Engk vum Leed« und »Ich jon bade« habe ich mit Peer Fischer zusammen geschrieben – nicht die schlechtesten Songs auf diesem Album im Übrigen. Zum dritten L.S.E.-Album hatte ich unter anderem den Text zu »Champignon« beigesteuert. Als es auch mit dieser Band zu Ende ging, habe ich mich für geraume Zeit zurückgezogen. Ich gebe zu: Ich habe in jener Phase auch gern mit meiner Modelleisenbahn gespielt: Spur N, 1:160. Aber damals entstanden auch schon einige erste Texte für spätere Solonummern. Das Songschreiben war ein wichtiger Schritt für meine Solokarriere, so

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