Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
Stahlrohr seines Stuhls klopfte.
    »Also gut«, ergriff Pasquali wieder das Wort. »Ich würde vorschlagen, wir stellen die Buchstaben für einen Moment hintenan und versuchen zunächst herauszufinden, ob es noch andere Gemeinsamkeiten zwischen den Fällen gibt.«
    Corvu hob die Hand. »Mit Camarà sind es fünf Verbrechen, die Opfer der Schießerei auf dem Hügel nicht mitgerechnet. Wenn wir den Mord an den vier Frauen analysieren wollen, müssen wir in Betracht ziehen, dass Nadias Tod mit dem von Camarà in Verbindung steht.«
    »Und die beiden jüngsten Verbrechen könnten in einem noch engeren Zusammenhang zum Tod von Camarà stehen als zu dem von Nadia und Samantha«, sagte Balistreri.
    »Vertuschungsverbrechen«, stellte Pasquali fest.
    »Genau. Den ersten beiden Verbrechen ging sexuelle Gewalt voraus, und die Opfer wurden zufällig ausgewählt, obwohl wir auch darauf noch einmal zurückkommen müssen. Wenn wir aber von einer Verbindung ausgehen, waren die jüngsten Opfer keineswegs zufällig. Beide Personen stehen im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Fall Nadia, und das Tatmotiv könnte dasselbe sein wie im Fall Camarà: einen unbequemen Zeugen aus dem Weg zu räumen. Vielleicht wurde das Ganze dann als Teil einer Serie getarnt. Die Buchstaben könnten pure Verschleierungstaktik sein.«
    »Du willst also sagen«, interpretierte Pasquali, »dass wir es nicht mit einem sadistischen Serienmörder zu tun haben, der seine Opfer überfällt, tötet und einritzt, sondern mit der vorsätzlichen Tat eines oder mehrerer Täter, die ständig weitere Verbrechen nach sich zieht?«
    Es ist, als hätte der Unsichtbare zwei Seelen und zwei Masken. Doch die mordende Hand ist stets dieselbe.
    Corvu erkannte die Sackgasse und gab eine Kostprobe seiner analytischen Fähigkeiten.
    »Wenn Sie erlauben, würde ich gern Dottor Pasqualis Frage wieder aufnehmen. Weitere Ähnlichkeiten zwischen den vier Verbrechen. Genau hier …«, Corvu warf einen Seitenblick auf Balistreri, als wollte er um Erlaubnis bitten, »… kommt der Unsichtbare ins Spiel.«
    Der Polizeipräsident starrte ihn wie betäubt an. »Welcher Unsichtbare?«, fragte er und sah erst zu Corvu, dann zu Balistreri, dann zu Pasquali.
    »Im Fall Samantha«, fuhr Corvu fort, »haben die drei Roma ausgesagt, ein vierter, im weiteren Tatverlauf verschwundener Mann habe sie betrunken gemacht, ihnen Drogen aufgedrängt und das Mädchen als Erster angegriffen. Im Fall Nadia gab es laut Vasile einen Mann, der ihn angerufen und im Tausch gegen den Wagen Nadia und zwei Flaschen Whisky vorbeigebracht hat.«
    »Aber in den anderen beiden Fällen gibt es nichts Derartiges«, entgegnete Floris.
    »Signor Questore«, antwortete Corvu ehrfurchtsvoll. »Es gibt einen anonymen Anruf, der uns zur Leiche von Selina Belhrouz in dem Brunnen führt, und ein verdächtiges Individuum, das an Ornella Coronas Villa gegen Mitternacht auf Rumänisch mit dem Handy telefoniert. Ferner ist da noch der Motorradfahrer im Fall Camarà.«
    Und da ist das Gespenst, das Colajacono seinen Tod angekündigt und ihn kaltblütig hingerichtet hat.
    »Nur damit ich es richtig verstehe«, sagte Pasquali. »Nehmen wir mal einen Augenblick lang an, die Verbrechen wurden von einer Hand verübt und der Täter war dieser Unsichtbare, wie Sie ihn nennen. Sie sagen, die ersten beiden Opfer habe es zufällig getroffen oder doch wenigstens aus einem anderen Grund als die beiden letzten, die aus der Not heraus getötet wurden. Ich kann ja noch nachvollziehen, dass Camarà getötet wurde, weil er im Bella Blu etwas gesehen hatte, das er nicht hätte sehen dürfen, aber mir leuchtet nicht ein, was Selina Belhrouz und Ornella Corona damit zu tun haben sollen. Haben die auch etwas gesehen?«
    »Sie haben eine Stimme gehört. Am Telefon«, gab sich Balistreri einen Ruck.
    Alle sahen ihn fassungslos an. Pasquali rutschte auf seinem Stuhl hin und her und warf ihm einen langen Blick zu. In der allgemeinen Stille hatte Balistreri das Gefühl, von Röntgenstrahlen durchdrungen zu werden.
    Die Angst in deinen Augen beunruhigt mich mehr als alles andere.
    Irgendwann seufzte Pasquali. »Ich hoffe, du weißt, was du sagst. Und ich warne dich. Wenn du noch andere Karten im Ärmel versteckst, dann hol sie jetzt raus. Ich glaube nicht, dass wir noch viel Zeit haben. Was hat es mit dieser Stimme auf sich?«, fragte er in einem Ton, der nicht die geringste Drohung verriet, nur Besorgnis und große Verbitterung.
    »Eines Tages erhielt Ornella

Weitere Kostenlose Bücher