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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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ein anonymer Hinweis eingegangen. Der Anrufer hat einen furchtbaren Gestank aus dem Brunnen gemeldet, wahrscheinlich jemand, der zufällig dort vorbeikam und sich nicht weiter mit der Sache aufhalten wollte.«
    Corvu musterte Balistreri und erriet seine Gedanken. »Tut mir leid, Dottore, das hatte ich ganz vergessen …«
    »Aber ich verstehe nicht, was das ändert«, entgegnete Pasquali. Balistreri verscheuchte einen bösen Gedanken. »Das ist nun schon der zweite anonyme Hinweis. Colajacono hatte auch einen erhalten. Und wir haben einen dritten Buchstaben, ein V. Noch ein Zufall?«
    »In Ordnung. Nächste Woche kannst du ins Gefängnis gehen und mit den drei Roma sprechen, die Samantha Rossi ermordet haben. Aber an die Presse kein Wörtchen über die Buchstaben.«
    Ich sollte dir sagen, wie Colajacono auf dem Hügel zu Tode kam. Aber das geht jetzt noch nicht.
    Gegen elf fuhren sie wieder auf die Autobahn. Balistreri war völlig übermüdet, hatte Sodbrennen und rauchte schweigend in der Dunkelheit der Nacht, den Blick starr auf die Rücklichter des Wagens vor ihnen geheftet.
    Sie lenkten sich ein wenig ab, indem sie über Angelos Erfolg redeten. Corvu hatte die Idee, ihn in London anzurufen, da er die Nummer vom Hotel hatte. Sie benutzten die Freisprechanlage.
    Das englische Telefonsignal ertönte, dann die Stimme des Rezeptionisten. Sie ließen sich mit Angelos Zimmer verbinden.
    »Graziano!« Im Hintergrund hörte man einen Fernseher laufen.
    »Angelo, du warst großartig. Ich bin gerade mit Dottor Balistreri im Auto unterwegs.«
    Schweigen. Dann sagte Angelo: »Ciao, Michele.«
    Die beiden Wörter und die Art ihrer Betonung reichten schon. Zum ersten Mal seit er ihn kannte, spürte Balistreri eine unüberwindliche Distanz.
    »Gratuliere, Angelo. Über diesen Bluff reden wir noch.« Er wollte ihm zu verstehen geben, dass seine Botschaft angekommen war.
    »Bei Gelegenheit, Michele. Mal sehen.« Angelos Tonfall klang nicht einladend.
    Sie verabschiedeten sich mit einer Gleichgültigkeit, die Corvu verwirrte. Zwangsläufig nahmen sie das Gespräch über die Geschehnisse des Nachmittags wieder auf.
    »Ich mag anonyme Hinweise nicht, Corvu, und diesen schon gar nicht. Fast könnte man sich fragen, ob …« Balistreri unterbrach sich. »Hast du übrigens Ornella Corona Bescheid gegeben, dass ich heute Abend nicht mehr komme?«
    »Das war gar nicht nötig. Sie sagte, sie würde so oder so nach dem Abendessen zu Hause bleiben.«
    »Ruf sie auf dem Handy an.«
    »Es ist gleich Mitternacht, Dottore. Sie wird schlafen.«
    »Du sollst sie anrufen!«
    Sein Ton duldete keine Diskussion, und so wählte Corvu die Nummer. Eine Stimme verkündete, dass der Teilnehmer momentan nicht erreichbar sei.
    »Ruf sie unter der Festnetznummer an«, drängelte Balistreri.
    »Aber die Nummer vom Haus am Meer habe ich nicht.« Mittlerweile war Corvu noch nervöser als er.
    »Dann mach das Martinshorn an, und ab nach Ostia!«
    Ornella Corona hatte am Telefon diese Stimme gehört. Genau wie Selina Belhrouz.
    Auf der Fahrt wechselten sie kein Wort miteinander. Sie brauchten keine Stunde. Erst als sie nach Ostia hineinfuhren, stellte Corvu das Martinshorn wieder aus. Vor den Eiscafés auf der Strandpromenade herrschte immer noch reger Betrieb. Sie kamen in das ruhige, stille Wohngebiet. Ornella Coronas zweistöckige Villa mit dem Garten ringsum lag in vollkommener Dunkelheit da.
    Sie klingelten am Gartentor. Keine Antwort. Sie klingelten wieder. Nichts.
    »Ich klettere rüber«, sagte Balistreri.
    »Aber Dottore …«
    »Du bleibst hier.«
    Corvu erschrak. »Sollten wir nicht eine Streife rufen, das könnte gefährlich …«
    Aber Balistreri hockte schon auf dem Tor. Er hatte keine Pistole dabei, wusste allerdings auch, dass das nicht nötig sein würde. Wenn der Unsichtbare Ornella Corona einen Besuch abgestattet hatte, war er längst wieder fort.
    Er sprang in den finsteren Garten, der nur von einem Licht hinter dem Gebäude erleuchtet wurde, und klingelte noch einmal an der Haustür. Nichts. Auf der Rückseite musste es eine Möglichkeit geben, ins Haus zu gelangen. Gleich hinter der Hausecke parkte ein Golf. Seine Türen waren geschlossen, aber das Warnlämpchen brannte. Ornellas Auto.
    Direkt neben ihm stand eine Wegleuchte. Er drückte auf den Schalter, und weißes Licht erhellte die Szene.
    Er wusste, wo er suchen musste. Das Warnlämpchen zeigte an, dass der Kofferraum nicht richtig verschlossen war.
    Ornella lag im Innern, die Augen vor

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