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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Corona zu Hause einen Anruf. Der Anrufer sagte, ihr Mann habe sein Handy nicht an, und bat sie, ihm auszurichten, dass er noch am selben Abend nach Monte Carlo fliegen müsse. Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Als sie zu bedenken gab, dass es schon fünf Uhr nachmittags sei, antwortete der Mann ruppig, genau dafür hätten sie einen Privatjet. Und legte auf.«
    Ein ausgedehntes Schweigen senkte sich herab. Der dunkle Schatten der ENT legte sich wieder über die Verbrechen, und niemand schien sich darüber zu freuen.
    »Diese ENT …«, begann Floris zaghaft.
    »Verzeihung, Signor Questore«, unterbrach ihn Pasquali. »Mir wäre lieb, wenn Balistreri seine Überlegungen noch mit Bezug auf Selina Belhrouz abschließen würde.«
    »Kurz vor dem Unfall in Dubai, bei dem er ums Leben kam, hat uns Selina Belhrouz’ Bruder noch etwas erzählt. Während einer seiner Besuche in Italien sei seine Schwester einmal aus Versehen an sein Handy gegangen. In seinen Augen war das ein großes Problem. Selina hätte die Stimme am anderen Ende nie hören dürfen.«
    Pasquali war leichenblass. Er machte sich eine kurze Notiz in seinen Kalender. »Gut«, sagte er dann und übernahm wieder die Gesprächsleitung. »Lassen wir die ENT zunächst beiseite. Wir haben zwei zufällig ausgewählte weibliche Mordopfer sowie Camarà und zwei weitere Frauen, die aus dem Weg geräumt wurden, weil sie unbequeme Zeugen waren. Die Buchstaben wiederum sind nur ein Ablenkungsmanöver. Das ist deine These«, fasste er an Balistreri gewandt zusammen.
    »Nein«, sagte Piccolo, ohne ums Wort zu bitten. Alle sahen sie an. »Über Samantha können wir diskutieren, aber Nadia war kein zufälliges Opfer. Colajacono und Tatò wurden bestochen und in die Sache hineingezogen, und dann wurde Nadia wie geplant umgebracht, obwohl Camarà sie gesehen hatte. Der oder die Täter haben in Kauf genommen, ihn ebenfalls töten zu müssen und das Bella Blu und die ENT in die Sache hineinzuziehen. Er hätte sich auch einfach ein anderes Opfer suchen können, aber nein, er wollte Nadia. Aus irgendeinem Grund musste sie das Opfer sein.«
    »Das verstehe ich nicht«, widersprach Floris. »Ein armes Mädchen aus Rumänien, das seinen Körper verkauft. Warum sollte das jemand …«
    »Möglicherweise hatte das Mädchen irgendein schmutziges Geschäft entdeckt«, ließ Corvu fallen.
    »Das ist doch absurd«, sagte Pasquali. »Dann hätten sie sie gleich erschossen und in einen Brunnen geworfen, Ende. Und nicht so einen Riesenzirkus veranstaltet mit dem Umweg übers Bella Blu plus Motocross-Maschine, Giulia, Vasile und sonst was.«
    Balistreri wusste, dass Pasquali absolut recht hatte. Doch auch Piccolo hatte recht. Nadia war nicht zufällig ausgesucht worden, obwohl er die Gründe dafür noch nicht durchschaute.
    »Und was hat die Geschichte mit Elisa Sordi jetzt schon wieder damit zu tun?«, fragte der Polizeipräsident, zunehmend verstört und besorgt. »Balistreri, Pasquali hat mir berichtet, dass Sie Conte Tommaso dei Banchi di Aglieno und Cardinale Alessandrini verhört haben.«
    »Das waren informelle Gespräche, keine Verhöre. Und keiner der beiden hat es mir übel genommen. Sie dachten, ich würde den Fall Elisa Sordi neu aufrollen, weil sich ihre Mutter umgebracht hat. Dabei war ich in einer ganz anderen Angelegenheit bei ihnen. Alles nimmt seinen Ausgang von Alina Hagi, die zu jener Zeit in der Pfarrei von San Valente verkehrte. Ihre beste Freundin, die Mutter von Samantha Rossi, war damals mit Ajello verlobt, dem heutigen Geschäftsführer der ENT , der auch in irgendeiner Verbindung zu Ornella Corona steht.«
    »Das ist doch verrückter als in jedem Krimi!« Der Polizeipräsident war starr vor Schreck. »Das sind ja unglaubliche Zufälle.«
    Balistreri schüttelte den Kopf. »Unglaublich, in der Tat. Wenn es denn Zufälle wären.«
    Wie immer war es Pasquali, der die Schlussfolgerungen zog.
    »Kehren wir zurück zum Anfang. Linda Nardis Frage. Haben die Ermittler etwas in der Hand, das für eine Verbindung der vier Verbrechen spricht? Ja. Haben wir Gründe, das zu verschweigen? Ja. Es würde Panik ausbrechen, wenn wir damit rausrücken, dass da draußen ein Serienmörder herumläuft, der seinen Opfern die Buchstaben des Alphabets einritzt. Können wir dieses Geheimnis noch lange für uns behalten? Nein, würde ich sagen. Ein fünftes Verbrechen mit Buchstaben wäre völlig inakzeptabel.«
    »Und was schlagen Sie vor, Dottor Pasquali?«, wollte der

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