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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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war es noch nie. Dann habe ich Nadias Bett neu bezogen und das andere gemacht …«
    »Bist du seitdem noch einmal hier im Zimmer gewesen?«, fragte sie.
    Rudi zitterte nun wie Espenlaub. »Ich halte es hier drin nicht mehr aus …«
    »Ganz ruhig, wir verschwinden ja schon.«
    Sie gingen in die Bar hinunter. Piccolo warf einen Blick in den Billardsaal. Zwei Billardtische, ein Kicker, zwei Tische zum Kartenspielen, noch zwei Geldspielautomaten, ein Wandtelefon. In einer Ecke standen drei schwarze Plastiksäcke, die mit schwarzen Schnüren zugebunden waren.
    Die Müllabfuhr streikt.
    »Was sind das für Säcke?«, fragte sie.
    »Mircea hat gesagt, ich soll die Säcke, die stinken, auf den Gehweg stellen und die anderen drinnen behalten, bis die Müllabfuhr wiederkommt. Aber ich glaube, es waren nur zwei.«
    Piccolo ließ die Beamten die drei Säcke öffnen. In den ersten beiden waren Getränkedosen und Bierflaschen, Kippen, Zeitungen, Magazine und Altpapier. In dem dritten Sack war ein kurzer roter Mantel, zwei Blusen, zwei Miniröcke aus Polyester, eine Jeans, ein Paar ausgetretene Turnschuhe, ein himmelblauer Pullover und einige Strümpfe, BH s und Slips. Zwei Sorten von Unterwäsche: nuttige und mädchenhafte, aber alles billiges Zeug, das Nadia wohl in der Kurzwarenhandlung ihres Dorfes gekauft hatte.
    Piccolo sah Rudi leise vor sich hin weinen, mit der Würde eines einsamen Menschen. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    Er deutete auf einen geöffneten Plastiksack, aus dem Zeitschriften in rumänischer Sprache herausschauten, typische Hochglanzblättchen mit dem neusten Prominententratsch, den Titelfotos nach zu urteilen.
    »Das gehört auch alles Nadia«, sagte er.
    Piccolo bückte sich, nahm drei oder vier Zeitschriften und blätterte darin. Aus der einen fiel ein Kärtchen heraus, so groß wie eine Visitenkarte. Sie hob es auf und las: Rom-Ia Ş i, Busbahnhof Tiburtina, 29. Dezember 2005, 6 Uhr, Platz 12 .
    Auf dem Weg nach draußen dachte sie an den leeren Sitzplatz im Reisebus Richtung Heimat.
    Der Regen hatte aufgehört. Die Sonne war rausgekommen und brachte die Straßen zum Glänzen. Balistreri nahm ein Taxi zurück ins Zentrum.
    Durchs Autofenster betrachtete er die Vorstadt: Fußgänger, sämtliche Straßen übersät von Schlaglöchern, in denen sich das Regenwasser sammelte, überall Müll. Der Taxifahrer wetterte gegen den Bürgermeister.
    »Sehen Sie sich bloß mal die Straßen an, Dottò. Alle zwei Monate muss ich die Reifen wechseln. Als der Duce regierte, gab’s keine Schlaglöcher in Rom! Hauptsache, unseren feinen Herrn Politikern geht’s gut! Und in der Zwischenzeit müssen wir hier in San Basilio, Tor Bella Monaca, Tor de’ Cenci und im Quartuccio nachts im Taxi unsere Runden drehen … Soll dieser Scheißkommunist von Bürgermeister doch selber mal herziehen und sehen, wie das ist, zwischen all den Negern und Rumänen …«
    Im Zentrum der Stadt wurden die Müllberge kleiner, und auch die Fauna auf den Gehwegen war jetzt eine andere. Sie fuhren am Kolosseum und am Forum Romanum vorbei, die schon wieder von gut gelaunten Touristen bevölkert wurden.
    Das war »Bella Roma«, ockerfarbene Palazzi, Marmor, das Tiberufer.
    Als er das Büro betrat, war es Mittag, und er bat die neue Telefonistin, netterweise in die Bar zu gehen, um ihm eine Kleinigkeit zu essen zu holen. Fünf Minuten später brachte ihm Margherita eine mit rohem Schinken und Büffelmozzarella belegte Pizza und ein Bier.
    »Kannst du Gedanken lesen, Margherita? Du weißt immer, wie ich es am liebsten mag.« Das Mädchen errötete und verließ eilig das Zimmer.
    Das ist alles, was dir geblieben ist, Balistreri. Frivole Zweideutigkeiten.
    Balistreri aß mit Appetit und las dabei Piccolos E-Mail über ihre neuesten Erkenntnisse. In diesem Moment kam Corvu herein, mit einem zufriedenen Lächeln auf dem ernsten Gesicht.
    »Und, Corvu?« Er bot ihm keinen Stuhl an, denn er wusste, dass Corvu sich wohler fühlte, wenn er beim Reden umherlaufen konnte.
    Corvu sah auf den Notizblock in seiner Hand. »Neuigkeiten über Avvocato Ajello, den Geschäftsführer des Nachtclubs, vor dem der junge Senegalese erstochen wurde. Das Bella Blu gehört zu einem Unternehmen namens ENT, und die Neuigkeiten kommen von der Steuerbehörde«, begann er zufrieden.
    »Später. Jetzt interessiert mich erst einmal Agente Marchese. Wo hast du unseren jungen Kollegen denn hingebracht?«
    Corvus Miene verdunkelte sich, weil sein schönes Konzept über den

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