Du bist das Boese
nicht, aber ich soll ihm die Marke für die Kfz -Steuer kaufen, ich hab mir das Kennzeichen notiert.«
Mit seinem Palm schickte Balistreri Piccolo die Daten und die Anweisung, das Auto zu stoppen und so bald wie möglich in die Bar zu kommen.
Dann wechselte er das Thema. »Kennst du Ramona und Nadia?«
Der Albaner begann zu zittern und blickte unsicher in Richtung Billardsaal.
Der größte Unterschied zwischen Mitläufern und richtigen Verbrechern: Die einen schieben Panik, den anderen geht alles am Arsch vorbei.
»Wegen Greg und Mircea brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wenn ich will, buchte ich die beiden ein, und bis die wieder draußen sind, bist du längst in weiter Ferne.«
»Bei eurem Rechtssystem sind die wieder draußen, bevor ich es bis zur nächsten Bushaltestelle geschafft habe«, entgegnete der Barmann.
Ein aufgewecktes Kerlchen.
»Wenn du mir die ganze Wahrheit sagst, helfe ich dir.«
»Und wo soll ich mich dann verstecken?«, seufzte Rudi und massierte sich die Schläfen.
Hinter der Tür ertönte Gregs Stimme. »He, bring mir noch ein Bier, du Schwuchtel.«
Balistreri ging zu der Tür und drehte langsam den Schlüssel um. Dann ging er zum Eingang der Bar und drehte das Schild mit der Aufschrift »Geschlossen« nach außen.
Erneut war hinter der Eisentür Gregs Geschrei zu vernehmen.
»He, kommst du in die Gänge mit meinem Bier? Oder muss ich dir erst wieder den Arsch aufreißen?«
Der Albaner geriet in Panik. »Ich will einen Anwalt«, sagte er in einem Anfall von Rebellion.
Balistreri schüttelte den Kopf. »Brauchst du nicht, gegen dich liegt nichts vor.«
Er nahm ihn mit nach draußen, auf den Gehweg vor der Bar, wo man die Drohungen nicht mehr hörte. Bestimmt würde Greg über Handy irgendeinen Kumpel bitten, ihn rauszuholen. Er schickte Piccolo eine SMS und forderte Verstärkung an.
»Wie heißt du?«
»Rudi.« Der Junge beruhigte sich langsam. Er holte eine Zigarettenschachtel und ein schmales blaues Feuerzeug aus der Tasche. »Drinnen ist Rauchen verboten, wissen Sie. Ach so, möchten Sie auch eine?«
»Danke, jetzt nicht. Ich habe selber welche.«
Mit zittrigen Händen zündete sich Rudi die Zigarette an. »Greg und Mircea brachten die beiden immer im Morgengrauen hierher.«
»Hat Hagi sie auch auf den Strich geschickt?«, fragte Balistreri.
»Nein. Signor Hagi ist anders. Er bezahlt mich, und er gibt mir Essen und eine Bleibe. Er wohnt auch nicht hier, er kommt nur morgens vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.«
»Wo wohnen die beiden Mädchen?«
»In der Wohnung oben im ersten Stock. In einem Zimmer wohnen Greg und Mircea, in einem ich und in dem dritten die Mädchen. Um fünf, wenn es dunkel wurde, gingen sie. Nur wenn sie irgendeinen Privatkunden hatten, gingen sie später, aber dann fuhr Mircea sie mit dem Auto hin.«
»Und weißt du, wohin er sie fuhr?«
»Nein. Einmal habe ich Ramona gefragt, aber sie sagte, das dürfe sie mir nicht erzählen.«
»Kannst du dich noch erinnern, wann Mircea sie das letzte Mal irgendwohin gefahren hat?«
»Klar, das war am 23. Dezember. Da hat er nur Nadia weggebracht. Ramona war wie immer um fünf gegangen, und Nadia holte er um halb neun ab. Ramona kam an dem Abend früher nach Hause, ihr ging es nicht gut. Es war spät, ich hatte die Bar schon zugemacht. Kurz danach kamen Mircea und Greg. Nadia war nicht dabei. Sie wollten noch Billard spielen, aber ich ging hoch in die Wohnung. Ramona musste sich übergeben, also holte ich ihr hier unten eine Kanne mit heißer Zitrone, ohne Mircea und Greg zu sagen, dass sie oben war. Um Mitternacht prosteten wir uns mit heißer Zitrone zu, weil wir dazu am Abend des 24. keine Gelegenheit haben würden.«
In diesem Moment stiegen zwei junge Männer in Jeans und Lederjacken von einer Motocross-Maschine und kamen näher. »He, Schwuchtel, was machst du hier draußen? Willst du etwa während deiner Arbeitszeit alte Männer abschleppen?«, sagte der Größere. Er hatte einen ausgeprägten südosteuropäischen Akzent, war kräftig, stark behaart und im Nacken und auf den Schultern tätowiert.
»Nicht dass sie dir wieder den Arsch aufreißen, du Tunte«, drohte ihm der Kleinere mit den gelben Zähnen.
»Hast du Greg da drinnen eingeschlossen, um es dem Alten hier zu besorgen?«
Balistreri spielte den Untröstlichen. »Entschuldigung, das ist alles meine Schuld. Ich hatte Rudi gebeten …«
Der Große unterbrach ihn. »Mach, dass du wegkommst, Alter. Lass dir woanders einen blasen.« Er
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