Du bist das Boese
Deutscher Student hat mich mit hingenommen, Sohn von Herrn Volkswagen«, warnte sie ihn vor.
Der Verkehr hatte nachgelassen, und das Taxi brachte sie in zehn Minuten zum Platz des XIV . Dezember. Das Café befand sich im Erdgeschoss eines ockerfarbenen Gebäudes aus dem achtzehnten Jahrhundert, ein schönes, gut geheiztes Lokal mit Holzvertäfelung und schmiedeeisernen runden Tischchen.
»Was möchtest du, Ramona?«
»Cappuccino, ist sehr gut hier.« Dann zögerte sie.
»Möchtest du ein Croissant dazu?«, fragte Mastroianni weiter. Er hatte gesehen, dass sie gerade aus dem Ofen kamen.
Sie nickte. »Wie heißt du?«
»Marcello.«
»Wie italienischer Schauspieler. Weißt du, dass du ähnlich?« Sie biss in ein Croissant und lächelte.
Mastroianni ging gar nicht darauf ein, das kannte er schon. »Ich weiß, dass du zweimal zur Polizei gehen musstest wegen der Vermisstenanzeige.«
»Dreimal. Erstes Mal am 25. Dezember. War sieben Uhr morgens. Kommissariat sah aus wie geschlossen. Habe geklingelt, und Mann hat aufgemacht.«
»Vicecommissario Colajacono?«
»Ja«, sagte sie und biss in ein zweites Croissant. »Aber ich kannte nur Gesicht, nicht Namen.«
»Du kanntest sein Gesicht?«, fragte Mastroianni verwundert.
Hinter den großen Fenstern schoben Großmütter Kinderwagen mit warm eingepackten Säuglingen vor sich her. Ein paar mutige Radfahrer trotzten der eisigen Kälte. In der Jukebox des Cafés lief jetzt ein rumänisches Liebeslied.
Ramona wirkte nachdenklich. Wahrscheinlich fragte sie sich, warum sie nicht einen Mann wie Mastroianni treffen, heiraten, viele Kinder bekommen, als Verkäuferin arbeiten und ein Häuschen außerhalb von Ia ş i haben konnte.
»Mann hat böse Augen. Augen sagen, du existierst nicht.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und fügte hinzu: »Für ihn ich nur Schlampe.«
Mastroianni war sehr beschämt. »Das tut mir leid, Ramona. Nicht alle Italiener sind so.«
Sie lächelte ihn an. »Kann ich noch Cappuccino und Croissant haben?«
Mastroianni gab die Bestellung auf, und sie fuhr fort.
»Ich gesehen in Nachtclub Cristal, zehn Tage vorher. Mircea hat mir Hose und Top aus schwarzem Leder gekauft. Hat mir Handy gegeben und gesagt, ich soll an Theke warten. Um Mitternacht hat geklingelt, und Mircea hat gesagt, ich soll rauskommen. Und draußen stand großer Polizist, Colajacono.«
Sie zögerte, biss in ein frisches Croissant und gab sich einen Ruck. Sie redete sehr schnell, aufgeregt, in einem Atemzug. »Hat gefragt, ob ich kann benutzen Peitsche, und ich Ja gesagt, obwohl nicht stimmt. Um geil zu machen, ich gesagt, gerne ihn peitschen. Er hat mich böse angesehen und am Arm gepackt mit großer Hand. Er gefragt, ob aussieht wie einer, der von rumänischer Nutte auspeitschen lässt, und ich gesagt, falsch verstanden, Entschuldigung.«
Mastroianni tätschelte ihre Hand. Eine weitere Träne rollte ihr die Wange hinab.
»Dann großer Polizist mir gezeigt Zimmer im ersten Stock neben Nachtclub. In Mitte breites Bett, großer Spiegel an Decke. Und Peitschen, Handschellen, Schwanz aus Plastik. Er mir gegeben Schlüssel und gesagt, soll ich in Zimmer lassen danach. Dann erklärt, was ich tun muss. Wieder ins Cristal gehen und an Theke setzen. Auf älteren, sehr eleganten Signore warten. Ich sofort Mann sagen sollte, dass ich gern Domina von Sklaven bin.«
»Und Colajacono ist weggegangen?«
»Ja. Er weg. Dann eleganter Mann gekommen und ich meine Arbeit gemacht in Zimmer. Eleganter Signore großes Schwein, ich immer peitschen musste.«
»Hast du diesen Herrn noch einmal wiedergesehen?«
»Nein, nie.«
Er musste auf den Punkt kommen. »Und als du am Morgen des 25. auf dem Kommissariat warst, um Nadias Verschwinden zu melden, stand plötzlich Colajacono vor dir.«
»Ja, ich geklingelt, und er geöffnet. Ich überrascht und Angst. Hat gefragt, was ich will, und dann laut gelacht. Hat gesagt, soll ich nicht auf Sack gehen.«
»War er denn irgendwie verlegen oder erstaunt? Ihn muss doch der Schlag getroffen haben, als du dort aufgetaucht bist. Schließlich wusstest du ja nun, dass er Polizist ist.«
Sie schien nachzudenken. »Ganz egal. Für ihn ich war nichts.«
»Bist du dann in eure Wohnung gegangen?«
»Ja, zu sehen, ob Nadia zurück. Sie nicht da. Aber nicht abgehauen mit jemand, alle Kleider noch da.«
»Bist du sicher, dass sie noch da waren?«
»Ja.« Ramona lächelte zärtlich. »Alles auf Boden und auf Bett, wie immer. Nadia sehr chaotisch. Rudi räumt
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