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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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inzwischen völlig zurückgezogen. Die ewige Wiederholung, die Schuldgefühle, der Mangel an Frauen, die ihn wirklich interessierten – die Gründe waren zahlreich. Und während Balistreri sich zunehmend den einst so verhassten Mechanismen von Diplomatie und Bürokratie beugte, war Angelo Dioguardi einer der zehn besten Pokerprofis der Welt geworden. Einen Großteil seiner Gewinne führte er immer noch wohltätigen Zwecken zu, verfügte über die Verwendung aber nun persönlich.
    Während Alberto mit Corvu über Bilanzen und über diese dämliche Wertkette fachsimpelte, zogen die beiden Freunde sich in den kleinen Salon zurück. Angelo gönnte sich seine dreißigste Zigarette und einen doppelten Whisky, während Balistreri sich die fünfte ansteckte und ein Glas Wasser dazu trank. Zu viel Alkohol war Gift für seinen Magen.
    »Ich muss dich etwas fragen, Angelo. Ich brauche ein paar Infos über illegale Spielhallen. Mir ist schon klar, dass du die seit Jahren nicht mehr frequentierst, aber zu Beginn deiner Karriere …«
    Angelo runzelte verwundert die Stirn. »Sie haben dich wohl zur Sitte verbannt …«
    »Lass den Scheiß, ich muss was über das Milieu wissen.«
    »Die Zeiten haben sich geändert, Michele. Heutzutage wird in privaten Clubs mit sehr hohem Einsatz Texas Hold’em gespielt. Das ist aber völlig legal jetzt, mit Steuerbeleg und allem Drum und Dran.«
    »Wie viel kann man da gewinnen?«
    »Kommt drauf an, welche Summe insgesamt im Spiel ist. In mittleren Turnieren sind das, glaub ich, schon ganz ordentliche Beträge. Was genau willst du wissen?«
    »Bei unseren Ermittlungen haben wir es mit einem Unternehmen zu tun, das Nachtclubs, Pokertische, Spielautomaten und Wettbüros betreibt. Es gehört zu einer Treuhandgesellschaft mit Sitz im Ausland. Ich habe einen Verdacht, aber ich wollte erst deine Meinung dazu hören.«
    Angelo dachte einen Moment nach. »Eine Verbindung ist durchaus möglich, Michele. Unterwelt und Geldwäsche. Allerdings funktioniert das nur bei kleinen Beträgen. Für das große Kapital braucht man ganz andere Kanäle …«
    »Nämlich?«
    »Michele, diese Dinge weiß ich nur vom Hörensagen. Ich selbst hab keinerlei Erfahrung damit. Mir reichen die Gewinne, die ich beim Pokern einfahre, um meine Laster zu finanzieren.«
    »Schon gut, ich weiß, dass du ein Heiliger bist. Jetzt erzähl mir endlich etwas, womit ich was anfangen kann.«
    »Die große Geldwäsche läuft über Immobilien. Natürlich nicht in Italien, sondern in Ländern, in denen man innerhalb einer Woche mit Bargeld einen Wolkenkratzer kaufen kann. Karibik, Dubai, Macao …«
    »Und wo kommt das Geld her?«
    »Das große Geld stammt aus illegalen Geschäften, Drogen, Waffen, Prostitution. Nicht nur in Italien. Auch hier verlieren wir Marktanteile an die Russen und die Chinesen. Die Russen fahren mit Koffern voller Geld los und kaufen übers Wochenende ganze Straßenzüge ein.«
    »Das gibt es doch auch hier in Italien …«
    »Sicher. Aber die italienischen Kriminellen ziehen es vor, wenigstens teilweise in Italien zu reinvestieren. Immobilien, Ladenketten, Hotels, Dienstleistungsunternehmen, Nachtclubs. Das bringt Beschäftigung, also Zustimmung und damit auch Wählerstimmen, mit denen man die Politiker beeinflussen kann.«
    »Und die Schmiergeldzahlungen? Dieser Filz zwischen Politik und Wirtschaft?«, fragte Balistreri.
    Angelo lächelte. »Du meinst das, was es seit dem Skandal von Tangentopoli angeblich nicht mehr gibt? Wer öffentliche Gelder veruntreut, macht es jetzt halt etwas vorsichtiger. Für die Vergabe öffentlicher Aufträge kassiert man eine schöne schwarz gekaufte Mansardenwohnung für die Kinder, oder man lässt sich kostenlos die Villa auf dem Land sanieren. Wenn es um Kleinigkeiten geht, reichen vielleicht ein paar Huren. Diese Leute haben viel Fantasie, in jeder Beziehung.«
    »Und wo sortiere ich meinen Spielautomaten- und Nachtclub-Betreiber da ein?«
    »Genau in der Mitte. Er reinvestiert legal ein illegal angehäuftes Vermögen, das auf diese Weise nach der Geldwäsche im Ausland nach Italien zurückfließt.«
    Angelo zündete sich die nächste Zigarette an. Balistreri registrierte es neidisch. »Wie viele rauchst du?«
    Er schüttelte den Kopf. »Je nach Laune. Ein bis zwei Schachteln am Tag. Du wirst mir doch jetzt keine Moralpredigt halten, Michele. Von jedem anderen gerne, aber …«
    »Der Zügellose von uns beiden bin nicht mehr ich. Und was ist mit Frauen?«
    Angelo schmunzelte. »Ich

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