Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
Kleider erst überall verstreut und dann plötzlich verschwunden. Alles klar.« Dann blickte er zu Piccolo auf. »Aber das mit Ramonas Sachen verstehe ich nicht. Hat Rudi nicht gesagt, dass …« Er verlor sich in wirren Gedanken.
    Jetzt musste er aber erst einmal Colajacono verhören. Er beschloss, Piccolo mitzunehmen, dann hatte er sie wenigstens unter Kontrolle. Außerdem konnte die eine oder andere Provokation sicher nützlich sein.
    Colajacono erwartete sie in demselben Raum, in dem sie Marius Hagi befragt hatten. Er war ausgeruht und rasiert, das dichte graue Haar mit Gel nach hinten gekämmt. Mit seinen kleinen, eng stehenden Augen sah er sie scheinheilig an und schwieg.
    Sein Anwalt saß neben ihm und stellte sofort klar, wo es langging. »Mein Mandant ist hier, um eine freiwillige Aussage zu machen. Sobald die Sache eine Wendung nimmt, die mir nicht gefällt, beenden wir das Ganze. Oder Sie veranlassen eine offizielle Festnahme.«
    Wie Morandi bei Hagi. Weil er weiß, dass wir das nicht dürfen.
    »Dann wollen wir doch mal hören, was Vicecommissario Colajacono freiwillig zu dem Thema zu sagen hat«, erklärte Balistreri freundlich.
    »Zu welchem Thema?«, fragte Colajacono provozierend.
    »Zu Ramona Iordanescu«, sagte Piccolo brüsk.
    Colajacono würdigte sie keines Blickes, sondern antwortete Balistreri. »Zu ihren beiden Besuchen auf der Wache?«
    »Drei Besuchen«, korrigierte Piccolo.
    Colajaconos Boxernase blähte sich bedrohlich auf, während sein schmaler Mund sich zu einem Grinsen verzog. Langsam drehte er sich zu Piccolo um.
    »Eine ganz schöne Nervensäge, dieses rumänische Flittchen. Kommt ganze drei Mal, als hätten wir sonst nichts zu tun.«
    »Erzählen Sie uns vom ersten Mal«, forderte Piccolo ihn ruhig auf, denn sie wusste, dass Balistreri sie im Auge behielt.
    »Das war am 25., im Morgengrauen. Es war noch dunkel. Tatò und ich waren die Einzigen in der Dienststelle. Ich habe aufgemacht, und da stand diese Nutte und faselte wirres Zeug. Dass diese andere Nutte verschwunden sei. Na, so was aber auch. Ich hab sie gar nicht erst reingelassen, ich hatte wirklich Wichtigeres zu tun.«
    »So früh morgens am ersten Weihnachtstag?« Die Ironie in Piccolos Stimme war nicht zu überhören.
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Signorina. Bei uns auf der Wache haben wir tagtäglich mit diesem Milieu zu tun. Wir haben das Casilino 900 mit sechshundertfünfzig Gästen und noch einige Lager mehr, dazu kommen die ganz normalen Straftäter. Das sind die reinsten Tiere, und wenn meine Männer und ich sie nicht in Schach halten, fallen die über die Frauen des Viertels her, alte und junge gleichermaßen, nicht nur die schönen wie Sie«, endete er mit einem hämischen Grinsen.
    »Sie hätten einen Aktenvermerk zu der Anzeige machen müssen«, sagte Piccolo kühl.
    Colajacono funkelte sie spöttisch an. »Sie sitzen gemütlich in Ihrem Büro in der Innenstadt und schwingen schöne Reden! Die Straßenfeger im Paradies.« Er spuckte auf den Boden. Sein Anwalt flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Erzählen Sie uns, was in Ihnen vorging, als Sie die Tür öffneten und die Iordanescu vor Ihnen stand«, forderte Piccolo ihn unbeirrt auf.
    Er sah sie verdutzt an. »Was in mir vorging? Bin ich ein Kind oder was? Was soll schon in mir vorgegangen sein?«
    »Was auch immer«, antwortete Piccolo gleichmütig. »Waren Sie überrascht, hatten Sie Angst …«
    »Angst?«, platzte es aus Colajacono heraus, während sein Anwalt ihm schnell eine Hand auf den Arm legte. »Ich, Angst vor einer Zigeunerschlampe?«
    Balistreri schob sich eine unangezündete Zigarette in den Mund. Das war das mit Piccolo vereinbarte Zeichen, dass er nun übernahm.
    »Waren Sie gar nicht überrascht, die Iordanescu auf Ihrem Kommissariat zu sehen?«, fragte Balistreri unverhohlen.
    Colajacono sah ihn an und zögerte zum ersten Mal. Schließlich kam er zu der Erkenntnis, dass es klüger sei, sich ein Hintertürchen offenzuhalten.
    »Na ja, ein bisschen schon, um diese Uhrzeit …«
    »Und war die Iordanescu nicht überrascht, Sie dort anzutreffen?«, insistierte Balistreri.
    Der Anwalt ging dazwischen. »Dottore, dieser Hang zum Kryptischen gefällt mir ganz und gar nicht. Wenn Sie meinem Mandanten bitte eine klare Frage stellen würden …«
    »Klarer geht es kaum, Avvocato. Ich wiederhole: Da Vicecommissario Colajacono nicht überrascht war, die Iordanescu zu sehen, obwohl er ihr schon einmal begegnet war, haben wir Anlass zu der Frage, ob wenigstens

Weitere Kostenlose Bücher