Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
lebe meine Freiheit aus, im Moment zumindest. Gegen etwas mehr Beständigkeit hätte ich gar nichts, aber nach einer Weile können sie mein Gelaber einfach nicht mehr ertragen …«
    »Kein Wunder, du bist eine Nervensäge mit dieser fixen Idee von der großen Liebe. Nach all den Jahren solltest du dich allmählich mit einer einfachen Bumserei zufriedengeben.«
    »Kann es sein, dass du auf dem Trockenen sitzt?«
    »Ich habe es nur leid, mich ständig schuldig zu fühlen, weil ich wieder jemanden enttäuscht habe. Das ist es nicht wert.«
    Angelo kam ins Grübeln. Wie es schien, bedauerte er seinen Freund und wunderte sich über diese Bemerkung.
    »Michele, wenn du Wert und Preis verwechselst …«
    »Ich verwechsle überhaupt nichts, Angelo. Ich vergleiche.«
    »Ich meine ja nur. Es gibt doch auch Werte, die keinen Preis haben.«
    Das sagte er mit der Bescheidenheit des ungebildeten Jungen aus der Vorstadt, dem bewusst war, dass er es mit einem studierten Menschen zu tun hatte. Dieses »ich meine ja nur« benutzte er häufig, um sich regelrecht dafür zu entschuldigen, dass er anderer Meinung war, worin Balistreri wiederum Ursprung und Wesen ihrer großen Freundschaft sah.
    Alberto rief nach ihnen. Der Pokertisch war bereit. Alles lief wie gewohnt. Angelo gewann, fast gegen seinen Willen. In all den Jahren waren sie immer noch nicht dahintergekommen, wann er bluffte und wann er tatsächlich eine gute Hand hatte. Am Ende triumphierte immer er, und die Gewinnsumme ging an eine Stiftung, die Einrichtungen für Obdachlose und Bedürftige finanzierte.
    Als Angelo ihn vor seiner Tür absetzte, war Balistreri erschöpft von dem endlosen Tag.
    »Eine Letzte darf ich noch«, sagte er und zeigte auf seine Zigarettenschachtel.
    »Dann leiste ich dir Gesellschaft«, erwiderte Angelo und steckte sich die vierzigste Zigarette an.
    Als sie ihr Gespräch beendeten, war es vier Uhr morgens.

Freitag, 30. Dezember 2005
    Vormittag
    Mastroianni landete, aus Bukarest kommend, um acht Uhr morgens Ortszeit in Ia ş i. Der Flughafen war klein, aber modern und funktional, wie viele Gebäude in Osteuropa, die nach dem Untergang des Kommunismus errichtet worden waren. Am Ausgang des Terminals erwartete ihn ein schlaksiger junger Mann in Jackett, Jeans und Krawatte.
    »Ich bin Viceispettore Florean Catu«, stellte er sich vor.
    »Marcello Scordo. Sprechen Sie Italienisch? Mit dem Rumänischen habe ich ein wenig …«
    Catu war froh, seine Sprachkenntnisse auspacken zu können. »Meine Tante lebt in Florenz, ich bin jeden Sommer bei Ihnen in Italien.«
    Mit seinem Golf machten sie sich auf den Weg. Auf den Straßen war wenig los. Es war sehr kalt, doch der Himmel war klar. An der Architektur der Stadt konnte man die verschiedenen Epochen rumänischer Geschichte ablesen: wenig alte Bausubstanz, niedrige Gebäude aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, nüchterne Monumentalbauten aus der kommunistischen Ära und schließlich die modernere, wenig solide wirkende Bauweise der Zeit nach 1989.
    »Wir versuchen, in den Dörfern um Ia ş i herum Nadias Nachnamen zu ermitteln. Wenn jemand sie für den Jahreswechsel erwartet hat, gibt er vielleicht eine Anzeige auf. Große Hoffnungen mache ich mir allerdings nicht«, erklärte Catu und schlängelte sich an den wenigen Lieferwagen und Fahrrädern vorbei.
    »Falls sie Verwandte hat, müssten die sich doch Sorgen machen, wenn sie so lange nichts von ihr hören.«
    »Kann sein, aber bei uns macht man sich erst nach Monaten Sorgen, nicht schon nach Stunden, wie bei euch. Jetzt holen wir erst einmal Ramona im Studentenwohnheim ab. Allerdings können wir sie nicht zwingen, deine Fragen zu beantworten.«
    »Ich würde am liebsten alleine mit ihr reden, Florean. Es ist schließlich nur ein informelles Gespräch, und falls eine Straftat dahintersteckt, ist die rumänische Polizei sowieso nicht zuständig.«
    Catu schien das Für und Wider abzuwägen. Einerseits passte es ihm gar nicht, dass ein italienischer Polizist in ihr Land kam, um eine rumänische Staatsangehörige zu verhören, ohne einen der ansässigen Polizisten dabeihaben zu wollen. Andererseits war es verlockend, den Italienern die ganze Verantwortung aufzubrummen, auch dafür, dass Ramona die Zusammenarbeit höchstwahrscheinlich verweigern würde.
    »Okay, aber dann musst du sie außerhalb des Kommissariats befragen. Auf dem Platz des XIV . Dezember gibt es ein Café. Dort machen sie den besten Espresso der Stadt. Und den teuersten.«
    Genau das, was

Weitere Kostenlose Bücher