Du bist die pure Sinnlichkeit
unterstützt, seit sie vor fünf Jahren ihr Diplom als Physiotherapeutin gemacht und mit der Arbeit im Krankenhaus begonnen hatte. Sie verdankte einen Großteil ihres Erfolges mit der eigenen Praxis den Überweisungen von Dr. Eilender und den ausgezeichneten Referenzen, die sie stets von ihr bekam.
Alexa hatte nicht vor, ihr diese persönliche Bitte abzuschlagen.
Doch sie wollte der Ärztin nicht aus selbstsüchtigen Gründen helfen. Hier ging es um ein kleines Mädchen, das schwer verletzt worden war und sich nun in einer schlimmen emotionalen Krise befand. Alexas Liebe zu Kindern ließ es nicht zu, daß sie diese Patientin abwies, egal, von wem sie überwiesen wurde.
„Natürlich werde ich mit Kelsey arbeiten, Dr. Eilender”, sagte Alexa. „Ich werde sie anrufen und einen Termin für morgen vereinbaren.”
Dr. Eilender lächelte zustimmend. „Die Telefonnummer steht nicht im Telefonbuch, doch Sie finden sie auf der Karte, die ich zu den Akten gelegt habe.” Sie nahm Alexas Hand, mehr um sie ermutigend zu drücken als zum förmlichen Abschied. „Viel Glück, Alexa.”
„Nach dem, wie Sie die Familiensituation geschildert haben, werden Kelsey und ich beide Glück brauchen können.”
„Sie sind genau die richtige Betreuerin für das Kind. Und ich bin überzeugt, es wird Ihnen gefallen, Kelseys Vater kennenzulernen. Er hat einen wunderbaren grotesken Humor.”
Alexa murmelte ihre Zustimmung. Sie war sowohl ein wenig neugierig als auch amüsiert über die überschwengliche Beschreibung der Ärztin, die sich äußerst selten für jemanden begeisterte, der dem Kindesalter entwachsen war.
„Oh, und er ist so etwas wie eine Berühmtheit”, fuhr Dr. Eilender fort. „Er ist ein sehr populärer Cartoonist. Sie haben wahrscheinlich schon von ihm gehört. Ich lese seinen Comicstrip in der Washington Post jeden Tag, und außerdem besitze ich alle seine Bücher. Er war so großzügig, mir eine signierte Ausgabe des neuesten zu schenken, das noch nicht einmal veröffentlicht ist.” Dr. Eilender strahlte über das ganze Gesicht. „Sein Name ist Ryan Cassidy.”
Der Himmel war grau, und Nieselregen fiel in Schauem, als Alexa ihren Wagen mehrere Meter von Ryan Cassidys Haus entfernt parkte.
Die beeindruckende Größe des Hauses hielt sie davon ab, einfach vorzufahren und auszusteigen; man fühlte sich beim Anblick des Hauses verpflichtet, den majestätischen Eingang nicht mit seinem Wagen zu verstellen.
Einen wunderbaren grotesken Humor. Dr. Ellenders Worte klangen ihr noch in den Ohren, als Alexa die gefliesten Treppenstufen hinaufstieg, die auf die Veranda, die das ganze Haus umgab, führte.
Sie dachte an den haarsträubenden Zufall, daß von allen Physiotherapeuten aus ganz Washington ausgerechnet sie diejenige war, die diesen Fall bekommen hatte.
Doch Alexa fand diesen Streich, den das Schicksal ihr gespielt hatte, ganz und gar nicht witzig.
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Sie hatte nicht einmal gewußt, daß Ryan Cassidy ein Kind hatte! Sie hatte ihn geliebt und war enger mit ihm zusammengewesen als je mit einem anderen Mann in ihrem Leben. Sie hatte ihn heiraten wollen, und er erwähnte nicht einmal, daß er Vater war.
Alexa verzog das Gesicht. Es war eine Liebesgeschichte, aufgebaut auf Lügen und mit vorprogrammiertem unglücklichen Ende – einem Ende, das Ryan Cassidys zutiefst zynischen Comicstrips entsprungen sein könnte.
Sie hatte Ryan Cassidy seit zwei Jahren nicht gesehen - seit dem Ende ihrer intensiven, acht Monate währenden Beziehung. Die Tatsache, daß ihre Wege sich in all der Zeit nicht einmal gekreuzt hatten, war kein Zufall. Alexa mied absichtlich die Orte, von denen sie wußte, daß er sie aufsuchte. Seit ihrer Trennung war jedes Lokal und Restaurant, in das er sie je ausgeführt hatte, tabu für sie gewesen. Die Gegend um Washington war groß genug, so daß Alexa ihm leicht aus dem Weg gehen konnte.
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Sie las bewußt keine seiner umstrittenen, aber erfolgreichen, in mehreren Zeitungen gleichzeitig erscheinenden Comicstrips, und sie kaufte auch keines seiner Bücher, die regelmäßig zweimal im Jahr erschienen und unweigerlich die Bestsellerlisten stürmten. Die Buchverkäufe und die Arbeiten für die Zeitungen hatten ihn reich genug gemacht, um sieh ein großes Haus wie dieses leisten zu können, mit einer imposanten, langen Auffahrt und einem gepflegten, parkähnlichen Garten.
Alexa betätigte energisch den Messingklopf er an der wuchtigen Tür. Während sie darauf wartete, hereingebeten zu werden,
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