Du bist in meinen Traeumen
Minerva-Mitarbeiter aufzutreiben”, erklärte Ruth. “Sobald ich herausgefunden hatte, dass Henry Graham dort angestellt ist, war der Rest ein Kinderspiel.”
“Ruth, Sie sind ein Genie!”
“Keineswegs, Mr. Warner”, meinte sie und genehmigte sich diesmal sogar ein Schmunzeln. “Der Ehrenwerte Henry Graham ist nämlich einziger Sohn und Erbe Lord Parkers,
Vorstandsmitglied der Minerva Utilities, mit dem Sie derzeit …
gewisse Verhandlungen führen.”
Einen Moment lang blickte Matt seine Sekretärin
ausdruckslos an, dann brach er unversehens in Gelächter aus.
“Wieso bin ich nicht selber draufgekommen? Aber mir war dieses undurchschaubare Namensgeflecht der britischen Aristokratie mit unterschiedlichen Familiennamen und Titeln schon immer ein Buch mit sieben Siegeln”, bekannte er. “Okay, Ruth. Da heute Freitag ist, rufen Sie am besten Lady Parker auf ihrem Landsitz in Surrey an und bitten sie, für morgen früh ein Treffen zwischen mir und ihrem Mann und ihrem Sohn zu vereinbaren. Sicher brauche ich Ihnen nicht zu sagen, dass die Angelegenheit unter uns bleiben muss?”
“Nein, das brauchen Sie nicht!”, entgegnete Rutil spitz, und ihr Chef fühlte sich jäh in seine Schulzeit zurückversetzt, als sie mit strengem Blick hinzufügte: “Falls Sie mich fragen, Mr.
Warner, so rate ich Ihnen, diese junge Dame umgehend zu finden und zu heiraten, damit wir uns künftig wieder uneingeschränkt auf unsere Arbeit konzentrieren können.”
“Ja, Ruth”, versprach Matt demütig, doch seine grünen Augen funkelten belustigt, als Ruth ihm völlig überraschend kurz zuzwinkerte, ehe sie zur Tür ging.
Das im elisabethanischen Stil erbaute Landhaus Lord Parkers lag inmitten eines riesigen Parks mit saftigen Wiesen und vereinzelten Gruppen alter Eichen, unter denen friedlich Schafe weideten.
Schon bei seinem ersten Besuch vor einer Woche hatte Matt das alte Herrenhaus bewundert, bei dem es sich seiner Ansicht nach um das großartige Beispiel eines typisch englischen Landsitzes handelte. Was habe ich im Vergleich dazu Samantha schon zu bieten? dachte er niedergeschlagen, als er in seinem Mietwagen die kiesbestreute Auffahrt entlangfuhr.
Nachdem er jedoch von Lord Parker begrüßt worden war und diesem in die riesige Bibliothek gefolgt war, dauerte es nur wenige Minuten, bis Matt erleichtert feststellte, dass Henry Graham, so gut er auch aussehen mochte, kein ernst zu nehmender Rivale für ihn war. Eine so intelligente und geistig anspruchsvolle Frau wie Samantha würde nie im Leben diesen charmanten Schwachkopf heiraten.
“Mr. Warner hat mir sein Ehrenwort gegeben, dass er mit dir eine rein private Angelegenheit besprechen möchte”, teilte Lord Parker seinem Sohn mit ernster Miene mit. “Beantworte also seine Fragen, und unterlass jede Bemerkung über Aktienkurse und dergleichen, verstanden, Henry?”
“Klar, Dad. Ich bin ja kein Volltrottel!” Henry wartete, bis sein Vater die Bibliothek verlassen hatte, und vertraute dann Matt an, sein alter Herr neige manchmal zur Übertreibung.
“Mir ist natürlich klar, dass Sie wegen Samantha hier sind”, fuhr Henry fort. Er bat Matt, Platz zu nehmen, setzte sich ebenfalls und musterte seinen Besucher interessiert. “Nun, was möchten Sie von mir wissen?”
Matt fand schnell heraus, dass er den jungen Henry gewaltig unterschätzt hatte, was ihm nicht hätte passieren dürfen.
Immerhin hatte die englische Adelskaste trotz mancher Verschrobenheit recht geschickt ihre Privilegien
jahrhundertelang verteidigt.
Außerordentlich höflich hörte Henry zu, was Matt zu sagen hatte, gab jedoch mit keiner Gesichtsregung zu erkennen, was er dachte. Sogar als Matt ihm vorwarf, selbst ein Auge auf Samantha geworfen zu haben, reagierte Henry bewundernswert gelassen.
“Es ist kein Geheimnis, dass ich in Samantha verliebt bin”, bekannte der junge Aristokrat freimütig und zuckte die Schultern. “Aber ich hatte nie die geringste Chance bei ihr.
Samantha hat Büroaffären strikt abgelehnt, und im Übrigen war sie ganz auf ihre berufliche Karriere fixiert - die Sie ihr nun verbaut haben! Warum sollte ich Ihnen da he lfen, sie zu finden?
Sie lieben Sie ja nicht einmal und haben doch ihr Leben zerstört!” Henry hatte sich immer mehr in Rage geredet und verhehlte nun keineswegs mehr seinen Zorn auf den Besucher.
“Natürlich liebe ich dieses verdammte Mädchen”, widersprach Matt aufgebracht. “Glauben Sie etwa, ich würde eine Frau bitten, mich zu heiraten,
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