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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Porter und das Jurastudium in Cornell zum Besten gab. Sie entpuppte sich als recht gesellig und witzig, und die Zeit verging wie im Flug.
    Da sie beide noch etwas zu trinken hatten, blieben sie bis etwa halb elf sitzen. Nachdem die meisten anderen Gäste mittlerweile schon gegangen waren, kam Ajit zu ihnen an den Tisch und fragte, ob er ihnen die Rechnung bringen dürfe. Thomas war voll des Lobes, denn das Essen war recht gut gewesen. Dann holte er Sitas Foto heraus.
    Ajit nahm es mit einem Nicken entgegen. »Ich bin gleich wieder da.«
    Er ging zu einer stattlichen Frau hinüber, die auf der anderen Seite des Raumes gerade damit beschäftigt war, Quittungen zu sortieren. Nachdem die beiden kurz miteinander gesprochen hatten, zeigte er ihr das Foto. Mit enttäuschter Miene kehrte Ajit zurück und reichte Thomas das Foto.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Meine Frau kennt deine Freundin nicht.«
    »Und die Kellnerin?«, fragte Thomas. »Vielleicht weiß die etwas?«
    »Das könnte natürlich sein.« Er rief das Mädchen herbei.
    In der Annahme, dass sie zahlen wollten, brachte die Kellnerin ihnen die Rechnung. Thomas reichte Ajit seine Kreditkarte.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich allein mit ihr spreche?«
    Ajit bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick, ehe er wortlos mit Thomas’ Karte abzog. Aus irgendeinem Grund, den Thomas selbst nicht so ganz verstand, hatte er beschlossen, im Fall der Kellnerin auf die Geschichte, die er den anderen Leuten aufgetischt hatte, zu verzichten.
    »Ich habe eine Freundin in Bombay«, erklärte er und sah der jungen Frau dabei direkt in die Augen. »Sie sucht nach ihrer vermissten Schwester. Womöglich ist Ihnen das Mädchen ja mal über den Weg gelaufen?«
    Er hielt das Foto hoch. Für einen Moment wirkte die Kellnerin seltsam beunruhigt, fing sich aber schnell wieder. Sie ging zu Ajit an die Kasse hinüber. Nach einem kurzen Wortwechsel reichte er ihr eine schwarze Mappe mit Thomas’ Rechnung. Als sie damit an ihren Tisch zurückkehrte, schrieb sie etwas auf die Rückseite der Rechnung.
    »Wenn ich Sie wäre«, sagte sie, »würde ich bei der Auskunft anrufen.«
    Thomas nickte ihr zu und erhob sich. Nachdem er sich bei Ajit noch einmal für das Essen bedankt hatte, verließ er mit Julia das Restaurant. Als sie den Boulevard de Strasbourg erreichten, holte er die Rechnung heraus. Auf deren Rückseite hatte das Mädchen in krakeligem Französisch geschrieben: »Kommen Sie morgen früh um neun noch einmal her.«
    Thomas lief es kalt über den Rücken. Seine Intuition hatte ihn nicht getrogen. Dieses Mädchen wusste etwas. Er reichte die Rechnung Julia, die erstaunt die Augen aufriss.
    »Kann ich mitkommen?«, fragte sie.
    Thomas grinste. »Vermutlich wird Ihre Anwesenheit sie sogar beruhigen. Ich habe meistens die gegenteilige Wirkung.«
    Julia musste lachen. »Ihr Juristen habt eben so eine Ausstrahlung. Bei Andrew war das immer genauso.«
    Strammen Schrittes marschierten sie in Richtung Metro, um möglichst schnell der Kälte zu entkommen. Nachdem sie durch das Drehkreuz gegangen waren, küsste Julia ihn auf die Wange.
    »Möchten Sie, dass ich Ihnen während der Fahrt noch Gesellschaft leiste?«, fragte er.
    Wieder musste sie lachen. »Das ist sehr lieb von Ihnen, aber ich wette, Sie haben keinen schwarzen Gürtel in Judo.«
    »Da muss ich Ihnen leider recht geben.«
    »À demain.« Während sie davoneilte, fragte sich Thomas, wie es sein konnte, dass eine solche Frau solo war.
    Am Donnerstagmorgen trafen sie sich am Fuß des großen Torbogens unter einem blaugrauen Himmel. Die Luft war kalt und der Boden mit einer feinen Schneeschicht bedeckt. Julia begrüßte Thomas mit einem kleinen Lächeln und steuerte dann an seiner Seite auf die Passage Brady zu.
    Die Kellnerin stand neben dem schmiedeeisernen Tor auf dem Gehsteig. Als sie die beiden entdeckte, wandte sie sich wortlos um und schlenderte entlang der Rue du Faubourg-Saint-Denis in Richtung Norden. Thomas und Julia wechselten einen vielsagenden Blick, ehe sie dem Mädchen folgten, dabei aber darauf achteten, immer genügend Sicherheitsabstand zu ihr zu lassen.
    Die Kellnerin wandte sich nach rechts in die Rue du Château d’Eau und ging an ein paar Häuserblocks vorbei, ehe sie schließlich in eine Seitenstraße einbog. Neben einer kleinen Gasse blieb sie stehen und klappte ihren Mantelkragen hoch, während sie wartete, bis die beiden sie eingeholt hatten. Als sie dann mit leiser Stimme zu sprechen begann, war ihr Blick

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