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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Besitzer, ein sympathischer weißhaariger Mann in einem wild gemusterten Hawaiihemd, begrüßte sie in fließendem Englisch. »Sind Sie auf Hochzeitsreise?«, erkundigte er sich interessiert.
    »Ja«, antwortete Priya zu Thomas’ Überraschung, »unserer zweiten.«
    »Auf einen guten Neuanfang!« Mit diesen Worten überreichte ihnen der Mann die Schlüssel.
    Hand in Hand gingen sie zu ihrem Bungalow und verstauten ihre Sachen in einem Schrank am Fußende des Bettes. Priya verschwand im Bad, um sich umzuziehen, und tauchte in einem weißen Leinenhemd und einem Sarong mit Blumenmuster wieder auf. Thomas trug mittlerweile Surfshorts, bequeme Sandalen und ein T-Shirt. Nachdem Priya ihn einen Moment von Kopf bis Fuß gemustert hatte, ging sie zu ihm hinüber, schlang die Arme um seine Brust und kuschelte sich an ihn. Er umarmte sie mit einer Leidenschaft, die ihm selbst erst bewusst machte, wie sehr sie ihm gefehlt hatte.
    Nach einer Weile löste sie sich wieder von ihm und sagte: »Lass uns einen Spaziergang am Strand machen.«
    Im Schatten von Palmen marschierten sie einen zerfurchten Weg entlang, der über einen steilen Hang und ein paar Dünen zum Meer führte. Priya und Thomas zogen ihre Sandalen aus und gingen barfuß bis ganz vor ans Wasser. Beide genossen das herrliche Gefühl, den tiefen, warmen Sand unter den Fußsohlen zu spüren. Die tropische Sonne hing inzwischen knapp über dem Horizont und sprenkelte das Wasser golden.
    Priya nahm Thomas an der Hand und steuerte mit ihm auf ein paar Felsen zu. Auf den größten kletterte Priya hinauf, Thomas folgte ihr. Nebeneinander ließen sie sich auf einer flachen Stelle des Felsens nieder und betrachteten den Sonnenuntergang. Thomas legte Priya den Arm um die Schulter, und sie lehnte sich an ihn.
    »Warum muss das Leben eigentlich so schwierig sein?«, fragte sie.
    »Das Leben ist, wie es ist«, entgegnete er. »Aber das, was wir beide versucht haben, ist eben nicht einfach.«
    »Mir tut so vieles leid«, sagte sie leise.
    »Schh!« Er legte ihr einen Finger an die Lippen.
    »Nein, das muss jetzt mal ausgesprochen werden.« Sie seufzte. »Ich habe dich verletzt, dir das Leben zur Hölle gemacht. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit meinem Schmerz umgehen sollte. Irgendwann dachte ich dann, es würde leichter werden, wenn ich nach Indien zurückkehrte, aber dem war nicht so. Ich höre immer noch jeden Morgen ihre Stimme. Ich sehe ihr kleines Gesicht vor mir und spüre ihr weiches Haar. Ich weiß noch genau, was ich empfand, als ich sie nach der Geburt in die Arme schloss.«
    Ihre Worte trafen ihn mit schmerzlicher Wucht. Ihm wurde klar, wie sehr er Priya immer noch liebte. Er hatte nie aufgehört, sie zu lieben. Nicht einmal, als ihr Kind gestorben war. Nicht einmal, nachdem sie diesen grausamen Blick bekommen und ihn ständig mit ihrer scharfen Zunge verletzt hatte. Er würde sie jederzeit wieder heiraten. Sie war das Beste, was ihm im Leben passiert war.
    »Ich weiß nicht, ob der Schmerz je nachlassen wird«, sagte er. »Sie ist einfach ein Teil von uns.«
    Priya dachte über seine Worte nach. »Hast du Albträume?«
    Er nickte. »Ich wache schweißgebadet auf und höre sie weinen. Zu Hause war es noch schlimmer. Ich hatte das Gefühl, mit Geistern zusammenzuleben.«
    Sie sahen zu, wie die Sonne ins Meer eintauchte und den Himmel mit einem rosigen Hauch überzog.
    »Es heißt, man könnte noch einmal ganz von vorn anfangen.« Sie griff nach seiner Hand und ließ ihre Finger über seine Handfläche gleiten. »Ich bin mir da nicht so sicher.«
    »Wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie wissen.«
    Sie blieben auf dem Felsen sitzen, bis am Himmel die ersten Sterne funkelten.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie.
    »Nur, wenn du auch Hunger hast«, flüsterte er und wandte sich ihr zu, um den Jasmin- und Fliederduft ihres Parfums einzuatmen. Er weckte in ihm alte schöne Erinnerungen.
    Als Priya ihm daraufhin tief in die Augen sah und gleichzeitig die Lippen leicht öffnete, küsste er sie – erst zögernd und dann immer begieriger, während er sie gleichzeitig in seine Arme zog.
    »Warum vergessen wir das mit dem Abendessen nicht einfach?«, murmelte sie.
    Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Das ist der beste Vorschlag, den ich seit Langem gehört habe.«
    Die Landschaft von Goa ließ die Welt für Priya und Thomas in neuem Glanz erstrahlen. Nie war das Meer blauer, der Sand weicher und die Sonne strahlender als in jenen drei Tagen. Sie verbrachten fast

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