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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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ebenso viel Zeit in ihrem Bungalow wie draußen. Priya schien nie genug zu bekommen von Thomas’ Berührungen, und ihm bereitete es keine Schwierigkeiten, ihre Wünsche zu erfüllen. Jedes Mal, wenn er seine Frau an sich zog, kam es ihm vor, als würden sie einen weiteren Knoten im verworrenen Knäuel ihrer Gefühle lösen.
    Am Morgen des zweiten Tages mieteten sie in einem Laden in Agonda ein Moped. Priya ließ sich darauf nieder, als ritte sie im Damensattel, und schlang die Arme locker um Thomas’ Taille. Nachdem sie in Bombay mit einem Bruder aufgewachsen war, der Motorräder liebte, fühlte sie sich auf solch einem fahrbaren Untersatz mit zwei Rädern pudelwohl. Sie fuhren auf der von Furchen durchzogenen Küstenstraße nach Norden, in Richtung Cabo de Rama Fort. Die Luft war feucht und salzig, und der Himmel wölbte sich wie ein hoher Bogen zwischen grünen und blauen Horizonten.
    Während sie den Schildern in Richtung Margao folgten, schlängelte sich ihr Weg zwischen Reisfeldern und Palmenhainen hindurch. Schließlich erreichten sie ein trockenes, bereits oberhalb der Baumgrenze liegendes Hochplateau. Im Westen erstreckte sich die blaue Weite des Meeres. Das Fort war vierzehn Kilometer von Agonda entfernt, doch mit ihrem Zweitakter legten sie die Strecke schnell zurück. Am Ende der Straße stießen sie auf die Ruinen jahrhundertealter Zinnen, die zu verschiedenen Zeiten von hinduistischen und portugiesischen Herrschern und den Mogulen besetzt gewesen waren.
    Sie stellten ihr Moped ab und erklommen die bröckelnden Gemäuer, bis sie schließlich zu einer verlassenen Geschützstellung mit Blick auf eine Bucht gelangten. Vor dort fiel das Land Hunderte von Metern ab und endete unten in einer Felsküste aus schwarzem Basalt. Wellen krachten gegen die Felsen und ließen weiße Gischt hochspritzen. Lange Zeit standen Priya und Thomas dort an der Brüstung und genossen die herrliche Aussicht.
    »An Orten wie diesen ist es schwer vorstellbar, dass die Welt auch so hässlich sein kann«, bemerkte Thomas.
    »So wie hier war sie eigentlich gedacht«, entgegnete Priya. »An all dem Hässlichen sind wir Menschen selbst schuld.«
    Gegen fünf fuhren sie entlang der Küstenstraße wieder in Richtung Süden. Ihr Ziel war nun Palolem, ein Ort am Meer, der etwa vier Kilometer von Agonda entfernt lag. Den Zugang zum Strand säumten Läden und Händler, die lautstark ihre Waren anpriesen. Die beiden parkten ihr Moped am Ende der Straße und steuerten auf eine Ansammlung von Fischerbooten zu, die sich im Sand aneinanderreihten.
    Der Strand von Palolem war breiter als der in Agonda und auch wesentlich voller. Inder, die auf Goa lebten, flanierten mit langen Ärmeln und Saris bekleidet am Strand entlang, umringt von ihren Kindern, während Urlauber aus Europa, Australien und Amerika in Badekleidung herumliefen und in den Strandbars zu lauter Musik tanzten. Obwohl der Gegensatz nicht krasser hätte sein können, schien niemand davon Notiz zu nehmen oder sich daran zu stören.
    Priya und Thomas ließen sich auf der Terrasse einer Cocktailbar nieder und bestellten Piña Coladas. Die Sonne sank langsam der Halbinsel entgegen, die die Bucht umschloss. Vorn am Strand schwang ein indischer Junge neben einem in den Sand gerammten Tor einen Cricketschläger. Landeinwärts gewandt, begann er wild zu winken und dabei immer wieder etwas zu rufen. Obwohl der Wind seine Worte verschluckte, versammelte sich rasch ein bunt gemischter Haufen Jungs um das Tor. Sie sprachen kurz miteinander und strebten dann wieder auseinander, um ihre jeweiligen Positionen als Werfer, Schläger und Fänger einzunehmen.
    Gebannt verfolgte Thomas das provisorische Cricketspiel. Nach einer Weile zog er einen Block aus seinem Rucksack und brachte eine kurze Schilderung der Szene zu Papier.
    Als er Priya anschließend vorlas, was er geschrieben hatte, sagte sie: »Du solltest dich als Schriftsteller versuchen. Vergiss den ganzen juristischen Kram. Es gibt genügend Anwälte auf der Welt.«
    Er nahm ihre Hand. In seinen Augen funkelte es herausfordernd. »Vielleicht nehme ich dich irgendwann sogar beim Wort.«
    Während sie weiter auf den Strand hinausblickten, gingen dort bereits die ersten Lichter an.
    »Es tut gut, mit dir hier zu sein, Thomas«, sagte sie nur.
    Er wandte sich ihr zu. »Heißt das, ich mache Fortschritte?«
    Ihre Augen blitzten. »Was denkst du denn?«
    Als Thomas am Sonntagmorgen aufwachte, hörte er draußen die Vögel singen und eine leichte

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