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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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drückte.
    Der Zug bremste ab, und ein Bahnsteig kam in Sicht. Über mehreren Sitzbänken waren Schilder mit der Aufschrift »Dadar« angebracht. Ahalya schnappte nach Luft. Vom Bahnhof Dadar hatte sie schon gehört.
    Er befand sich in Bombay.
    Noch bevor der Zug zum Stehen kam, drängten die Fahrgäste zur hinteren Tür. Die meisten von ihnen zogen Gepäck und Kinder hinter sich her. Amar betrat den Waggon von vorn und kämpfte sich mühsam durch die dicht gedrängten Leiber.
    »Kommt mit«, befahl er ohne weitere Erklärung.
    Im Morgengrauen ging es auf dem Bahnhof von Dadar zu wie in einem Irrenhaus. Neonlampen warfen ein blasses, bläulich-graues Licht auf den Bahnsteig. Ein Taxi- Walla nach dem anderen bot Amar in einer fremden Sprache seine Dienste an. Ahalya blickte sich suchend nach einem Polizisten um, konnte aber keinen entdecken. Wenn sie einfach losgerannt wäre, hätte sie vielleicht in der Menge untertauchen können, doch sie sah keine Möglichkeit, Sita ein Zeichen zu geben oder bei einer solch spontanen Flucht für ihre Sicherheit zu sorgen.
    Amar griff in die Brusttasche seiner Kurta und holte etwas heraus, das nach Fahrkarten aussah.
    »Wir müssen uns beeilen«, erklärte er, wobei er auf einen anderen Bahnsteig deutete. Sekunden später fuhr dort ein Pendlerzug aus Richtung Norden in den Bahnhof ein. Er war völlig überfüllt, Männer standen in offenen Türen und hingen aus dem Zug. In den Waggons schien nicht genug Platz für die Menschenmenge auf dem Bahnsteig zu sein.
    Amar sprach gehetzt auf sie ein. »Bleibt bei Vetri. Ihr müsst euch nach vorn drängen, um hineinzukommen.«
    Sobald der Zug zum Stehen kam, stürmte die Menge auf die Türen zu. Ahalya packte Sitas Hand und schloss sich der schiebenden Meute an. Als die Mädchen sich dem Eingang des Waggons näherten, wurde der Druck so groß, dass sie schließlich fast rannten. Trotzdem schienen sie keine Chance zu haben, hineinzukommen. Plötzlich aber tat sich doch eine Lücke auf, und die Schwestern zwängten sich hindurch. Sie folgten Vetri in den mittleren Teil des Waggons und hielten sich an den Metallgriffen über ihren Köpfen fest, während die Menschenmassen rund um sie herum Ordnung in ihre Reihen zu bringen versuchten, indem sie einander auswichen oder sich noch fester zusammendrängten.
    Währenddessen fuhr der Zug bereits mit hoher Geschwindigkeit und ließ etliche Stationen an sich vorbeiziehen, ohne zu halten. Nach etwa zehn Minuten kämpfte sich Vetri zu ihnen durch und erklärte, sie würden am Hauptbahnhof von Bombay aussteigen.
    Der Bahnhof begrüßte sie mit grellen Lichtern und hektischem Gedränge. Die Mädchen folgten Vetri hinaus auf den Bahnsteig, wo Amar sie in Empfang nahm. Durch eine große Doppeltür führte er sie zu einem wartenden Taxi, murmelte ein paar unverständliche, an den Taxi- Walla gerichtete Worte, und schon fuhren sie los.
    Mittlerweile stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Sie befanden sich in einer dicht bevölkerten Gegend der Stadt. Schwarz-gelbe Taxis schwärmten wie Hummeln durch die Straßen, und ständig hasteten Fußgänger durch den dichten Verkehr. Das Taxi folgte zunächst der Hauptstraße, bog aber nach ein paar Häuserblocks in eine staubige Straße ein, die immer wieder von kleineren Straßen durchschnitten wurde. Abgesehen von ein paar Frauen, die mit fliegenden Händlern feilschten, wirkte die Gegend seltsam ruhig.
    Als das Taxi schließlich am Straßenrand hielt, sah Ahalya einen Mann in grauem Hemd und schwarzer Jeans auf sie zusteuern. Obwohl er in etwa das Alter ihres Vaters hatte, war sein Haar schon fast ganz weiß. Amar stieg aus und schüttelte dem Mann die Hand. Vetri befahl den Mädchen, ebenfalls auszusteigen. Verlegen standen sie vor dem Mann mit dem weißen Haar auf dem Gehsteig.
    »Originalverpackt?«, fragte der Mann an Amar gewandt.
    »Ja«, antwortete der.
    »Vierzigtausend«, sagte der Mann gebieterisch.
    »Fünfundsiebzig«, konterte Amar.
    Der Mann runzelte die Stirn. »Sechzigtausend. Auf keinen Fall mehr.«
    »Einverstanden«, erklärte Amar. »Das holt ihr schnell wieder herein.«
    Der Mann sah die beiden Mädchen an. »Kommt mit.«
    Amar und Vetri blieben auf der Straße zurück, während die Schwestern dem Mann durch einen Eingang und dann eine Wendeltreppe hinauf folgten. Die Treppe war steil und schmal. Oben angekommen, sahen sie sich einer offenen Tür gegenüber, neben der ein junger Mann in einem dunklen Hemd und Jeans stand.
    »Bring sie hinauf ins

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