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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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obere Zimmer«, forderte der weißhaarige Mann ihn auf.
    Der junge Mann nickte. »Hier entlang«, wandte er sich an die Mädchen.
    Der Bereich hinter der Tür wirkte kahl, das Mobiliar beschränkte sich auf eine L-förmige Couch und einen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. Der Raum war gelb gestrichen und verfügte über ein mit Vorhängen versehenes Fenster und eine zweite Tür. Der junge Mann führte die Mädchen zu der Tür auf der anderen Seite. Sie betraten einen gut sechs Meter langen Korridor mit etlichen Türen, die alle geschlossen waren. In den dahinterliegenden Räumen hörte Ahalya gedämpfte Stimmen und Schritte, doch niemand tauchte auf.
    Sie folgten dem jungen Mann zu einem großen hölzernen Bücherregal am Ende des Ganges. Der Mann tastete über den linken Rahmen des Regals und zog daran, woraufhin es lautlos zur Seite schwang und den Blick auf eine verborgene Treppe freigab. Der junge Mann schob sich durch die Öffnung und forderte die Mädchen mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen. Ahalya griff nach der zitternden Hand ihrer Schwester, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    »Ich gehe keinen Schritt weiter, bis Sie mir gesagt haben, wo wir hier sind«, erklärte sie auf Hindi und versuchte dabei alles, was sie an Kraft noch aufbringen konnte, in ihre Worte zu legen.
    Der junge Mann runzelte die Stirn. »Es steht euch nicht zu, Forderungen zu stellen.«
    Obwohl Ahalyas Herz raste, gab sie ihm eine scharfe Antwort. »Sie können mit uns nicht einfach machen, was Sie wollen. Wir sind Ihre Gäste. Wo bleiben Ihre Manieren?«
    Der junge Mann spuckte ein Schimpfwort aus, das sie schockierte. »Kutti!« Miststück! Er trat wieder hinaus auf den Gang und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Sie taumelte gegen die Wand, von ihrer Lippe tröpfelte Blut.
    »Widersetzt euch nicht, oder ihr werdet die Folgen zu spüren bekommen!«, zischte er. »Ihr seid jetzt unser Eigentum. Suchir hat sechzigtausend Rupien für euch bezahlt. Ihr werdet tun, was wir sagen, und eure Schulden zurückzahlen.«
    Sita warf Ahalya einen flehenden Blick zu. »Wehr dich nicht. Tu, was sie verlangen.«
    Ahalya fasste sich an die pochende Wange. Ohne etwas zu sagen, griff sie erneut nach Sitas Hand und folgte dem Mann in das düstere Treppenhaus. Die Wände wirkten vor lauter Ruß und Schimmelflecken fast schwarz. Der Mann führte sie in ein kleines Zimmer, in dem sich ein Bett, eine Kommode, ein Waschbecken und eine Toilette befanden. Er schaltete eine Glühbirne an, die von einem Deckenbalken hing.
    »Hier bleibt ihr, bis Suchir sich etwas anderes überlegt. Essen wird euch regelmäßig heraufgebracht. Sollte es irgendeinen Notfall geben, könnt ihr auf den Boden klopfen. Dann hört euch schon jemand.«
    »Auf welche Weise sollen wir die Schulden zurückzahlen?«, fragte Ahalya leise.
    Der junge Mann grinste höhnisch. » Bajaana. Ihr werdet mit Männern schlafen, was denn sonst?« Er lachte. »Ihr habt doch wohl nicht geglaubt, dass ihr euch in einem Hotel befindet? Ihr seid hier in Kamathipura.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und zog die Tür hinter sich zu.
    Sita ließ sich zu Boden sinken und weinte leise vor sich hin. Ahalya schlang die Arme um ihre Schwester. Die Worte des Mannes erfüllten sie mit blankem Entsetzen. Nach allem, was sie bereits durchgemacht hatten, war es einfach undenkbar, dass der weißhaarige Mann namens Suchir vorhatte, sie für Sex zu verkaufen. Sita war doch noch ein Kind. Keine von ihnen beiden hatte bislang mit einem Mann geschlafen. Ein derartig grauenhaftes Schicksal ging weit über ihre Vorstellungskraft hinaus.
    Ahalya hörte, wie sich die Tür öffnete, und blickte hoch. Eine Frau mittleren Alters betrat den Raum. Sie war kräftig gebaut und in einen violetten Sari gehüllt, ihr schwarzes Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden. In der einen Hand trug sie eine Schüssel Wasser, in der anderen zwei Kränze aus zarten Malati-Blüten.
    »Sprecht ihr Hindi?«, fragte sie.
    Ahalya nickte.
    »Gut. Ich bin Sumeera, aber die anderen Mädchen nennen mich Badi ma .«
    Sumeera ließ sich vor ihnen nieder und nahm einen Lappen aus der Wasserschüssel. Nachdem sie ihn ausgewrungen hatte, hielt sie ihn Ahalya hin. »Bestimmt seid ihr müde von der Reise.«
    Misstrauisch nahm Ahalya den Lappen entgegen. Sie reichte ihn an ihre Schwester weiter und sah zu, wie Sita sich damit das Gesicht abwischte und ihn dann gegen ihre Stirn presste.
    »Ich habe euch Kränze für euer Haar gebracht«, fuhr

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