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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Paris Urlaub machen?«
    Sita wollte gerade nicken, als sie wieder einen stechenden Schmerz im Bauch spürte. Gegen ihren Willen verzog sie das Gesicht. Die durch Blähungen verursachte Schmerzwelle ebbte nur langsam ab.
    Die Frau bemerkte ihr Unbehagen. »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte sie und beugte sich dabei besorgt vor.
    Schlagartig bekam Sita einen derart heißen Kopf, dass sie für einen Moment keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Bisher war es ihr gelungen, sich nicht in Widersprüche zu verstricken, doch die rumorende Masse in ihrem Dickdarm entwickelte zunehmend ein Eigenleben.
    »Es ist nur …«, begann sie, während sie krampfhaft versuchte, sich an die fehlenden Teile ihrer Geschichte zu erinnern. Was hatte Navin noch mal gesagt? Worauf sollte sie sich in einem solchen Fall hinausreden? Da fiel es ihr wieder ein. »Ich bin im dritten Monat schwanger. Mir ist schon die ganze Zeit ein wenig übel.«
    Die Beamtin lehnte sich zurück und betrachtete sie. Auf einmal wirkte ihre Miene nicht mehr ganz so streng. In dem Moment klopfte es an der Tür.
    »Ich bin gleich wieder da«, erklärte die Frau und verließ den Raum. Als sie zurückkam, hatte sie einen völlig anderen Gesichtsausdruck. Statt der argwöhnischen Miene einer Ermittlerin trug sie nun ein entschuldigendes Lächeln zur Schau.
    »Es handelt sich um ein Missverständnis. Ihr Gatte hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Mann, nach dem wir fahnden, doch wie sich nun herausstellt, liegt eine Verwechslung vor. Sie können jetzt gehen.«
    Sita fühlte sich unendlich erleichtert. Sie stand viel zu schnell auf und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen!« Die Frau eilte herbei, um sie zu stützen. »Ich kenne das Gefühl. Ich habe selbst zwei Kinder.«
    Die Beamtin geleitete sie bis zum Ende des Ganges, wo Navin bereits auf sie wartete. Nachdem er Sita lächelnd begrüßt hatte, wandte er sich mit einem Ausdruck tiefster Verärgerung an die Beamtin.
    »Wenn meiner Frau oder meinem Kind etwas passiert wäre …« Die Taktik funktionierte. Auf einmal wirkte die Frau tatsächlich ein wenig nervös.
    »Wir bedauern es aufrichtig, wenn wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet haben«, entschuldigte sie sich, während sie die Tür zum Kontrollbereich öffnete und ihnen ihre Pässe zurückgab. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Paris.«
    Wortlos griff Navin nach Sitas Hand und steuerte mit ihr auf die Rampe zu, die zu den Gepäckausgabebändern führte. Er sagte erst wieder etwas, als sie die Schalterhalle betraten.
    »Es war sehr klug von dir, ihnen nichts zu verraten«, erklärte er. »Sie hätten dir ohnehin kein Wort geglaubt.«
    Blinzelnd wandte Sita den Blick ab. In ihr wütete ein Durcheinander aus widersprüchlichen Gefühlen. Zwar war sie den Fängen des französischen Zolls entkommen, aber in ihrem Gedärm steckten immer noch die Kügelchen mit dem Heroin, und mit jeder Minute, die verging, quälten sie schlimmere Schmerzen.
    »Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt«, verkündete Navin. »Das geht schneller als mit der Metro.«
    Sita folgte Navin aus dem Terminal zum Taxistand. Der Pariser Winter raubte ihr den Atem. Schaudernd hüllte sie sich noch fester in ihren Mantel. Navin winkte ein Taxi heran und erteilte dem Fahrer auf Französisch Anweisungen. Sita verstand nur die letzten beiden Worte: Passage Brady. Der Fahrer nickte und gab Gas.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt Sita sich den Bauch. Um sich abzulenken, richtete sie den Blick aus dem Fenster und sah der Stadt Paris entgegen – die sich zunächst als Netzwerk aus grauweißen Vorstädten präsentierte, dann als ein Flickwerk aus Industriegeländen und Güterbahnhöfen, und schließlich als eine Stadt mit breiten Boulevards und eleganten Gebäuden.
    Der Taxifahrer ließ sie vor dem Eingang einer Fußgängerpassage aussteigen und knöpfte Navin zwei Zwanzigeuroscheine ab. Navin führte Sita durch einen Torbogen zu einem aus zwei schweren Türflügeln bestehenden, blau gestrichenen Tor. Dort zückte er sein Handy und sprach auf Hindi mit einem Mann, den er Onkel- ji nannte.
    »Wir sind da. Ja, ich habe sie dabei.« Mit einem Grunzen beendete er das Gespräch.
    Eine Minute später schwang das Tor weit auf, und ein kleiner Mann mit Glatzenansatz und runden Augen nahm sie in Empfang. Nachdem er Navin die Hand geschüttelt und ihn mit einem Lächeln willkommen geheißen hatte, wandte er sich Sita zu.
    »Für unsere Zwecke wird sie es schon tun«,

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