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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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erklärte er, nachdem er sie ausgiebig gemustert hatte. Dann forderte er die beiden mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen.
    Hinter dem Tor erstreckte sich ein Innenhof mit mehreren Wohnungseingängen. Der Mann führte Navin und Sita in eine dunkle Diele.
    »Ihr könnt das Bad am Ende des Ganges benutzen«, sagte er. »Ich bin wieder im Restaurant.«
    Navin steuerte auf die entsprechende Tür zu. Gefolgt von Sita, betrat er das Badezimmer und schaltete die Deckenbeleuchtung an, die aus einer nackten Glühbirne bestand. Der Raum war mit einer alten Porzellantoilette, einem schmuddeligen Waschbecken und einer fleckigen Badewanne ausgestattet.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Ich habe schrecklichen Durst«, antwortete Sita, deren Mund sich inzwischen völlig ausgedörrt anfühlte.
    »Setz dich einen Moment auf den Klodeckel. Ich hole dir ein Glas Wasser.«
    Sie ließ sich nieder und atmete tief durch. Navin kehrte mit einem großen, fast bis zum Rand mit Wasser gefüllten Becher zurück. Gierig nahm Sita ihn entgegen und kippte das Wasser hinunter. Als sie Navin daraufhin mit einem bittenden Ausdruck in den Augen ansah, füllte er den Becher noch einmal mit Leitungswasser, doch ehe er ihn ihr zum zweiten Mal reichte, drückte er ihr eine runde Pille in die Hand.
    »Das ist ein Abführmittel«, erklärte er. »Es wird dir helfen, die Päckchen wieder loszuwerden. Andernfalls könnte es ein, zwei Tage dauern, bis das letzte Kondom deinen Körper verlässt.«
    Sie schluckte die Tablette und trank dann das Wasser bis zum letzten Tropfen aus. Währenddessen drehte Navin den Hahn über der Badewanne auf. Das warme Wasser bildete sofort kleine Dampfschwaden.
    »Du nimmst jetzt ein ausgiebiges heißes Bad, damit sich dein Darm entspannt. Sobald die Drogen kommen, kannst du sie von der Wasseroberfläche fischen. Leg sie vorsichtig ins Waschbecken. Wenn die Kondome jetzt noch reißen, machst du mir damit keine Freude.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
    Sita graute vor dem, was sie nun tun musste. Sie ließ die Wanne bis zum Rand volllaufen, dann zog sie sich aus und ließ sich in das heiße Wasser gleiten. Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Bauchschmerzen sofort ein wenig nachließen. Sie schloss die Augen und stellte sich Ahalya vor – so, wie sie gewesen war, bevor der Tsunami kam und der ganze Wahnsinn seinen Anfang nahm. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie die Stimme ihrer Schwester klang, wenn sie sang und Gedichte aufsagte. Würde sie Ahalya jemals wiedersehen?
    Was hatten Navin und sein Onkel mit ihr vor?
    Es dauerte nicht lange, bis die ersten Kügelchen zum Vorschein kamen. Sita verzichtete bewusst darauf, sie durch Pressen schneller herauszubefördern, weil sie befürchtete, dass dann womöglich welche platzen könnten. Sobald sie an der Wasseroberfläche auftauchten, spülte sie die Exkremente ab und legte die Kügelchen dann vorsichtig ins Waschbecken. Es war ein widerwärtiger und extrem unangenehmer Prozess, aber sie machte beharrlich weiter, bis ihre Haut zu schrumpeln begann wie die einer Dörrpflaume und auch das dreißigste Kügelchen im Becken lag. Die Latexhüllen und Navins Knoten hatten gehalten. Sie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und spürte richtig, wie die Spannung in ihrem Körper langsam nachließ.
    Schnell zog sie den Stöpsel. Nachdem das ganze schmutzige Wasser abgelaufen war, drehte sie den Hahn auf und spülte sowohl die Wanne als auch sich selbst gründlich ab. Dann ließ sie so viel frisches Wasser nachlaufen, dass ihr Körper vollständig bedeckt war. Sie blieb noch eine ganze Weile in dem wärmenden Bad liegen und versuchte sich zu entspannen.
    Als schließlich jemand an die Tür klopfte, machte ihr Herz vor Schreck einen Satz. Ängstlich beäugte sie den Knauf, weil sie befürchtete, Navin könnte hereinkommen.
    »Sita«, fragte er durch die Tür, »wie viele Kondome sind gekommen?«
    »Alle«, antwortete sie.
    »Perfekt. Hast du sie ins Waschbecken gelegt?«
    »Ja.«
    »Vor der Tür steht ein Teller für dich. Zieh dich an und beeil dich mit dem Essen. Ich möchte dich Tante- ji vorstellen.«
    Fünf Minuten später verließ Sita das Badezimmer, bekleidet mit ihrem Churidar. Sie schnappte sich den Teller mit dem Essen – Huhn, Reis und Chutney – und schlang es hungrig hinunter. Bald tauchte Navin wieder auf und lotste sie durch den Wohnbereich zu einer Tür, die sie vorher gar nicht bemerkt hatte. Durch diese

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