Du bist mein Star!
Früher, wenn Lara angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass sie demnächst als Tomate in einem Werbespot für Tütensuppen auftreten würde, hatte ihre Mutter kaum Interesse gezeigt. Ihr hatte es erst die Sprache verschlagen, als Lara verkündet hatte, sie würde auf Roses Hochzeit mit dem Prinzen Brautjungfer sein und ein Kleid aus Gold sowie uralten Schmuck tragen.
Es war relativ einfach gewesen, die Nummer von Wildman Phones herauszufinden, aber es war nicht so leicht, den Mut aufzubringen, diese Nummer zu wählen. Als Lara sich schließlich dazu überwunden hatte, hätte sie am liebsten gleich nach dem ersten Freizeichen wieder aufgelegt. Ihre Schauspielausbildung rettete sie in letzter Sekunde. Tu so, als wäre es ein Job, sagte sie sich – und in gewisser Weise war es das auch. Vielleicht kein Job, aber zumindest eine Verpflichtung, und zwar den Menschen, an denen ihr etwas lag, eine gute Freundin zu sein.
Sie atmete tief durch. Um an der Empfangsdame vorbeizukommen, durfte sie nicht nervös oder schüchtern klingen, sondern musste souverän auftreten. "Darian Wildman, bitte", verlangte sie so lässig, als würde sie ihn bereits ihr Leben lang kennen.
"Tut mir Leid, Mr. Wildman ist heute den ganzen Tag nicht im Büro."
Verdammt! Lara seufzte übertrieben. "Dieser Mann! Warum, zum Teufel, hat er mir nichts davon gesagt? Und dabei hat er einen Stapel wichtiger Unterlagen vergessen", fügte sie scheinbar zu sich selbst hinzu. Dann seufzte sie erneut und schlug einen vertraulichen Frau-zu-Frau-Ton an. "Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?"
Eine kurze Pause. "Sicher. Er hat ein Casting. Mal schauen … jawohl! Warten Sie, ich gebe Ihnen die Adresse – haben Sie einen Stift?"
Die Empfangsdame wird garantiert keinen Preis für die Wahrung der Privatsphäre ihres Chefs gewinnen, dachte Lara. "Legen Sie los."
Die Frau nannte eine Anschrift im Zentrum Londons, nur einen Steinwurf vom Trafalgar Square entfernt.
"Was macht er dort?" erkundigte Lara sich.
"Er ist schon die ganze Woche dort – sie suchen ein neues Gesicht für Wildman Phones", berichtete die Angestellte fröhlich. "Warum? Sind Sie Model oder Schauspielerin?"
Laras Herz klopfte, als wollte es zerspringen, trotzdem gelang es ihr, ruhig zu antworten: "Zufälligerweise ja."
2. Kapitel
Das Taxi hielt vor einem großen Gebäude, das wie ein altes Lagerhaus aussah – und das war es früher auch gewesen. Inzwischen verbarg sich hinter der düsteren, monströsen Fassade eines der modernsten Fotostudios Englands.
"Wollen wir reingehen, Darian?" fragte Scott Stratton.
Darian blickte seinen Begleiter aus golden schimmernden Augen an. Scott Stratton war Chef einer Werbeagentur, die für ihre preisgekrönten Spots berühmt war und als eine der besten in der Branche galt – insbesondere weil es ihr stets gelang, die Produkte ihrer Klienten den Kundenwünschen entsprechend zu präsentieren. Jedenfalls war es bislang so gewesen, doch nun drohte die Fahndung nach einem neuen Gesicht für Wildman Phones kläglich zu scheitern. Vielleicht war Darian zu wählerisch – ein Vorwurf, der ihm in der Vergangenheit schon oft gemacht worden war –, zumindest war er jedoch unnachgiebig und würde erst zufrieden sein, wenn er genau das gefunden hatte, was er suchte. Allerdings war er selbst nicht sicher, was es eigentlich war.
Oder vielmehr wer.
"Natürlich, Scott", erwiderte er. "Ich bin so weit."
Scott blickte ihn an. "Brauchen Sie etwas? Für Notizen, vielleicht?"
"Nein, danke. Das ist nicht nötig. Ich werde es wissen, sobald ich sie sehe."
Gemeinsam betraten sie das Haus und blieben im chromblitzenden Empfangsbereich stehen.
"Sind alle oben?" Darian deutete mit dem Kopf auf die Wendeltreppe, die hinauf ins Studio führte.
Obwohl er leise sprach, hielten die beiden Frauen sofort inne, die am anderen Ende des Raums geschäftig die Sed-Cards sortierten, und schauten zu ihm hinüber, als würden sie auf Anweisungen warten. Doch das taten die Leute immer, wenn sie ihm begegneten. Darian war daran gewöhnt. Sie schienen sich seinem Willen zu beugen, wenn er ihn äußerte – und auch dann, wenn er schwieg.
"Ja", bestätigte Scott. "Sie warten schon."
"Lassen wir die Parade beginnen", meinte Darian spöttisch und setzte den Fuß auf die unterste Stufe. Der ausgeblichene Jeansstoff spannte sich über seinen muskulösen Schenkeln.
"Keine Parade, Darian", korrigierte ihn Scott. "Die Formulierung, die Mädchen würden 'paradieren', lässt sie ein bisschen
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