Du bist mein Stern
gehe ein paar Stufen hoch, halte dann inne und drehe wieder um. Nein, ich will ihn nicht stören. Er wird schon runterkommen, wenn er Hunger hat.
Ich gehe in die Küche, stelle den Ofen an und nehme die Pizzas aus dem Kühlschrank. Rosa hat eine mit Huhn, grüner Paprika und roten Zwiebeln auf etwas, das aussieht wie Barbecuesauce, gemacht, und eine mit Büffelmozzarella, Tomaten und Basilikum. Welche Johnny wohl lieber mag? Ob er Vegetarier ist? Man kann ja nie wissen. Stand vielleicht irgendwas davon in der Anleitung?
Ich kehre zum Fuß der Treppe zurück und lausche. Kein Geräusch. Das ist doch albern. Ich gehe entschlossen die Treppe hoch und wende mich oben angekommen nach links, aber fünf Schritte vor seinem Zimmer mache ich einen Rückzieher. Kleinlaut schleiche ich zurück in die Küche, um nachzusehen, ob es noch irgendwas anderes Essbares gibt, das mir die Entscheidung erspart, welche Pizza ich nehmen soll.
Ich könnte mir einfach eine Ofenkartoffel machen. Aber ich bin keine große Köchin. Vielleicht sollte ich einfach nach oben in mein Zimmer gehen und mir was in meiner kleinen Küche zubereiten. Ich will ihm nicht im Weg sein.
Ja, das mache ich. Den Ofen lasse ich an, für den Fall, dass er die Pizzas essen will. Oder sollte ich sie schon für ihn reinschieben?
Ich fahre mir frustriert mit den Händen durch die Haare. Ich bin zu müde für das alles. Ich warte besser noch eine halbe Stunde ab und sehe, ob er dann auftaucht.
Eine Stunde und vierzig Minuten später war ich ungefähr ein Dutzend Mal in meinem Zimmer und kurz darauf wieder unten in der Küche. Aber einer Entscheidung bin ich dadurch kein Stück näher gekommen.
Ich weiß, das klingt, als hätte ich sie nicht mehr alle. Schließlich ist das nicht eben eine Frage von existentieller Bedeutung: Pizza essen, oder nicht Pizza essen?
Eben. Also los. Ich mach’s.
Ich öffne die Klappe und schiebe die Pizzas in den Ofen. Wenige Sekunden später überlege ich’s mir aber anders und hole sie wieder raus.
»Was machst du?«
Jetzt geht das schon wieder los: Meg macht sich zum Idioten vor ihrem neuen Chef. Ich drehe mich um und kleistere mir ein Lächeln ins Gesicht.
»Nichts. Ich backe nur ein paar Pizzas, die Rosa gemacht hat.«
»Oder auch nicht, wie man denken könnte«, sagt Johnny mit einem Kopfnicken in Richtung der Pizzas auf der Arbeitsfläche.
Ich lache verlegen, nehme das Backblech, auf dem die Pizzas liegen, und schiebe es zurück in den Ofen.
»Möchtest du eine?« Ich schätze, es ist besser, über die Details hinwegzugehen, die mich wie ein Vollidiot aussehen lassen.
»Klar. Welche gibt’s denn?«
Ich kläre ihn über die Wahlmöglichkeiten auf.
»Halbe, halbe?«, fragt er.
Johnny schlägt vor, auf der Terrasse zu essen, so dass ich kurze Zeit später mit unserem Dinner nach draußen eile. Er sitzt auf einer der Sonnenliegen und klimpert auf einer akustischen Gitarre. Als ich merke, dass er auch singt, halte ich den Atem an. Er hat eine wunderschöne Stimme: tief und melodisch. Ich weiß, dass er auch richtig brüllen kann, aber jetzt gerade singt er ganz leise und gedämpft. Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
Please, please, please, let me get what I want …
Als er mich sieht, hört er auf, stellt seine Gitarre neben die Sonnenliege und blickt mit diesen stechend grünen Augen zu mir hoch. Schmetterlinge flattern wie wild in meinen Bauch.
»Ist das einer von den neuen Songs?« Ich versuche, nicht aufgeregt zu klingen, während ich mit zwei sehr großen Tellern vor ihm stehen bleibe.
»Nein, Meg, das ist von den Smiths.«
»Oh, ich wollte auch gerade sagen, sieh dich doch mal um, du Nimmersatt, hast du denn nicht schon genug?«, erwidere ich, um meine Unkenntnis zu überspielen.
Er kichert. »Ich glaube nicht, dass Morrissey das damit gemeint hat.«
»Was hat denn der Typ damit zu tun?«
»Er war der Leadsänger von den Smiths, Meg. Mein Gott, du hast ja wirklich keinen Schimmer von Musik, was?«
»Ich weiß, dass die Spice Girls in ihrer besten Zeit mehr Alben verkauft haben als du. Und das war, bevor sie sich wieder zusammengetan haben.«
Er schüttelt verwundert den Kopf über mich. »Wie zum Teufel bist du eigentlich auf die Idee gekommen, für mich zu arbeiten?«
»Lustig, dass du das sagst«, sage ich. »Ich hab vorhin mit der P.A. von Rod Freemantle gesprochen und … «
»Gesprochen?«
»Na ja, gechattet. Jedenfalls haben wir geredet – Kitty heißt sie –, und sie hat gesagt, du hättest
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