Du bist mein Stern
dich als Stück bezeichnen würde«, fügt er rasch hinzu.
Ich muss lachen. »Fährst du denn oft nach Hause?«
»Nicht oft genug«, erwidert er.
»Warum denn nicht?«
»Ist immer ein halber Marathon, das zu organisieren. Und die englische Boulevardpresse ist die reinste Pest. Die lassen einen einfach nicht in Ruhe.«
»Das ist bestimmt hart«, sinniere ich.
»Ich hab nicht wirklich Grund zu klagen. Nicht, wenn ich mich hier so umschaue.« Er breitet die Arme aus.
»Aber ich stelle es mir trotzdem schwierig vor.«
Er zuckt die Achseln.
»Bekommst du denn oft Besuch von Freunden?«, frage ich.
»Manchmal schon. Am Wochenende kommt zum Beispiel mein Freund Christian.«
»Ach, echt? Extra zu deinem Auftritt?«
»Genau.«
»Das wird bestimmt nett.«
Stille. Ich wünschte, mir würde was Interessanteres einfallen.
Er nimmt einen langen Zug, drückt seine halb aufgerauchte Zigarette aus und steht vom Tisch auf.
»Ich mach mich jetzt auf in die Stadt«, erklärt er.
»Oh, okay.« Ich stehe ebenfalls auf und fange an, das Geschirr abzuräumen. »Soll ich dir irgendwo einen Tisch reservieren? Oder Davey Bescheid geben?«
»Nein. Mal sehen, wo ich lande«, sagt er, nimmt seine Gitarre und schwingt sie über die Schulter. »Dann bis später.«
»Ja, bis dann«, erwidere ich fröhlich.
Sobald er drinnen ist und die Glastür hinter sich zugezogen hat, lasse ich mich wieder auf die Bank fallen und hole tief Luft.
Ich habe ein Problem. So verknallt war ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr nicht mehr. Damals war ich in meinen Französisch-Nachhilfelehrer verschossen. Er war ein Gott: jung – schätzungsweise ungefähr Mitte zwanzig –, dunkelhaarig, olivfarbener Teint und erschütternd gutaussehend. Meine Eltern wollten, dass ich Nachhilfe nehme, weil sie damals überlegt hatten, mit der ganzen Familie nach Frankreich zu gehen. Am Ende sind sie dann in England geblieben, bis ich auf der Uni war, und erst als Rentner in die Provence gezogen. Aber die Nachhilfestunden haben sich trotzdem ausgezahlt. Ich hatte eine Eins. Erstaunlich, wie motivierend so eine kleine Verliebtheit sein kann.
Ich weiß noch genau, wie ich immer über den Tisch hinweg in seine dunkelbraunen Augen gestarrt habe … MrDubois. Wie er mit Vornamen hieß, weiß ich gar nicht. Schon komisch, dass ich nie auf die Idee gekommen bin, ihn zu fragen.
Was er jetzt wohl macht? Er war so ein netter Mann.
Nette Männer … Im Gegensatz zu zahllosen anderen Frauen auf der Welt hatte ich nie was für diese Draufgängertypen übrig. Nehmen wir nur meinen Ex, Tom. Er war liebenswert, und wir sind immer noch befreundet. Als wir uns vor sechs Monaten getrennt haben, konnte es keiner glauben. Wir haben uns super verstanden, aber wir haben uns einfach entliebt und waren am Ende eher wie Bruder und Schwester.
Doch ich schweife ab. Mein aktuelles Problem ist Johnny Jefferson. Mein Chef. Und ich weiß nicht, was ich tun soll.
Kapitel 3
Es ist der Nachmittag vor der Premiere, und ich bin schon halb wahnsinnig vor Aufregung. Ich hab Johnny in den letzten Tagen kaum gesehen, und es hat mich übermenschliche Anstrengung gekostet, irgendwas geschafft zu bekommen – ich konnte mich absolut nicht konzentrieren. Außerdem war ich davon überzeugt, dass er sein Versprechen ohnehin vergessen würde, und als er gestern plötzlich mit den Karten nicht nur für die Premiere, sondern auch noch für die Aftershow-Party in der Küche stand, hab ich mich benommen wie ein schüchternes Schulmädchen. Was mir vor Rosa ziemlich peinlich war. Kitty kommt auch heute Abend; wir haben verabredet, uns im Foyer zu treffen. Ich sitze nicht neben Johnny und Serengeti, da die beiden im VIP -Bereich sein werden, und wir fahren auch nicht zusammen hin. Für Serengetis Anfahrt hat, glaube ich, das Filmstudio gesorgt, und um meine kümmert sich Davey.
Um vier ringe ich immer noch mit der Entscheidung, was ich anziehen soll. Ich hab die Wahl zwischen einem cremefarbenen Kleid von French Connection und einer Kombi aus schwarzer Hose und silbernem Top. Das Kleid bringt meine Beine gut zur Geltung, aber ich kann ums Verrecken meinen cremefarbenen Push-up- BH nicht finden, und ohne sehe ich oben rum sehr flach aus. Was in der Stadt der Brust-OPs sicher nicht gerade hilfreich ist.
Ein lautes Summen ertönt. Ich nehme den Hörer der Gegensprechanlage im Büro ab.
»Ms Knight ist hier und möchte zu Johnny«, erklärt mir einer der Männer von der Security.
Verdammt. Gleich wird
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