Du bist mein Stern
einen Monat gebraucht, um Ersatz für Paola zu finden.«
»Ja«, sagt er, steht auf und geht in die äußerste rechte Ecke der Terrasse, wo ein Tisch aus poliertem Beton und eine Bank stehen. Ich folge ihm.
»Ist Rotwein okay?«, fragt er auf dem Weg zur Outdoor-Bar.
»Ja, cool«, antworte ich und stelle die Pizzas auf dem Tisch ab. Er kommt mit dem Wein, zwei Gläsern und dem Korkenzieher zurück.
»Warum ist Paola denn gegangen?«, frage ich und will mich setzen.
»Setz dich hierher«, fordert er mich auf und zeigt mit dem Korkenzieher auf einen anderen Platz. »Damit du auch was von der schönen Aussicht hast.«
Ich gehorche, und er öffnet die Flasche und setzt sich neben mich. Ich rücke ein bisschen von ihm ab.
»Ich beiße nicht«, sagt er mit einem Seitenblick zu mir und schenkt uns Wein ein. Wir essen eine Zeit lang schweigend und genießen den Ausblick. Der Smog hat sich gelichtet, und die Farbe des Himmels verwandelt sich von Blau in Orange, während die Sonne vor unseren Augen untergeht.
Er hat meine Frage noch nicht beantwortet.
»Also, was war mit Paola?«, versuche ich es wieder.
Er nimmt noch einen großen Bissen von seiner Pizza.
Ich geb’s auf. Und ich habe auch keinen Appetit mehr. Pizza zu essen, ist das Letzte, wonach mir ist, wenn ich neben Johnny Jefferson sitze.
»Bist du fertig?«, fragt er, während er sich sein drittes Stück in den Mund schiebt.
»Ja, danke.« Ich schiebe den Teller von mir weg.
Er greift in seine Tasche und holt seine Zigaretten raus, zieht eine aus der Packung und klopft das Filterende auf die Tischplatte, bevor er sie ansteckt. Er wendet sich mir zu und legt sein Knie lässig auf die Bank. Ich sehe ihn nervös an.
»Du wirkst angespannt«, sagt er.
»Ich bin nicht angespannt«, lüge ich.
Er zieht eine Augenbraue hoch und schnippt die Asche auf seinen Teller. Igitt! Ich stehe auf, gehe zur Bar und komme mit einem Glasaschenbecher zurück, den ich gestern dort gesehen habe. Er schnippt seine Asche hinein und grinst mich an. Ich sehe weg.
»Du bist definitiv angespannt.«
»Bin ich nicht«, leugne ich wieder, diesmal ein bisschen gereizt.
Er lacht leise und zieht den Aschenbecher näher zu sich heran. Mir fällt auf, dass seine Fingerspitzen ganz rau und schwielig sind. Bestimmt vom Gitarrespielen.
»Und? Was hast du heute so gemacht?«, fragt er.
»Ähm, ich hab ein paar Mails verschickt, um mich vorzustellen. Bisschen Fanpost erledigt, so was halt. Und es sind eine Menge Anfragen für Interviews und Fototermine gekommen, die wir durchgehen müssen.«
»Ja, sagtest du schon.«
»Oh. ’tschuldigung.«
»Schon okay.«
Wir verfallen wieder in Schweigen. Ich greife nach meinem Weinglas und trinke einen Schluck.
Ich wünschte, ich wäre nicht so aufgeregt. Normalerweise kann ich mich gut zusammenreißen. Ich setze mich entschlossen gerade hin.
»Hast du Serengeti erreicht?«, frage ich.
»Ja.« Pause. »Sie nimmt’s cool.«
»Freut mich. Ich fand sie echt gut in
Highlights & Lowlifes
«, verrate ich ihm.
»Das hört sie sicher gern«, gibt er zurück, trinkt sein Glas in einem Zug halb leer und schenkt sich dann nach. »Willst du auch noch?«
»Ja, gern.« Ich schiebe ihm mein Glas hin. »Hast du ihren neuen Film schon gesehen?«
»Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Wir gehen am Donnerstag zur Premiere.«
»Wow! Das ist bestimmt total cool!«
»Ich besorg dir ’ne Karte. Kannst mitkommen, wenn du willst.«
»Echt?«
Ich kreische förmlich.
»Klar«, versichert er mir ganz ruhig.
»Ob Kitty wohl auch hingeht?«, denke ich laut.
»Wer ist Kitty?«
»Rod Freemantles Assistentin«, antworte ich.
»Ach, ja. Die, mit der du vorhin gechattet hast.«
Ich probiere es wieder. »Du hast meine Frage zu Paola noch nicht beantwortet. Warum hat sie aufgehört?«
Johnny zuckt die Achseln. »War einfach nicht das Richtige für sie, schätze ich. Du bist ja ganz schön neugierig«, sagt er und klopft die nächste Zigarette auf den Tisch.
Ich schwenke meinen Wein im Glas und tue so, als hätte ich ihn nicht gehört.
»Ich wollte eine Britin«, erklärt er.
»Eine, die aus England kommt?«
»Ja, daher kommen die Britinnen üblicherweise.«
»Aber wieso?«, frage ich, ohne mich von seinem Sarkasmus abschrecken zu lassen.
Einen Moment lang glaube ich nicht daran, dass er mir antworten wird, aber dann sagt er:
»Ach, weißt du … Ich vermisse England irgendwie. Ich find’s einfach nett, ein kleines Stück davon um mich zu haben. Nicht, dass ich
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