Du bist mein Stern
dem Gedanken, dass ich ihn dann mit eigenen Augen sehen werde, steigt ein Glücksgefühl in mir auf.
»Bist du viel draußen im Garten?«, frage ich, nachdem er mir eine Tasse Tee gereicht hat.
»Ja, ziemlich oft. Ich arbeite sogar ganz gern im Garten. Und du?«
»Seit ich in London wohne, hatte ich keinen Garten mehr. Aber ja, die Vorstellung gefällt mir sehr.«
»Jedenfalls hab ich meine Zwiebeln gesetzt und meine Stauden getrimmt«, spielt er den Bauern. »In ein paar Wochen wird es da draußen sähr, sähr schön!«
Ich lache auf. »Du Blödel!« Ich nehme einen Schluck Tee. »Wann kann ich einziehen?«
Kapitel 32
Ich kann schon an meinem nächsten freien Tag umziehen, denn ich brauche nicht viel mehr zu tun, als ein paar Sachen in meinen abgerissen aussehenden Koffer zurückzuwerfen und den Reißverschluss wieder zuzumachen. Bess lässt mich nicht gerne gehen.
»Nein! Musst du denn wirklich ausziehen?«
»Ich kann doch nicht ewig auf deinem Sofa schlafen … «
»Doch, von mir aus schon. Außerdem gehört es zur Hälfte dir, erinnerst du dich?«, mault sie.
»Du kannst es behalten, Bess«, sage ich großzügig und muss lachen. Wir haben es nämlich vor anderthalb Jahren einfach am Straßenrand gefunden. Das war ein echter Glücksfall.
»Blöde Nord-Londoner«, grummelt sie. Dann umarmt sie mich ganz fest und verspricht widerwillig, mich bald besuchen zu kommen.
Am Abend meines Einzuges macht Christian mexikanische Fajitas für uns. Das erinnert mich an Rosa und das Essen, das sie mir an meinem ersten Abend bei Johnny gemacht hat.
»Woran denkst du?«, fragt Christian, und ich sage es ihm.
»Was glaubst du, was Johnny sagen wird, wenn er erfährt, dass ich bei dir eingezogen bin?«, frage ich.
»Wir müssen es ihm nicht erzählen, wenn du nicht willst. Er ist sowieso erst einmal bei mir gewesen.«
Ich antworte nicht. Christian soll nicht unbedingt wissen, dass ich sehr wohl möchte, dass Johnny weiß, wo ich bin.
Das Telefon klingelt, und Christian entschuldigt sich und geht ran. Er geht mit dem Telefon quer durchs Wohnzimmer, lässt sich aufs Sofa fallen und legt die Füße auf den Couchtisch. Wie es sich anhört, scheint es seine Mutter zu sein.
»Entschuldige bitte«, sagt er, als er an den Tisch zurücckommt. »Meine Mum flippt total aus wegen der Hochzeit von meinem Bruder.«
»Anton, oder?«
»Genau.«
»Und warum genau flippt deine Mum aus?«
»Ach, bloß der übliche Hochzeits-Scheiß. Leute haben noch nicht zu- oder abgesagt, der Konditor hat plötzlich sein Geschäft aufgegeben, Vanessas Kleid ist noch nicht fertig … «
»Vanessa?«
»Die Verlobte meines Bruders.«
»Wann ist denn die Hochzeit?«
»In zwei Wochen.«
»Bist du Trauzeuge?«
»Nein, der kleine Blödmann hat einen Freund von der Uni gefragt. Und mehr Trauzeugen will er nicht.«
»Oh. Bist du jetzt enttäuscht?«
»Ach was. Sogar äußerst dankbar, dass es mir erspart bleibt, eine Rede zu halten. Stattdessen kann ich mich schön volllaufen lassen.«
Er seufzt, lehnt sich im Stuhl zurück und reibt sich den Bauch.
»Das war wirklich gut.« Ich stehe auf und räume den Tisch ab. »Du kannst gut kochen.«
»Nicht so gut wie Rosa.« Er steht auch auf. »Aber ganz okay.«
Ich folge ihm in die Küche. »Konnte Clare kochen?«
»Schon, aber sie hat nur diesen vegetarischen Mist gemacht. Also musste ich mich selbst durchbringen«, fügt er melodramatisch hinzu.
»Wie lange habt ihr denn zusammengelebt?«, frage ich, während er die Spülmaschine einräumt. Ich suche nach Frischhaltefolie und decke damit die Sour-Cream- und Salsa-Schüsseln ab.
»Ungefähr zwei Jahre.«
Christian stöhnt und verdreht die Augen. »Das ist die andere Sache, weshalb Mum Stress macht. Dass ich zur Hochzeit keine Begleitung mitbringen kann.«
»Aber du musst doch nicht unbedingt eine Begleitung haben!«
»Wenn’s nach Mum geht, schon.«
»Dann komme ich eben mit«, schlage ich scherzhaft vor.
Seine Augen leuchten auf. »Würdest du das machen?«
»Ähm … « Das hatte ich nicht erwartet. »Na ja, ich denke schon.«
»Das wär genial!«, sagt er begeistert.
»Aber ich muss doch nicht so tun, als wäre ich deine Freundin, oder?«
Er lacht. »Nein, keine Angst. Mum macht sich nur Gedanken wegen der Sitzordnung. Aber sie wird sich freuen, dich endlich kennenzulernen.«
»Endlich?«, hake ich nach.
»Oh«, sagt er, »Na ja, ich hab ihr von dir erzählt.«
»Wirklich? Wieso denn?«, frage ich fröhlich weiter.
»Ich hab
Weitere Kostenlose Bücher