Du bist mein Stern
er den Schuppen beim Pool öffnet und anfängt, darin herumzukramen.
»Oh, danke, aber ich komme schon zurecht.«
»Arbeitest du schon lange für Johnny?« Ich setze mich auf eine Sonnenliege und aale mich in der Hitze, während Santiago seine Nikes abstreift, unvermittelt seine beige, dreiviertellange Hose hochzieht und mit einer roboterartigen Reinigungsmaschine die Pooltreppen hinunterstapft. Ich hoffe, es macht ihm nichts aus, dass ich in der Nähe rumlungere, aber es ist schön, mal wieder ein freundliches Gesicht zu sehen.
»Ungefähr zwei Jahre«, antwortet er. »Und was ist mit dir? Wie war deine erste Woche bislang so?«
»Gut. Ich war am Donnerstagabend auf Serengetis Premiere. Das war ganz schön irre.«
»Wow«, sagt er bewundernd, »erzähl.«
Ich liefere ihm einen kurzen Bericht, während er aus dem Pool steigt und seine Hosenbeine wieder runterkrempelt.
»Ich muss mich jetzt vorn auf der anderen Seite um die Hecke kümmern«, sagt er nach einer Weile. »Hast du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«
»Klar.«
»Arbeitest du auch noch für andere Promis?«, frage ich, während ich einen schwarzen Müllsack aufschüttele und ihn für die abgeschnittenen Zweige der Hecke bereithalte.
»Ja, inzwischen hab ich einige auf der Liste, aber Johnny ist mein wichtigster Kunde. Für ihn arbeite ich schon, seitdem ich neunzehn war.«
Dann ist er einundzwanzig, wenn er seit zwei Jahren hier ist.
»Und was hältst du von Serengeti?«, flüstert er verschwörerisch.
»Ähm … «, antworte ich.
»Keine Sorge, ich glaub nicht, dass er sprechen kann«, sagt Santiago grinsend und zeigt auf den Hund.
»Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nicht besonders viel mit ihr zu tun«, antworte ich.
»Das ist jetzt aber sehr höflich ausgedrückt«, sagt er. »Wenn ich noch einen Hundehaufen wegmachen muss, drehe ich durch.«
»Weißt du denn, wie lange sie schon zusammen sind?«, erkundige ich mich, als er anfängt, die Hecke zu stutzen.
»Jetzt schon einen Monat oder so. Für Johnny ist das schon eine ziemlich lange Beziehung.«
»Echt wahr?«
»O ja«, bekräftigt er heftig nickend. »Ich will damit nur sagen, der Sex muss gut sein.«
Igitt, allein die Vorstellung. Ich wechsle das Thema. »Sie wirkt eigentlich nicht so, als wäre sie wirklich sein Typ.«
»Er ist aber auch nicht ihrer«, erwidert er.
»Wieso?«
»Sie hat sonst meist wesentlich ältere Männer«, erklärt Santiago. »Ihr letzter Freund zum Beispiel. Das war ein fünfzigjähriger Filmmogul. Und außerdem war er derjenige, der ihr Footsie geschenkt hat«, fügt er verschwörerisch hinzu und knufft mich in den Arm. »Und er wird Footsie genannt, weil der Alte ein Fußfetischist war.«
»Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm!«, erwidere ich lachend.
»Nein, wirklich! Das ist mein Ernst!«, beharrt er.
»Ist ja zum Schreien!«
» FOOTSIE !« Serengetis Stimme unterbricht unser Gelächter.
»Ich geh dann mal besser«, sage ich. »Für den Fall, dass du später schon weg bist: War nett, dich kennenzulernen.«
»Ja, ganz meinerseits.«
Footsie folgt mir auf die andere Seite des Hauses, wo sein Frauchen auf ihn wartet.
»Ich brauche das Auto«, fordert Serengeti.
»Selbstverständlich. Wo soll Davey dich hinbringen?«
»Nach Hause«, sagt sie, hebt Footsie vom Boden auf und küsst ihn oben auf den Kopf. »Und dann zum Flughafen.«
»Fliegst du wo Schönes hin?«, frage ich, während ich die Tür aufmache und einen Schritt zurücktrete, um sie durchzulassen.
»New York«, antwortet sie knapp. »Und dann London. Weitere Premieren«, erklärt sie, und ihr Ton klingt schon etwas weicher.
»Cool! Der Film hat mir übrigens richtig gut gefallen«, sage ich zu ihr. Na ja, das ist immerhin die halbe Wahrheit.
»Danke.«
Sie setzt Footsie auf den Boden, und er trippelt vor mir ins Büro.
»Ich sag dir Bescheid, wenn der Wagen da ist«, verspreche ich und folge ihm, um Davey anzurufen.
Nachdem ich das erledigt habe, gehe ich zurück ins Wohnzimmer und sehe sie allein auf dem dunkelbraunen Designer-Ledersofa vor dem Fernseher sitzen.
»Wo ist Johnny?«, frage ich verwundert.
»Oben im Studio.« Sie ist voll auf den Fernseher konzentriert, in dem gerade ein Dokumentarfilm über Lemuren läuft.
»Der Wagen ist in zwanzig Minuten da.«
Ich warte darauf, dass sie das zur Kenntnis nimmt, aber da sie keinerlei Reaktion zeigt, gehe ich wieder.
»Oh, Meg?«, ruft sie dann.
»Ja?« Ich drehe mich um.
»Hat dir der Film wirklich gefallen?«
»Ja,
Weitere Kostenlose Bücher