Du bist mein Stern
ich, als mir wieder einfällt, dass er es gestern Nacht stehen lassen musste.
»Hmm. Keine Ahnung. Irgendjemand von den Clubs, in denen wir waren, hat vielleicht eine Idee. Ich hab immer gleich in der Nähe geparkt.«
»Ich kümmere mich drum«, sage ich, so wie er es von mir erwartet.
»Ich nehme solange die Hellcat«, beschließt er und meint damit das andere Motorrad in der Garage.
Danach gehe ich hoch auf mein Zimmer. Die kleine weiße Tüte aus der Drogerie steht immer noch neben dem Kleiderschrank auf dem Fußboden. Ich setze mich aufs Bett und starre sie lange an. Ich weiß, dass ich nicht reinschauen sollte, aber die Neugier bringt mich um. Ich muss diese Tüte loswerden.
Ich hebe sie vom Boden auf, gehe nach unten und bitte die Jungs von der Security, mir den Porsche bereitzustellen. Dann fahre ich ein paar Kilometer und schaue dabei immer wieder in den Rückspiegel, um mich zu vergewissern, dass mir niemand folgt. Schließlich entdecke ich einen Mülleimer am Straßenrand und halte an.
Ich starre auf die Tüte. Soll ich einen Blick reinwerfen? Nein. Es geht mich nichts an.
Aber Moment mal. Wenn Johnny Vater wird, geht mich das sehr wohl was an. Als seine P.A. muss ich so was doch wissen, oder?
Ich nehme die Tüte und schüttle sie. Es rappelt.
Ich muss eine Entscheidung treffen, und zwar schnell. Mit einem Porsche am Straßenrand zu stehen, wirkt verdächtig.
Was soll’s, ich gucke jetzt rein.
Ich öffne die Tüte und nehme das Erstbeste raus, was mir in die Finger fällt. Oh. Die Verpackung ist gar nicht geöffnet. Ich nehme die nächste heraus. Wieder ist die Plastikfolie intakt. Was zum Teufel soll das?
Aber die dritte Packung ist aufgerissen worden; vermutlich war Serengeti zufrieden mit diesem einen Ergebnis. Ich mache sie auf, ziehe den Schwangerschaftstest heraus und warte einen Moment, bis ich ihn umdrehe, so als wäre ich die potentielle Mutter. Dann schaue ich drauf.
Nichts.
Das digitale Display zeigt nichts an. Der Test ist zwar benutzt worden, aber nach all der Zeit, die vergangen ist, ist die Anzeige erloschen. Ich hab Serengetis Vertrauen missbraucht, ohne ein Stück schlauer geworden zu sein. Und bin weiß Gott nicht besonders stolz auf mich.
Kapitel 14
Während der nächsten Wochen bemühe ich mich, den Gedanken an Johnnys potentielle Vaterschaft in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen. Die MTV -Sendung bekommt die höchsten Quoten, die sie jemals hatte, und überall in der Presse ist von Johnnys bevorstehender Tournee und dem in Kürze erscheinenden neuen Album die Rede. Ich hab alle Hände voll zu tun, denn ich muss alles organisieren, vom Fotoshooting für das Albumcover bis hin zu den Absprachen mit Johnnys Plattenfirma für die Proben während der Tournee. Und das alles zusätzlich zu meiner normalen täglichen Anstrengung, meinen Chef mit allem bestens zu versorgen, von Alkohol bis Rasierschaum.
Die Medien haben nicht aufgehört, über die Trennung von Serengeti und Johnny zu spekulieren. Die meisten vermuten, dass sie sich getrennt hat, weil Johnny sich in fremden Betten rumgetrieben habe, aber Gerüchte von Schwangerschaft gab es bislang nicht. Ich schaue mir Serengetis Profil auf Fotos immer genau an, und überprüfe ihre Outfits darauf, ob sie einen Babybauch verbergen sollen, aber natürlich ist es sowieso viel zu früh dafür.
Ich verabrede mich mit Kitty ein paar Mal zum Kaffee, zufällige Begegnungen mit Charlie bleiben mir aber glücklicherweise erspart. Kitty und ich sind jetzt etwas enger befreundet, was sehr schön ist, denn ich habe das Gefühl, dass ich mich von meinem Leben in England immer weiter entferne. Ich nehme mir jede Woche vor, Bess anzurufen, aber irgendwie vergehen die Tage wie im Flug, und es ist schwer, eine Uhrzeit zu finden, die für uns beide okay ist und die nicht in dem einen oder dem anderen Land mitten in der Nacht ist.
Meine anderen Freunde und Tom informieren mich hin und wieder per E-Mail darüber, was in ihrem Leben so los ist. In England gab es im August eine Hitzewelle, und alle haben Pläne für das lange Wochenende mit dem Feiertag am Monatsende gemacht. Ich werde ganz wehmütig, wenn ich an das Wochenende zurückdenke, das ich mit Tom im letzten Jahr bei seinen Eltern in Somerset verbracht habe. Ich erinnere mich an den Geschmack des hellorangenen Cider in den Pubs und an den Cream Tea aus dem Teeladen seiner Eltern, als wäre es gestern gewesen.
Eines Tages bekomme ich eine Mail von Christian, in der er das
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