Du bist mein Stern
Thema Big Sur anspricht. Es ist das erste Mal, dass ich von ihm höre, seit er nach England zurückgeflogen ist, und ich freue mich richtig, als sein Name auf meinem Bildschirm erscheint. Johnny und ich haben schon für das übernächste Wochenende gebucht, aber Christian konnte bis jetzt noch nicht definitiv sagen, ob er es schafft oder nicht. Jetzt teilt er mir mit, dass er kommen wird, also rufe ich gleich in unserem Hotel, dem Post Ranch Inn, an, um zu fragen, ob sie noch jemanden unterbringen können. Eins ihrer Baumhäuser ist noch frei, also buche ich es für Christian. Johnny und ich sind beide in Ozeanhäusern mit Blick über den Pazifik untergebracht, und als ich aufgelegt habe, wird mir klar, dass ich Christian mein Zimmer überlassen und selbst eins der weniger teuren Baumhäuser nehmen sollte. Ich rufe gleich noch mal an, um sicherzugehen, dass unsere Namen getauscht werden, damit bei der Ankunft keine peinliche Situation entsteht. Dann maile ich Christian, was geplant ist, und erkundige mich nach seinen Wunschterminen für die Flüge, damit ich seine Tickets buchen kann.
Seine Antwortmail ist herzlicher und freundlicher als die erste, mit der er sich nach all den Wochen zum ersten Mal gemeldet hat. Er bedankt sich im Voraus dafür, dass ich mich um seine Tickets kümmere, denn er weiß, dass er in der ersten Klasse sogar noch zuvorkommender behandelt werden wird, wenn die Flüge über das Büro von Johnny Jefferson gebucht werden. Er verabschiedet sich mit der Bemerkung, dass ich ihm ja noch den Wetteinsatz schulde. Ich schreibe mir in den Kalender, dass ich Jelly Belly Beans besorgen muss, wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe. Auch hier gibt’s ganz viele verschiedene Geschmacksrichtungen.
Johnnys Welttournee startet im November. Big Sur wird also für ihn die letzte Chance sein, sich ein wenig auszuruhen. Bill hat ihm – und mir – gesagt, dass er keine neuen Songs mehr für die Tournee schreiben soll, weil es »scheiß schwierig sein wird, die jetzt noch ins Programm reinzukriegen«, aber Johnny will seine Gitarre auf jeden Fall mitnehmen. Ich bin nicht eben scharf drauf, am anderen Ende der Leitung zu sitzen, wenn sich Bills schlechte Laune entlädt, falls Johnny doch noch die Inspiration überkommt.
Davey ist darauf vorbereitet, uns drei zu fahren, aber an dem Tag, als es losgehen soll, kommt doch wieder alles anders. Zum einen wird Christians Flug wegen eines Terroralarms in Heathrow verschoben. Wir haben keine Ahnung, ob es einige Stunden oder sogar Tage dauern wird, bis er fliegen kann. Und zum anderen beschließt Johnny, selbst zu fahren. Er hat anscheinend seit Monaten nicht mehr am Steuer seines McLaren gesessen. So beschließen wir, wie ursprünglich geplant loszufahren und beauftragen Davey damit, sich wegen Christians Flug auf dem Laufenden zu halten und mit ihm dann so bald wie möglich nachzukommen. Johnny und ich versuchen, so viel von unserem Gepäck wie möglich in den winzigen Kofferraum des Wagens zu quetschen, und lassen Davey den Rest da, damit er ihn später mitbringt. Johnnys Gitarre findet auf dem zweiten Beifahrersitz Platz, dem Sitz, der sonst für ein weiteres Groupie reserviert ist, wenn er ›in der Stimmung dafür ist‹, wie Christian es ausgedrückt hat. Die Erinnerung daran, wie er dieses Mädchen an die Wand gedrückt hat, lässt mich erschaudern. Ich hab mein Möglichstes getan, nicht mehr daran zu denken, aber das ist leichter gesagt als getan.
Im Gegensatz zu Christian setzt Johnny sich ziemlich unbeschwert über das Tempolimit hinweg, denn er weiß, dass er es sich leisten kann, die Geldbuße zu bezahlen, solange er nicht übertreibt. Mir wird für alle Fälle aufgetragen, nach der Polizei Ausschau zu halten.
Wir rasen über den Highway One, eine kurvenreiche, spektakuläre zweispurige Straße, die von dichten Kiefernwäldern und steilen felsigen Klippen gesäumt ist. Die Musik ist so laut gedreht, dass wir uns so gut wie gar nicht unterhalten; Johnny ist viel zu sehr damit beschäftigt, eine endlose Reihe von Künstlern gesanglich zu begleiten, von denen ich noch nie gehört habe. Ich kenne von keinem dieser Songs den Text, und selbst wenn, würde ich nicht mitsingen. Ein Jahr SingStar-Spielen mit Bess, in dem ich nie eine bessere Beurteilung bekommen habe als »Möchtegernsängerin«, ist Beweis genug, dass es besser ist, den Mund geschlossen zu halten.
Nachdem wir ein paar Stunden gefahren sind und ich langsam Kopfschmerzen von der ganzen Musik
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