Du bist mein Stern
und sieht nicht begeistert aus.
Ich schiebe zwei Backenhörnchen sanft von meinem Schoß und stehe auf. Mir tun die Beine von dem langen Hocken weh. Die Backenhörnchen stellen sich auf die Hinterbeine und recken ihre kleinen Arme hoch.
»Tut mir leid«, sage ich zu ihnen. »Ich bin gleich wieder da.«
Johnny geht zur Aussichtsplattform voraus und schaut auf den Strand hinunter. Er dreht sich lächelnd zu mir um.
»Sieh sie dir an!«
Ich bin verwirrt. »Was soll ich mir ansehen?«, frage ich.
»Na, die Seeelefanten«, gibt er schroff zurück.
»Wo sind sie denn? Ich seh keine«, sage ich.
Er holt tief Luft und zeigt nach unten. »Da! Im Sand!«
Ich schaue genauer hin, bin aber immer noch verwirrt.
»Wo?«
»Da!«, sagt er genervt.
»Was meinst du, die Felsen da?«, frage ich.
»Das sind keine Felsen, verdammt nochmal, das sind Seeelefanten, Meg!«
»Ohhh«, sage ich. Tut mir leid, aber sie beeindrucken mich null. Für mich sehen sie aus wie Felsbrocken. Oder Stücke Holz. Ich werfe einen bedauernden Blick zurück zu den niedlichen kleinen Backenhörnchen. Sie haben sich inzwischen um andere Leute geschart. Ich schaue Johnny wieder an. Er sieht mich gereizt an.
»Tut mir leid!«, sage ich und gebe mir Mühe, interessiert auszusehen. »Wow, die sind ja mal beeindruckend!«, füge ich hinzu, um meine schauspielerische Leistung zu verstärken.
»Gut. Dann lass uns gehen«, erwidert er und wendet sich ab.
»Können wir noch mal die Backenhörnchen füttern?«, jammere ich und laufe hinter ihm her.
Er dreht sich um und sieht mich ungläubig an. »Hast du die denn noch nicht genug gefüttert?«
Ich sehe ihn kleinlaut an. »Nein.«
Auf seinem Gesicht erscheint ein Grinsen. »Ihr verdammten Frauen«, sagt er. »Hast du denn noch Chips übrig?«
Ich werfe einen Blick in die Tüte. »Nicht mehr viele.« Ich schüttele bedauernd den Kopf.
»Dann los«, sagt er. »Lass uns noch mal die Kackhörnchen füttern.«
Ein anderer Wagen hält an, und eine fünfköpfige Familie steigt aus. Ein Junge von ungefähr drei Jahren und ein vielleicht fünfjähriges Mädchen entdecken das Fütterungsgewusel und kommen aufgeregt zu uns hingerannt, dicht gefolgt von zwei müde wirkenden Eltern und einem pickelig aussehenden Mädchen in den frühen Teenagerjahren. Die kleineren Kinder verscheuchen die Backenhörnchen sofort von meinem Schoß, und gierige kleine Finger greifen nach meinen Chips, um die Tiere selbst zu füttern. Ich sehe Johnny an und ziehe eine Grimasse. Er grinst.
»Lass die Kinder doch die Backenhörnchen füttern, Meg«, sagt er in seinem gönnerhaftesten Ton. Das beeindruckt mich überhaupt nicht. Blöde Kinder.
Die Backenhörnchen sind nicht weit weggelaufen, denn ihre Gier nach Chips ist stärker als ihr Überlebensinstinkt, und die Kinder schreien begeistert auf und grapschen nach meiner Chipstüte. Ich lasse sie widerstrebend los und stehe auf. Doch dann fällt mir etwas links von mir ins Auge. Der Teenie steht da wie eine Statue und starrt ungläubig mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen in Johnnys Richtung. Ich muss mir ein Kichern verkneifen.
»Mum … Mum … «, stammelt sie, ihr Arm hebt sich, und sie zeigt mit dem Finger auf Johnny. Ihre Mutter und ihr Vater drehen sich um, um zu sehen, was – oder wer – ihre Aufmerksamkeit erregt hat. Der Mund des Mädchens klappt auf und zu wie der eines Goldfischs, während ihr Finger immer weiter nach oben wandert, bis er direkt auf Johnnys Gesicht zeigt.
»Zeit zu gehen«, formt Johnny mit den Lippen.
»Das ist … das ist … das ist … «, stammelt sie, dann bringt sie es heraus: » JOHNNY JEFFERSON !«
Mist, zu spät.
» DAS IST JOHNNY JEFFERSON !«, kreischt sie erneut.
Die anderen Leute in der Nähe drehen sich um und schauen Johnny an, der verlegen dasteht.
Das Mädchen springt in einem Anfall totaler Hysterie auf und ab, Tränen rollen über ihr inzwischen rot angelaufenes Gesicht. Die Eltern sind vollkommen ratlos; ihre Mutter versucht, sie zu beruhigen, während der Vater Johnny erschrocken ansieht und ihn einzuordnen versucht. Johnny versucht zu lächeln.
»Möchtest du ein Autogramm?«, fragt er schließlich. Sie nickt eifrig, hört aber nicht auf zu weinen.
»Ich hole was zu schreiben«, sage ich.
»Nein, das mach ich schon«, versichert er mir schnell, da er offenbar nicht mit einem seiner etwas durchgeknallten Fans allein bleiben möchte. Doch als er sich umdreht, um zu gehen, hält das Mädchen ihn an der Jacke
Weitere Kostenlose Bücher