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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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also bin ich direkt zu Julie gefahren.«
    Mike raufte sich zornig die Haare.
    Die nächste Frage galt wieder Julie. »Darf ich wissen, warum Sie überhaupt dort spazieren gegangen sind?«
    »Weil ich blöd bin«, murmelte Julie.
    »Wie bitte?«
    »Nichts.«
    Sie holte tief Luft. »Ich habe seit einer Woche nichts mehr von Richard gesehen oder gehört, also nahm ich an, es sei vorbei.«
    »Das war wohl ein Fehler. Sie sollten tunlichst vermeiden, irgendwo hinzugehen, wo er Sie allein antreffen könnte, okay?«
    Julie schnaubte. »Keine Sorge, das kommt bestimmt nicht mehr vor.«
    »Und was wissen Sie über Jessica?«
    »Eigentlich nichts. Er hat mal erzählt, er sei ein paar Jahre mit ihr verheiratet gewesen, dass es aber nicht geklappt habe. Mehr nicht. Wir haben nie mehr über sie gesprochen.«
    »Und er ist aus Denver?«
    »Das hat er mir jedenfalls erzählt.«
    »Aber konkret bedroht hat er Sie wieder nicht?«
    »Nein. Aber er ist verrückt.«
    Unbestreitbar, dachte Jennifer.
    »Und er hat keine Andeutungen gemacht, was er als Nächstes plant?«, fragte Jennifer.
    Julie schüttelte den Kopf. Ich hab mir allerdings schon einiges ausgemalt, dachte sie, wollen Sie es hören? Stattdessen schloss sie die Augen. »Ich will nur, dass es aufhört«, flüsterte sie.
    »Werden Sie ihn festnehmen?«, fragte Mike. »Oder ihn zur Vernehmung einbestellen?«
    Jennifer zögerte kurz. »Ich werde tun, was ich kann«, sagte sie dann.
    Mike und Julie wandten sich ab.
    »Und was wird nun aus uns?«, fragte Julie.
    »Hören Sie, ich kann mir denken, dass Sie beunruhigt sind. Dass Sie Angst haben. Und glauben Sie mir, ich bin auf Ihrer Seite, also werde ich jetzt nicht einfach wegfahren und die Sache vergessen. Ich werde vielmehr nachforschen, ob Richard Franklin schon einmal aktenkundig geworden ist. Oder was sich ansonsten über ihn in Erfahrung bringen lässt. Und ich werde mich bestimmt auch mal mit ihm unterhalten. Aber Sie wissen ja, ich muss in dieser Sache mit Officer Gandy zusammenarbeiten…«
    »Na toll.«
    Jennifer langte über den Tisch und drückte Julie die Hand.
    »Ich geben Ihnen mein Wort«, sagte sie, »wir kümmern uns darum. Und wir werden alles Erdenkliche tun, um Ihnen zu helfen. Vertrauen Sie mir.«
    Es waren genau die aufmunternden Worte, die Menschen in einer solchen Lage nötig hatten.
    Trotzdem fiel die Reaktion eher gedämpft aus.
    Andrea schaute gerade die
Jerry Springer Show
, als ihr Telefon klingelte. Ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen, hob sie geistesabwesend ab und murmelte Hallo.
    Gleich darauf begannen ihre Augen zu strahlen. »Oh, hi«, sagte sie. »Ich habe gehofft, dass du dich meldest…«
    Auf der Heimfahrt konnte sich Jennifer kaum konzentrieren. Eine unbestimmte Furcht setzte ihr zu, denn die Sache mit Richard Franklin machte ihr aus zweierlei Gründen Angst. Als Polizistin wusste sie, wie gefährlich Typen sein konnten, die anderen nachstellten. Als Frau jedoch konnte sie Julies Lage auch persönlich gut nachvollziehen. Sie brauchte nur die Augen zu schließen, und schon vermochte sie Julies Hilflosigkeit nachzuempfinden. Es gab nichts Schlimmeres. Die meisten Menschen gaben sich gern der Täuschung hin, den Verlauf ihres Lebens allein bestimmen zu können, aber das stimmte nicht ganz. Sicher, man konnte entscheiden, was man frühstückte oder was man anzog und derlei Kleinigkeiten, aber sobald man hinaus in die Welt trat, war man nicht selten der Willkür seiner Mitmenschen ausgeliefert und konnte nur hoffen, nicht zur Zielscheibe zu werden, nur weil einer gerade einen schlechten Tag erwischt hatte.
    Das war eine ziemlich triste Sicht der Dinge, aber in diesem Fall nun einmal genau zutreffend. Julies Illusion von Sicherheit war erschüttert worden, und jetzt wollte sie, dass Jennifer – oder wer auch immer – sie wiederherstellte. Was hatte sie gesagt?
Ich will nur, dass es aufhört.
Natürlich, wer würde das nicht wollen? Den friedlichen Urzustand wiedererlangen.
    Doch so einfach war das nicht. Nicht zuletzt, weil Jennifer sich selbst hilflos fühlte. Schließlich war sie noch gar nicht befugt, in offizieller Funktion ein Gespräch mit Richard zu führen. Und Pete Gandy würde sie zwar mit weiblichem Charme dazu überreden können, doch er würde vermutlich alles vermasseln, sobald er nur den Mund aufmachte.
    Recherchen über Franklin konnte sie allerdings allein anstellen. Und genau das hatte sie vor, ganz, wie sie Mike und Julie versprochen hatte.
    Eine Stunde nach Jennifer

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