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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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essen zu Abend.«
    Julie wich zurück, stolperte über eine Wurzel am Boden und wäre um ein Haar gestürzt. »Mit dir fahre ich nirgendwo hin«, zischte sie.
    »Sei doch nicht so. Bitte! Ich werde dich glücklich machen, Jessica.«
    Julie fragte sich, ob sie richtig gehört hatte.
    »Du… bist… geisteskrank«, platzte es aus ihr heraus.
    Die Wirkung ließ nicht auf sich warten.
    »Pass auf, was du sagst«, sagte Richard mit drohendem Unterton. »Du solltest nicht so unbedacht daherreden.«
    Aus dem Augenwinkel sah Julie, dass Edna wieder auf die Lichtung trat.
    »Ich komme«, trällerte sie. »Ich komme…«
    Richard stierte Julie unverwandt an. Edna blickte von einem zum anderen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    Richard wandte endlich den Blick von Julie. »Nein«, sagte er, »alles bestens. Wir haben nur gerade überlegt, wie viele Häuser hier noch gebaut werden. Ich glaube, Julie schätzt ihre Zurückgezogenheit.«
    Julie hörte kaum, was er sagte. »Ich muss los«, sagte sie unvermittelt.
    Richard lächelte. »Ciao, Julie. Bis dann.«
    Julie machte kehrt und verließ hastig die Lichtung. Singer wartete noch kurz, als wolle er sicherstellen, dass Richard ihnen nicht folgte, dann lief er ihr nach.
    Sobald sie außer Sichtweite war, rannte sie los. Sie streifte Zweige am Wegesrand, ihr Atem ging heftig. Einmal fiel sie hin und rappelte sich hastig hoch, ohne auf den Schmerz in ihrem Knie zu achten. Als sie ein Geräusch hörte, sah sie sich panisch um, doch von Richard keine Spur. Sie rannte weiter. Bin gleich zu Hause, dachte sie, bin gleich da…
    Als Mike später bei ihr war, weinte sie sich in seinen Armen aus. Nachdem sie ihm alles erzählt hatte, hatte sie sich wieder so weit in der Gewalt, dass sie ihn fragen konnte, warum er schon zurück war.
    Mike war kreidebleich. Er brachte nur eben ein Flüstern zustande.
    »Die Mitteilung stammte gar nicht von meinem Anwalt.«

Kapitel 30
    E ine halbe Stunde später saß Officer Jennifer Romanello bei ihnen am Küchentisch und behielt Julie genau im Auge, während sie ihre Geschichte erzählte.
    So wichtig die Einzelheiten auch waren, es war Julies Gesichtausdruck, der Jennifer bestätigte, dass sie die Wahrheit sagte. Obwohl sie sich nach außen hin ruhig gab, war sie eindeutig mit den Nerven fertig. Selbst Jennifer überlief bei Julies Schilderung, dass Richard sie Jessica genannt hatte, eine Gänsehaut.
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte sie, als Julie schließlich verstummte.
    Es war zwar eine Untertreibung, die einem Genie vom Kaliber Pete Gandys alle Ehre gemacht hätte, aber was sollte sie sonst sagen?
Kaufen Sie sich eine Waffe und verrammeln Sie die Türen – das ist ein Irrer!
Mike und Julie waren verängstigt genug, da musste sie einen kühlen Kopf bewahren. Außerdem hätte ihr Dad genau diese Worte benutzt. Ihr Dad verstand sich wie kein Zweiter darauf, Leute in Krisensituationen zu beruhigen. Was, wie er gern sagte, das Wichtigste für einen Polizisten war, wenn er das Rentenalter erleben wollte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Mike.
    »Das weiß ich noch nicht genau«, sagte Jennifer. »Aber darf ich noch ein paar Fragen stellen, um sicher zu sein, dass ich alles korrekt aufgenommen habe?«
    Julie kaute geistesabwesend an ihren Nägeln und dachte an das eine Detail, das sie verschwiegen hatte.
    Jede Wette, du hast ihm nicht erzählt, dass ich bei dir übernachtet habe. Was meinst du, wie er das wohl aufnehmen würde?
    Mike war es vermutlich egal, da ja nichts geschehen war.
    Kein Vergleich mit dem, was Sarah ihm angetan hatte. Und im Großen und Ganzen tat es ja auch nichts zur Sache, richtig? Wieso konnte sie es dann nicht erzählen?
    In Gedanken versunken, bekam sie zuerst gar nicht mit, dass Jennifer soeben etwas gefragt hatte.
    »Können Sie sich erklären, woher er wusste, dass Sie dort unterwegs waren?«, wiederholte Jennifer.
    »Nein«, sagte sie.
    »Aber er war schon vor Ihnen da?«
    »Er ist wohl mit Edna hingefahren. Keine Ahnung, wie lange er sich schon dort aufhielt, aber er ist auf jeden Fall vor mir da gewesen. Ednas Auto stand schon am Straßenrand, als ich kam und ich habe sie nicht in den Wald gehen sehen.«
    Jennifer wandte sich an Mike. »Und Sie dachten, Sie hätten einen Termin bei Ihrem Anwalt?«
    »In der Werkstatt lag eine Nachricht, dass ich mich um fünf bei ihm einfinden sollte. Ein Mitarbeiter hatte das Telefonat entgegengenommen, aber als ich in die Kanzlei kam, wusste der Anwalt nichts von einem Treffen,

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