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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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und hielten dann auf dem Standstreifen an. Sie holten ihre Taschenlampen hervor und stiegen aus.
    Autos rasten auf dem Highway an ihnen vorüber. Der Straßenrand war in wirbelndes blaues und rotes Licht getaucht, damit die Fahrer vorsichtig an Jennifer und Pete vorbeifuhren.
    »Sie gehen in die Richtung«, sagte Pete und deutete zur Tankstelle. »Ich gehe in die andere.«
    Jennifer knipste ihre Taschenlampe an und begann mit der Suche.
    Julie saß immer noch weinend auf dem Sofa, als sie vor ihrer Tür Geräusche hörte. Singer stellte die Ohren auf, jagte ans Fenster und knurrte. Julies Herz begann zu hämmern. Unwillkürlich sah sie sich nach einer Waffe um.
    Als Singer bellte, fuhr sie mit schreckgeweiteten Augen vom Sofa hoch und bemerkte erst dann erleichtert, dass er mit dem Schwanz wedelte.
    »Julie!«, hörte sie Mike durch die Tür rufen. »Ich bin’s, Mike.«
    Sie lief zur Tür und entfernte rasch den Stuhl. Wellen der Erleichterung durchströmten sie. Als sie öffnete, sah Mike sie kurz an und senkte dann den Blick zu Boden.
    »Ich glaube dir, dass du nicht mit ihm im Bett warst«, sagte er.
    Julie nickte wortlos.
    »Aber ich würde gern mit dir darüber reden.«
    »Okay.«
    Mike schob die Hände in die Hosentaschen und atmete tief durch.
    »Hättest du es Jim erzählt?«, fragte er dann.
    Julie blinzelte. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet.
    »Ja«, erwiderte sie offen. »Das hätte ich.«
    Mike seufzte auf. »Dachte ich mir schon.«
    »Wir waren lange verheiratet, Mike. Das musst du verstehen.«
    »Ich weiß.«
    »Es hat nichts damit zu tun, was ich für dich empfinde. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich liebe dich. Und wenn ich gewusst hätte, wie sehr diese Geschichte aus dem Ruder laufen würde, hätte ich es dir gleich gesagt. Ach, es tut mir alles so Leid…«
    »Mir tut’s auch Leid. Vor allem das, was ich zu dir gesagt habe.«
    Julie trat zaghaft einen Schritt vor, und als Mike nicht zurückwich, trat sie noch näher und schmiegte sich an ihn. Sie spürte, wie er die Arme um sie schlang.
    »Ich würde gern über Nacht hier bleiben«, sagte er, »falls das in Ordnung ist.«
    Julie schloss die Augen. »Ich hab so gehofft, dass du das sagst.«
    Sobald Richard Mike hatte vorfahren sehen, trat er den Rückzug zwischen die Bäume an. Nun beobachtete er die beiden. Auf seinem Gesicht lag ein harter Zug.
    Nein, dachte Richard. Nein, nein,
nein…
    Es kam ihm wie ein Albtraum vor, dass er mit ansehen musste, wie Julie in Mikes Arme sank. Wie sie sich an ihn drückte… Nein, das
konnte
einfach nicht wahr sein.
    Mike war bei ihr, und sie umarmten sich. Als würden sie sich auch wieder
lieben.
    Richard zwang sich, ruhig zu werden, sich zu beherrschen. Mit geschlossenen Augen stellte er sich seine Fotos von Jessica vor, von Julie, seine Fotos von Vögeln. Dann wiederholte er im Geiste Lektionen über das sachgemäße Einstellen der Kamerablende. Über Objektive und ihre Fähigkeiten. Über den korrekten Winkel des Blitzlichts, die Eigenarten von Licht…
    Als sein Atem ruhiger ging, schlug er die Augen auf. Er hatte sich wieder im Griff, aber der Zorn brodelte noch immer in ihm.
    Warum wiederholte Julie hartnäckig dieselben Fehler?
    Er hatte sich bemüht, nett zu sein. Er hatte sich bemüht, fair zu sein. Er war sehr geduldig mit ihr und ihrem kleinen Freund gewesen. Mehr als geduldig.
    Seine Augen verengten sich. Ahnte sie denn nicht, wozu sie ihn mit ihrem Verhalten zwang?
    Der Mond hing tief, schon unterhalb der Baumwipfel. Tausende Sterne blinkten am Himmel. Die Luft war warm und schwer von Abgasen. Jennifer ging langsam vorwärts, aufmerksam die Böschung absuchend. Nichts.
    Keine zehn Meter vom Straßenrand entfernt begannen die Reihen von Weihrauchkiefern. Ihr dichtes Unterholz aus Büschen und hohem Gras vermochte der Schein der Taschenlampe nicht zu durchdringen.
    Die vorbeirasenden Autos nahm Jennifer kaum wahr. Sie suchte aufmerksam den Boden ab und machte gerade einen weiteren Schritt nach vorn, als sie seitlich von sich ein Geräusch vernahm.
    Sie hob die Taschenlampe. Zwei Augen starrten ihr entgegen. Vor Überraschung blieb Jennifer wie angewurzelt stehen, dann machte der Hirsch kehrt und sprang davon.
    Aufatmend senkte sie den Kopf und ging langsam weiter. Die Tankstelle war nun schon ganz nahe, und Jennifer fragte sich zum wiederholten Male, wonach sie eigentlich suchte.
    Sie trat um eine wild entsorgte Mülltüte herum, sah Aludosen und Papierabfälle in der Böschung liegen. Gerade

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