Du bist nie allein
ankamen, aber natürlich blieb ihm nichts anderes übrig. Als sie eingestiegen waren, erwog er kurz, sie wieder zu ergreifen, aber Julie hatte beide Hände in den Schoß gelegt und sah zum Seitenfenster hinaus.
Die Heimfahrt verlief schweigsam, und als Mike Julie bis an die Tür brachte, musste er feststellen, dass er keine Ahnung hatte, was ihr durch den Kopf ging. Er wusste allerdings genau, was ihm durch den Kopf ging… Diesmal wollte er nichts falsch machen.
»Es war ein schöner Abend«, sagte er.
»Das finde ich auch. Wann kommst du morgen?« »Um sieben Uhr?«
»In Ordnung.«
Mike nickte. Er kam sich vor wie ein Teenager. Da ist er nun, dachte er, der große Moment. Jetzt gilt es.
»Also…«, begann er, so cool es ging.
Julie lächelte, sie erriet seine Gedanken. Sie nahm seine Hand, drückte sie kurz und ließ sie wieder los.
»Gute Nacht, Mike. Bis morgen.«
Mit dieser Abfuhr hatte er nicht gerechnet. Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen. »M… morgen?«, stotterte er hilflos.
Julie öffnete ihre Tasche und kramte nach dem Schlüssel. »Ja. Wir sind verabredet, schon vergessen?«
Sie fand den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Dann sah sie noch einmal zu Mike hoch. Singer war inzwischen bei ihnen angekommen. Julie schloss die Tür auf und ließ ihn hinein.
»Und danke noch mal für den netten Abend.«
Nach einem kurzem Winken folgte sie Singer ins Haus. Auch nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, blieb Mike verdutzt stehen, bis ihm aufging, dass Julie nicht zurückkam. Gleich darauf verließ er die Veranda und kehrte zu seinem Pickup zurück. Wütend trat er gegen die Kiesel.
Julie wusste, dass sie so bald ohnehin kein Auge zubekommen würde, also setzte sie sich aufs Sofa und ließ den Abend Revue passieren. Sie war froh, Mike auf der Veranda nicht geküsst zu haben, denn sie brauchte mehr Zeit, sich an ihre neuen Gefühle für ihn zu gewöhnen.
Vielleicht wollte sie ihn ja auch nur ein bißchen zappeln lassen. Mike war besonders süß, wenn er zappelte. Und Henry hatte Recht, es machte Spaß, ihn aufzuziehen.
Sie griff zur Fernbedienung und stellte den Fernseher an. Es war noch früh – nicht einmal zehn Uhr –, und sie entschied sich für einen Film auf CBS, in dem es um den Sheriff einer Kleinstadt ging, der immer wieder sein Leben aufs Spiel setzte, um andere Menschen zu retten.
Zwanzig Minuten später, der Sheriff war gerade im Begriff, einen Jugendlichen aus einem brennenden Auto zu retten, hörte Julie ein Klopfen an der Tür.
Singer war blitzschnell auf den Beinen, lief durchs Wohnzimmer und schob den Kopf durch die Gardinen. Julie vermutete, dass Mike noch einmal zurückgekommen war.
Doch dann begann Singer zu knurren.
Kapitel 17
» H allo Richard«, sagte Julie.
»Hey, Julie.«
Er hielt ihr einen Strauß Rosen hin. »Die hab ich auf dem Heimweg am Flughafen besorgt. Tut mir Leid, sie sind nicht mehr ganz frisch, aber die Auswahl war nicht allzu groß.«
Singer stand neben Julie in der Tür. Er hatte zu knurren aufgehört, als sie die Tür öffnete und Richard ihm eine Hand entgegenhielt. Nach kurzem Schnüffeln hob er den Blick, wie um sich zu vergewissern, dass das Gesicht zu dem vertrauten Geruch passte, dann wandte er sich ab.
Ach, der,
schien er zu sagen.
Nicht gerade toll, aber was soll’s.
Für Julie war es nicht so einfach. Erst nach kurzem Zögern nahm sie die Blumen in Empfang.
»Danke«, sagte sie.
»Tut mir Leid, dass ich so spät noch hier auftauche, aber ich wollte kurz Hallo sagen, bevor ich zu mir fahre.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte sie.
»Ich hab vorhin angerufen, um dir Bescheid zu geben, aber du warst wohl nicht da.«
»Hast du eine Nachricht hinterlassen?«
»Nein, dazu hatte ich keine Zeit. Es kam gerade der letzte Aufruf für meinen Flug, und mein Platz war nicht reserviert. Du kennst das ja. Aber gestern habe ich dir eine Nachricht hinterlassen.«
»Ja« – sie nickte – »die habe ich bekommen.«
Richard verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Und, wo warst du vorhin?«
Julie merkte, wie ihre Schultern nach unten sackten. Auf dieses Gespräch hatte sie jetzt gar keine Lust.
»Ich war mit einem Freund aus«, sagte sie.
»Einem Freund?«
»Erinnerst du dich an Mike? Wir waren zusammen essen.«
»Ach ja. Wir haben ihn neulich Abend in der Kneipe getroffen, richtig?«, sagte er. »Der Typ, der in der Werkstatt arbeitet?«
»Genau der.«
Nach einer kurzen Pause fragte Richard: »Und, habt ihr
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