Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
Weile legte sie die Zeitung beiseite und beobachtete, wie das stille Geschäftsviertel zum Leben erwachte. Ein Laden nach dem anderen öffnete, Keile wurden unter offene Türen geschoben, die frische Morgenluft hereingelassen. Der Himmel war wolkenlos, und die Windschutzscheiben der Autos, die über Nacht draußen gestanden hatten, waren beschlagen.
    Julie erhob sich, bot dem Pärchen am Nebentisch die Zeitung an, warf ihren leeren Kaffeebecher in den Abfall und machte sich auf den Weg in Richtung Salon. Die Werkstatt war schon seit einer Stunde geöffnet, und da sie noch ein paar Minuten Zeit hatte, bis sie zur Arbeit musste, beschloss sie, Mike einen Besuch abzustatten. Bestimmt hatte er noch nicht allzu viel zu tun. Außerdem wollte sie sich überzeugen, dass ihre Empfindungen vom Vorabend nicht nur pure Einbildung waren.
    Dass Richard bei ihr genächtigt hatte, gedachte sie Mike allerdings nicht zu erzählen. So sehr sie sich auch den Kopf zerbrach, sie wusste nicht, wie sie das hätte erklären sollen. Mike würde gewiss ständig darüber nachgrübeln, und Julie hatte Angst, dass diese Geschichte nachhaltig Zweifel und Misstrauen säen würde. Außerdem war es unwichtig. Die Sache mit Richard war vorbei, und nur darauf kam es an.
    Sie überquerte die Straße. Als sie an den Autos vorbeiging, die heute repariert werden sollten, kam Mike ihr schon entgegen – strahlend, als hätte er eben das große Los in der Lotterie gezogen.
    »Hallo, Julie!«, sagte er. »Was für eine nette Überraschung.«
    Trotz der strubbeligen Haare und des Streifens Schmiere auf seiner Wange, sah er in Julies Augen richtig gut aus.
    »Ich freue mich natürlich auch, dich zu sehen, Großer«, setzte Mike hinzu und tätschelte Singer den Kopf. Julie fielen die Heftpflaster an seinen Händen auf.
    »Hey, was ist denn mit deinen Fingern passiert?«
    Mike sah auf seine Hände. »Ach, nichts. Sind heute Morgen nur ein bisschen wund.«
    »Warum denn?«
    »Ich glaube, ich habe sie gestern Abend wohl zu heftig geschrubbt.«
    Julie zog die Stirn kraus. »Wegen dem, was ich am Strand gesagt habe?«
    »Nein«, sagte er rasch. Aber dann räumte er achselzukkend ein: »Na ja, vielleicht doch.«
    »Ich habe doch nur Spaß gemacht!«
    »Weiß ich«, sagte Mike. »Aber ich hab mich gefragt, ob ich’s nicht doch mal mit einer anderen Seife versuchen sollte…«
    »Was hast du denn benutzt? Scheuerpulver?«
    »Scheuerpulver, 409, Lysol… Ich hab alles ausprobiert.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn. »Weißt du, manchmal frage ich mich schon, wie du wohl sein wirst, wenn du erwachsen bist.«
    »Die Chancen, dass diese Zeit einmal kommt, stehen nicht allzu gut, ehrlich gesagt.«
    Julie lachte.
    »Ich wollte dir nur schnell sagen, wie gut ich mich gestern Abend amüsiert habe.«
    »Ich auch«, sagte er. »Und ich freue mich schon auf heute Abend.«
    Ihre Blicken trafen sich kurz, dann sah Julie auf die Uhr. »Ich muss los. Ich bin den ganzen Vormittag ausgebucht, und mittags bin ich mit Emma zum Essen verabredet.«
    »Grüß Emma von mir.«
    »Klar«, sagte Julie. Sie zwinkerte ihm zu. »Und pass auf mit den Fingern! Schlimme Vorstellung, dass du die Motoren voll blutest…«
    »Ha, ha«, sagte er. Dabei machte ihm die Neckerei gar nichts aus. Er wusste ja, dass es ihre Art war, mit ihm zu flirten.
    Sie verabschiedeten sich, und kurz darauf überquerte Julie leichten Schrittes die Straße.
    »Dann hattet ihr wohl einen ganz schönen Abend, was?« Henry hielt einen angebissenen Doughnut in der Hand. Mike hakte den Daumen in den Overall und schnaubte.
    »O ja«, sagte er. »Er war
richtig
toll.«
    Henry betrachtete angelegentlich den Doughnut. »Kannst du die James-Dean-Faxen nicht lassen, Brüderchen? Eins sage ich dir – das passt nicht zu dir. Und von deinem verklärten Blick lenkt es auch nicht ab.«
    »Mein Blick ist nicht verklärt.«
    »Verklärt, verknallt… Was auch immer.«
    »Hey, ich kann auch nichts dazu, wenn sie mich mag.« »Alles klar. Du bist einfach unwiderstehlich, stimmt’s?« »Ich dachte, du würdest dich für mich freuen.«
    »Ich freue mich ja«, sagte Henry. »Und ich bin auch stolz auf dich.«
    »Wieso?«
    »Weil es irgendwie den Anschein hat, als wäre dein Plan aufgegangen.«
    »Und, was ist mit Richard?«, fragte Emma. »Neulich im Clipper hatte man den Eindruck, als würdet ihr euch glänzend verstehen.«
    »Ach, du kennst das doch… Er ist nett, aber ich empfinde einfach nichts für ihn.«
    »Da

Weitere Kostenlose Bücher