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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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und kreischend durchs Haus, bis Mike sie im Schlafzimmer einholte. Kichernd ließen sie sich aufs Bett plumpsen, und alles ging wieder von vorn los.
    Überrascht und dankbar stellte Julie fest, dass sich an ihrer Freundschaft durch den Sex nichts geändert hatte – abgesehen davon, dass sie oft nackt waren. Mike riss Witze wie immer und brachte sie zum Lachen, sie zog ihn auf wie immer, er hielt liebevoll ihre Hand, während sie auf dem Sofa saßen und fernsahen.
    Doch so sehr sie es auch zu verdrängen versuchte: Was ihr von jener Woche am deutlichsten im Gedächtnis blieb, waren die Telefonanrufe. Die beiden Anrufe Freitagnacht. Samstag erfolgten abermals zwei. Sonntag schrillte das Telefon viermal, Montag fünfmal, aber an diesen beiden Tagen war Mike gerade außer Haus, und Julie nahm ab. Dienstag, als sie schon im Bett lag – Mike war zum Schlafen heimgefahren –, kamen vier Anrufe, dann stöpselte sie das Telefon endlich aus. Und Mittwoch, als sie nach der Arbeit das Haus betrat, sah sie, dass ihr Anrufbeantworter voll war.
    Sie hatte den Knopf gedrückt, um die erste Nachricht abzuspielen, dann gleich die nächste. Dann die dritte. Die Anrufe waren direkt nacheinander gekommen, der Apparat hatte die Uhrzeiten gespeichert. Beim vierten Anruf ging Julies Atem bereits schneller, beim neunten hatte sie Tränen in den Augen. Ab dem zwölften drückte sie fast gleichzeitig mit der Abspieltaste auf die Löschtaste, in dem verzweifelten Versuch, das Geschehene irgendwie rückgängig zu machen.
    Anschließend saß sie am Tisch und zitterte.
    Insgesamt waren an dem Tag zwanzig Anrufe erfolgt, und jeder dauerte zwei Minuten.
    Kein einziges Mal hatte der Anrufer etwas gesagt. Donnerstag und Freitag kam kein Anruf.

Kapitel 25
    » H ört sich doch an, als liefe alles prima«, sagte Emma am Samstag.
    Morgens hatten sich Mike und Julie mit Henry und Emma am Bootsanlegeplatz auf Harker’s Island getroffen. Sie hatten die Ladung an Bord geschafft – Kühltaschen mit Lebensmitteln und Getränken, Sonnencreme, Badelaken und Hüte, Eimer voller Eis und eine Angelausrüstung, mit der man wirklich alles an den Haken nehmen konnte, was einem über den Weg schwimmen mochte: Moby Dick, Orca den Killerwal und selbst den Weißen Hai. Vormittags dümpelten sie im Sund bei Cape Lookout. Mike und Henry standen mit ihren Angeln Seite an Seite da und trugen einen Wettstreit aus, der nicht anders als pubertär zu nennen war. Fing einer von ihnen einen Fisch, durfte er daraufhin eine Flasche Bier schütteln und auf den anderen richten. In einem der Eimer befanden sich bereits so viele Makrelen und Flundern, dass eine ganze Kolonie verhungernder Seehunde davon satt geworden wäre, und beide Petrijünger hatten sich ihrer Hemden entledigt und sie zum Trocknen über die Reling gehängt.
    Julie und Emma dagegen saßen in den kleinen Liegestühlen bei der Kajüte. Die Sonne brannte auf sie herab.
    »Es läuft auch tatsächlich alles prima«, bestätigte Julie. »Ich frage mich wirklich, wovor ich die ganze Zeit solche Angst hatte.«
    Ihr Tonfall machte Emma argwöhnisch.
    »Aber?«
    »Was, aber?«
    »Irgendetwas bedrückt dich doch.«
    »Ist es so offensichtlich?«
    »Nein. Aber ich kenne dich lange genug. Also, was hast du? Irgendetwas wegen Mike?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Liebst du ihn?«
    »Ja, sehr.«
    »Was ist es dann?«
    Julie stellte vorsichtig ihr Glas auf das Deck. »Ich habe in letzter Zeit seltsame Anrufe bekommen.«
    »Von wem?«
    »Keine Ahnung. Der Anrufer sagt nie etwas.«
    »Macht er unanständige Geräusche?«
    »Nein, nicht mal das. Es bleibt absolut still.«
    »Und du weißt nicht, wer es ist?«
    »Nein. Als ich die Tastenkombination drückte, mit der der letzte Anrufer zurückgerufen wird, kam nur eine Ansage, dass es sich um eine Privatnummer handele. Also rief ich bei der Telefongesellschaft an. Die konnten mir nur sagen, dass die Anrufe von einem Mobiltelefon kamen. Aber die Nummer ist nicht registriert, also kann ich sie nicht zurückverfolgen.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Keine Ahnung. Man hat’s mir erklärt, aber ich hab nicht richtig hingehört. Als es hieß, man könne mir nicht helfen, hab ich gleich abgeschaltet.«
    »Hast du eine Vermutung, wer dahinterstecken könnte?«
    Julie drehte sich um und beobachtete, wie Mike erneut die Angel auswarf. »Ich glaube, es ist Richard. Ich kann’s nicht beweisen, aber ich habe so ein Gefühl.«
    »Wieso?«
    »Nun, diese Aufdringlichkeit… Und sonst fällt

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