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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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hat?«
    »Nein, ganz das Gegenteil. Über etwas, was ich ihr erzählt habe.«
    Julies Haare wehten Mike über das Gesicht. »Möchtest du darüber reden?«
    Julie atmete tief durch und wiederholte dann, was sie Emma erzählt hatte. Mike lauschte, anfangs verwirrt, dann besorgt und am Schluss wütend. Als sie geendet hatte, nahm er ihre Hand und drehte sie zu sich herum. »Du meinst also, als ich in unserer ersten Nacht ans Telefon ging, war Richard am anderen Ende?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
    »Da gab’s noch nichts zu erzählen. Jedenfalls nicht bis vor ein paar Tagen.«
    Mike ließ seinen Blick über das Wasser schweifen, verzog das Gesicht und sah dann wieder zu Julie. »Also, wenn es noch einmal vorkommt, werde ich dem ein Ende setzen.«
    Julie musterte ihn kurz und lächelte dann. »Du hast schon wieder diesen erotischen Blick.«
    »Wechsle nicht das Thema«, sagte er. »Dazu ist es zu ernst. Weißt du noch, worüber wir uns bei Tizzy’s unterhalten haben?«
    »Ja«, sagte sie, und ihre Stimme klang flach. »Aber so reagiere ich eben, wenn ich durcheinander bin. Ich flüchte mich in Witze. Aus alter Gewohnheit, weißt du?« Nach einer ganzen Weile legte Mike wieder die Arme um sie. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich lasse nicht zu, dass dir irgendwas passiert.«
    Ihr Mittagessen war schlicht – Sandwiches und Chips und eine Riesenportion Kartoffelsalat vom Deli. Seit sie Emma und Mike ihr beunruhigendes Geheimnis erzählt hatte, ging es Julie besser. Es tröstete sie, dass beide die Angelegenheit ebenso ernst nahmen wie sie.
    Ihre Anspannung löste sich, und sie ließ sich von der fröhlichen Laune der anderen anstecken. Mike war zwar zunächst ruhiger als sonst, aber er schaffte es nie, längere Zeit ernst zu bleiben, zumal wenn Henry ihn anstachelte. Henry bot Mike die Bierdose an, die er zuvor mit Meerwasser gefüllt hatte, Mike setzte sie arglos an, musste aber sofort würgen und prustete alles über Bord. Henry lachte dröhnend, Emma kicherte, und Mike stimmte mit ein, sobald er sich das Kinn abgewischt hatte. Aber er sann auf Rache. Heimlich schnappte er sich eine Flunder und verlieh einem von Henrys Sandwiches eine besondere Würze, indem er den Fisch über das Brot zog.
    Henry lief grün an, würgte und warf das Sandwich dann Richtung Mike. Mike revanchierte sich mit einer Ladung Kartoffelsalat.
    Emma beugte sich zu Julie. »Schwachköpfe«, flüsterte sie ihr ins Ohr, »vergiss nie, Männer sind Schwachköpfe.«
    Um über ihre Unruhe hinwegzukommen, trank Julie etwas mehr Bier als sonst. Bald fühlte sie sich leicht benebelt, und die Ängste zerstreuten sich. Vielleicht waren die Anrufe Richards Art, sie zu bestrafen. Vielleicht war er sauer wegen ihrer Reaktion auf die Geschichte mit der Sonnenbrille. Sie war ja wirklich ziemlich barsch zu ihm gewesen. Aber da er nicht wieder im Salon aufgetaucht war, um die Brille abzuholen, sah sich Julie in ihrer Vermutung bestätigt, dass das Ganze nur eine List gewesen war, um sie noch einmal allein zu sehen.
    Im Übrigen konnte es sein, dass diese Anrufe für immer vorbei waren, versuchte sie sich zu beruhigen. Dennoch, seit sie als Teenager auf der Straße gelebt hatte, verfügte sie über ein gesundes Misstrauen. Bevor sie nicht sicher war, dass die Anrufe endgültig aufgehört hatten, würde sie sich vorsichtig verhalten: keine spätabendlichen Spaziergänge ohne Begleitung machen, immer alle Türen abschließen, Singer bei sich im Zimmer schlafen lassen, wenn Mike nicht bei ihr übernachtete. Sie würde vorsichtig sein.
    Julie verschränkte die Arme und lauschte auf das Wasser, das unter dem Bug rauschte.
    Nachmittags legte Emma eine CD von Jimmy Buffet ein und drehte die Lautstärke hoch. Sie hatten den Anker gelichtet und schipperten auf dem Rückweg nach Harker’s Island an Cape Lookout vorbei. Das Boot wiegte sich im Rhythmus der sachten Dünung, und Emma kuschelte sich dicht an Henry, der am Steuer stand.
    Mike räumte am Heck auf, verstaute das Angelzubehör in der Kiste und sicherte sorgfältig die Winden. Julie stand wieder am Bug und ließ sich den Wind durch die Haare wehen. Auch sie hatte einen leichten Sonnenbrand, und die Haut an ihren Schultern spannte ein wenig.
    Trotz des herrlichen Wetters war es Zeit, heimzukehren. Morgens hatten Emma und Henry eine kleine Meuterei auszustehen gehabt, mit Tränen und Geschrei, weil ihre Kinder nicht verstanden, warum sie nicht mitdurften. Vor lauter

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