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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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mir keiner ein. Ich weiß nicht… ich glaube einfach, er ist es. Wie er sich aufgeführt hat, als ich ihm sagte, dass es mit uns vorbei ist, wie er ständig in meiner Nähe auftaucht…«
    »Wovon redest du?«
    »Lauter Kleinigkeiten. Im Supermarkt bin ich ihm über den Weg gelaufen, dann kam er zum Haareschneiden in den Salon. Und jedes Mal war es, als versuche er herauszufinden, wie er doch noch bei mir landen könnte.«
    Emma schaute sie an. »Was hält Mike davon?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’s ihm noch nicht erzählt.«
    »Warum denn nicht?«
    Julie zuckte die Achseln. »Was soll er denn machen? Dem Typen auf die Pelle rücken? Wie gesagt, ich weiß ja nicht einmal mit Sicherheit, ob Richard der Anrufer ist.«
    »Wie viele Anrufe sind es denn inzwischen?«
    Julie schloss kurz die Augen. »Mittwoch waren zwanzig Anrufe auf meinem AB.«
    Emma setzte sich kerzengerade hin. »Du lieber Himmel! Hast du es der Polizei gemeldet?«
    »Nein«, sagte Julie. »Erst an dem Abend habe ich mir eingestanden, was da vor sich geht. Bis dahin hatte ich noch gehofft, es wäre bloß irgendein Fehler, ein Computerdefekt bei der Telefongesellschaft oder so was. Ich habe gehofft, es hört von allein wieder auf. Und vielleicht hat es jetzt ja auch aufgehört. In den letzten zwei Tagen ist kein Anruf mehr gekommen.«
    Emma nahm Julies Hand. »Solche Typen hören nicht auf! So was liest man doch ständig in der Zeitung: Exfreund verfolgt Exfreundin, um alte Rechnungen zu begleichen. Das grenzt an strafbare Belästigung! Ist dir das nicht klar?«
    »Natürlich. Aber sag mir doch, was soll ich denn der Polizei erzählen? Ich kann nicht beweisen, dass Richard der Anrufer ist, und die Telefongesellschaft auch nicht. Er hat mich nicht bedroht. Ich habe sein Auto weder in meiner Straße noch beim Salon stehen sehen. Wenn wir uns über den Weg gelaufen sind, war er ausgesprochen höflich, und außerdem waren auch immer Leute in der Nähe. Er brauchte es nur abzustreiten.«
    Emma musterte sie eingehend und drückte dann ihre Hand.
    »Aber du bist zu neunundneunzig Prozent sicher, dass es Richard war.«
    Nach kurzem Zögern nickte Julie.
    »Und gestern Abend nichts? Oder vorgestern Abend? Als Mike da war?«
    »Nein. Alles ruhig. Vermutlich, weil er aufgegeben hat.«
    Emma dachte angestrengt nach.
    Oder weil er sie nur glauben machen wollte, er habe aufgegeben?
    Den Gedanken behielt sie allerdings für sich. »Merkwürdig«, sagte sie stattdessen, »und irgendwie gruselig. Es läuft mir kalt den Rücken runter, wenn ich nur dran denke.«
    »Mir auch.«
    »Also, was willst du unternehmen?«
    Julie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
    Eine Stunde später stand Julie am Bug. Plötzlich spürte sie, dass Mike die Arme um sie legte und ihren Nacken liebkoste. Sie schmiegte sich an ihn und fühlte sich gleich getröstet.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hi. Du sahst so einsam aus hier oben.«
    »Bin ich aber nicht. Ich genieße nur den Wind. Mir wurde langsam heiß in der Sonne.«
    »Mir auch. Ich glaube, ich habe einen Sonnenbrand. Das Bier hat wohl die Sonnencreme abgespült.«
    »Du hast also wirklich gewonnen?«
    »Ich will ja nicht angeben, aber man könnte es folgendermaßen ausdrücken: Henry hat wesentlich mehr Sonne abgekriegt als ich.«
    Julie lächelte. »Und, was treibt Henry jetzt?«
    »Schmollen vermutlich.«
    Sie sah sich um. Henry hing über dem Bootsrand und füllte eine Bierdose mit Meerwasser. Als er Julies Blick bemerkte, richtete er sich auf und legte verschwörerisch einen Finger an die Lippen.
    »Und, bist du bereit für deinen Auftritt im Clipper heute Abend?«, fragte sie.
    »Ja. Die meisten Songs kann ich ganz gut.«
    »Was wirst du anziehen?«
    »Wahrscheinlich bloß Jeans. Bin langsam zu alt für Teenieklamotten.«
    »Und das merkst du jetzt erst?«
    »Manches dauert bei mir eben etwas länger.«
    Sie lehnte sich an ihn. »Wie die Sache mit mir?« »Genau.«
    In der Ferne, beim Strand von Cape Lookout, ankerten Boote. Am Strand wimmelte es von Familien, es war das erste richtig warme Wochenende im Jahr. Kinder plantschten kreischend im Wasser, Eltern sonnten sich auf Badetüchern. Hinter den Strandbesuchern erhob sich der fünfundzwanzig Meter hohe Leuchtturm. Mit den schwarzen Rauten auf weißem Grund wirkte er wie ein Schachbrett, das zusammengeklappt und aufrecht hingestellt worden war.
    »Du bist so still heute«, sagte Mike und drückte Julie an sich.
    »Ich denk nur nach.«
    »Über etwas, was Emma gesagt

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