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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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wie sie nachts allein im dunklen Zimmer im Bett lag und, sobald sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, feststellen musste, dass sich Richard im Zimmer befand. Neben ihrem Bett mit einer Maske, die nur seine Augen freiließ, einen Gegenstand in der Hand…
    Julie verscheuchte hastig das Bild aus ihrem Kopf. Nur die Ruhe. Das wird nicht passieren. So weit wollte sie es nicht kommen lassen. Und Mike würde sie unterstützen.
    Aber was tun?
    Hätte sie doch bloß die Nachricht nicht gelöscht! Sie hätte überhaupt keine der Nachrichten löschen dürfen, denn dies waren zurzeit die einzigen Beweise für Richards Untaten. Die Polizei hätte vielleicht etwas damit anfangen können.
    Aber die Polizei konnte doch auch so etwas unternehmen, oder?
    Nun ja, sie konnte es mit einer Anzeige versuchen, aber ohne Beweise vermochte die Polizei nichts zu unternehmen. Am Ende würde Julie einem überarbeiteten Beamten gegenübersitzen, der mit dem Bleistift auf seinem Block herumklopfen und darauf warten würde, dass sie konkrete Beweise anführte.
    Was hat er bei den ersten Anrufen gesagt?
Nichts.
    Hat er Sie je bedroht?
Nein.
    Haben Sie je mitbekommen, dass er Ihnen gefolgt ist?
Nein, nur das eine Mal am Strand.
    Aber Sie können nicht beschwören, dass er es war?
Dazu war er zu weil entfernt.
    Wenn die Person beim letzten Anruf geflüstert hat, woher wollen Sie dann wissen, dass es dieser Richard war?
Ich kann es nicht beweisen, aber ich weiß, dass er es war.
    Lange Pause. Aha. Tja, sonst noch was?
Nein. Bis auf die Tatsache, dass ich große Angst habe und gern wieder unter die Dusche gehen würde, ohne mir Norman Bates auf der anderen Seite des Vorhangs vorzustellen.
    Erneutes Klopfen mit dem Bleistift. Aha.
    Es war Richard!
Da war sie absolut sicher.
    Oder nicht?
    Im Clipper setzte sich Julie neben ein paar Männer an die Theke, die sich ein Baseballspiel ansahen.
    Julie bestellte ein Bier, das sie ganz langsam trank. Es wurde acht Uhr. Der Kellner schaltete den Fernseher aus, und die Leute an der Theke brachen auf. Nachdem die Bandmitglieder die Verstärker getestet und die Instrumente gestimmt hatten, zogen sie sich noch einmal kurz hinter die Bühne zurück. Mike setzte sich zu Julie. Sie vermieden es bewusst, über Richard zu reden, waren aber beide nicht besonders entspannt. Julie entging nicht der zornige Ausdruck in Mikes Augen. Schließlich musste er auf die Bühne.
    »Ich werde aufpassen«, sagte er.
    Inzwischen waren neue Leute an die Theke gekommen, andere hatten an den Tischen Platz genommen, wieder andere standen in kleinen Grüppchen herum. Um halb zehn, als die Band zu spielen begann, war die Kneipe gut gefüllt, und stetig strömten neue Gäste zur Tür herein. Julie war dankbar dafür, weil der Lärm und die Atmosphäre sie vom Grübeln abhielten. Trotzdem drehte sie sich jedes Mal reflexhaft um, wenn die Tür aufging, voller Angst, Richard zu erblicken.
    Dutzende von Leuten kamen herein, aber nicht Richard. Die Stunden verstrichen – es wurde zehn, dann elf, dann Mitternacht –, und erstmals seit dem Nachmittag hatte sich Julie wieder im Griff und wurde prompt richtig wütend, wie Mike. Am liebsten hätte sie Richard öffentlich zur Rede gestellt, ihm eine lautstarke Szene gemacht, bei der sie ihm immer wieder den Zeigefinger in die Brust gepikst hätte.
Für wen hältst du dich eigentlich? Meinst du wirklich, ich lass mir diesen Scheiß noch länger bieten?
(Piks.)
Ich hab im Leben zu viel durchgemacht, ich hab schon zu viel überstanden, um mich von dir unterkriegen zu lassen! Ich werde nicht zulassen, niemals, dass du mein Leben ruinierst!
(Piks, piks.)
Hältst du mich etwa für schwach?
(Piks.)
Für ein kleines Angsthäschen, das zitternd auf dem Sofa hockt und wartet, was du tust? Teufel, nein!
(Piks, piks.)
Verschwinde, Mr Richard Franklin. Der Bessere hat gewonnen, und so Leid es mir tut, Kumpel, du warst es nicht. Tatsache ist, du wirst nie der Bessere sein.
(Piks, piks, piks, gefolgt vom Jubel Dutzender Frauen, die spontan von ihren Stühlen aufspringen und Beifall klatschen.)
    Während sich Julie Rache ausmalte, zwängten sich ein paar junge Männer neben sie, um Getränke zu bestellen. Das Ganze dauerte einige Minuten, und als sie fort waren, ließ Julie den Blick zur Seite wandern.
    Ein Stück weiter weg sah sie eine vertraute Gestalt, die sich über die Theke zum Barkeeper beugte.
    Richard.
    Sein Anblick war wie ein Schlag vor die Brust, und im Nu waren alle Rachefantasien

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