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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Wilson wurde aufgeführt, ich hatte nur noch keine Ahnung, wo.
    —    Schau in die Zeitung, sagte Marek.
    Ich bedankte mich für den Tip und legte auf. Jenni kam mit hochgesteckten Haaren und in meinem Morgenmantel aus dem Schlafzimmer.
    —    Ich werde ein Bad nehmen, sagte sie, Denn wenn ich jetzt kein Bad nehme, dann muß nach der Pizza ein Masseur kommen.
    Ich ließ ihr die Wanne einlaufen, stellte Kerzen auf und spendierte meinen teuren Badeschaum. Jenni ließ sich verwöhnen und verschwand wie eine Diva im Wasser. Ich rasierte ihr die Beine, brachte Eistee und Cracker und legte Musik auf. Keine zehn Minuten später klingelte es an derTür.
    -Wenn sie langsam sein sollen, sind sie zu schnell, sagte Jenni, An wen erinnert dich das?
    Wir lachten, und ich ging zur Tür. Der Pizzamann reichte mir zwei Kartons und die Rechnung, er strich sein Trinkgeld ein, ohne eine Miene zu verziehen, und verschwand. Als ich eben die Wohnungstür schließen wollte, fiel mir ein, was fehlte. Ich hätte dem Pizzamann hinterherlaufen können, aber wie hoch wäre die Chance gewesen, daß er zufällig eine Flasche Wein im Gepäck hatte?
    Ich setzte die Pizzakartons auf dem Küchentisch ab und ging ins Badezimmer. Jenni hatte die Augen geschlossen, ihre Füße sahen heraus, ihre Hände lagen auf dem Wannenrand.
    —    Ich eß keine Pizza ohne Wein, sagte sie.
    -Wie wäre es mit Bier?
    -    Prol.
    -    Ich habe bestimmt noch was anderes da.
    Ich verschwand in der Küche und kramte ganz hinten im Vorratsschrank.
    -Wir müssen feiern, richtig feiern, hörte ich Jenni rufen.
    —Was willst du feiern? rief ich zurück und fand eine verstaubte Flasche Sekt.
    —Wußt ich es doch! sagte ich laut
    -    Sag nicht Sekt, kam es von Jenni.
    -    Sekt, sagte ich halblaut.
    Jenni machte Würgegeräusche, also beschloß ich, zum Bahnhof zu laufen, um eine Flasche Rotwein und eine Zeitung zu holen. Vorher füllte ich Jennis Glas mit Eistee auf und legte ihr ein Handtuch hin.
    -Was willst du feiern? wiederholte ich,
    -    Bring erst den Wein, sagte Jenni und winkte mich weg, Sonst kriegst du kein Wort aus mir heraus,
    Am Bahnhof gab es keinen Wein, also lief ich zur Tankstelle, kaufte gleich zwei Flaschen und die Zeitung. Auf dem Rückweg blätterte ich darin herum und fand Anton Wilsons Stück. Das Theater lag in der Nähe. Wir hatten noch über eine Stunde Zeit, bevor wir uns auf den Weg machen mußten.
    -    Ich hab den Wein! rief ich in die Wohnung und hängte meinen Mantel auf, Und ich weiß auch, wo das Stück spielt. Wir können fressen und saufen und schaffen es, bevor der Vorhang hochgeht, selbst wenn wir auf einem Bein hinhüpfen.
    Ich betrat das Wohnzimmer.
    -    Jenni?
    Das Licht im Bad war aus. Ich sah in die Küche, sah in das Schlafzimmer.
    —    Jenni?
    Für eine Minute stand ich still und wartete. Die Wohnung gab feine Geräusche von sich. Hier und da ein Knacken, ansonsten war es still. Ich fand das nicht witzig und sah wieder in die Küche. Jennis Glas mit einem Rest Eistee stand auf dem Tisch. Ich ging in den Flur. Mein Blick kehrte zu dem dunklen Badezimmer zurück.
    -Jenni ?
    Sie würde nie so einen Witz mit mir machen, niemals.
    Ich wiederholte ihren Namen, als wäre er ein Weg, der mich zu ihr führen würde.
    -    Okay, sagte ich leise und schaltete das Licht an.
    Das Wasser in der Wanne war grau, etwas Schaum schwamm auf der Oberfläche.
    Ich wollte mich eben abwenden, als ich Jenni sah. Sie hockte zwischen Toilette und Badewanne. Ihr Gesicht war zwischen den Knien vergraben, nur ihre Hände waren deutlich zu sehen. Sie hatte sie schützend um ihren Kopf gelegt, zwei Finger an der rechten Hand fehlten. Es sah aus, als ob Jenni in Blut eingetaucht wäre. Ihr blondes Haar wirkte zwischen all dem Rot wie gemalt. Und während ich dastand und Jenni ansah, wuchs die Blutlache um sie herum und sammelte sich unter der Toilette.
    Ich weiß nicht, wieso ich wußte, daß sie tot war. Ich weiß nur noch, wie ich dachte: Wieso blutet sie, wenn sie tot ist?
    Ich wich zurück und wollte das Bad verlassen, als mir die Schrift auf dem Spiegel auffiel. Jemand hatte mit Jennis Blut eine Nachricht geschrieben.

    Wo bist Du gewesen?

    Ich schloß die Augen. Als ich sie wieder öffnete, saß ich auf dem Sofa und drückte die Hände auf meine zitternden Knie.
    Dann rannte ich zur Wohnungstür und legte die Kette vor. In der Küche suchte ich panisch nach einer Waffe und hörte ein Geräusch. Jemand versuchte

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