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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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heulst du?
    —    Ich freu mich einfach, dich zu sehen.
    -    Das ist alles? Deswegen heult man doch nicht.
    Ich schluchzte los. Ich fühlte mich müde und überfordert von der Rückkehr der Schnellen. Und ich war froh, daß endlich jemand da war, mit dem ich darüber sprechen konnte.
    —    Nachher, sagte ich, Ich erzähl es dir nachher.
    Auf dem Weg durch die Stadt plapperte Jenni ohne Pause, und ich nahm die Schnellen aus den Augenwinkeln wahr. Sie wußten, was ich tat; sie beobachteten jeden meiner Schritte.
    Wir verbrachten einige Stunden in einem Café, aßen Kuchen, rauchten Kette und schwiegen keine zehn Sekunden. Jenni wollte wissen, ob noch etwas mit Max gewesen wäre, und warum ich nur so verschwinden konnte. Von ihr selbst kamen so viele Geschichten, daß ich das Gefühl hatte, zehn Jahre müßten vergangen sein. Sie arbeitete jetzt beim Film, kämpfte sich dort nach oben und träumte davon, eines Tages hinter der Kamera zu stehen.
    —    Und dann ist da Theo, sagte sie.
    Theo war Drehbuchautor und Besitzer von drei kleinen Kinos. Zusammen feilten sie an dem großen deutschen Film. Jenni brauchte mir nicht zu erklären, wie verhebt sie war. Jede Geste, jedes Augenverdrehen, jedes Lachen verriet sie.
    -    Und das Beste ist, wir haben ein Grundstück mit einem verfallenen Bauernhof gekauft. Es liegt eine halbe Stunde außerhalb von Oldenburg. Du kannst das ganze Land überblicken. Das Erdgeschoß ist schon renoviert. Es ist ein Traum. Du mußt uns einfach besuchen kommen.
    Ich versprach ihr, ich würde mir die Semesterferien dafür freinehmen. Natürlich spönnen wir gleich weiter, wie es wohl wäre, wenn auch ich da hinziehen würde. Und Marek?
    -    Den bringst du einfach mit. Wenn er das Grundstück sieht, werden seine Triebe geweckt, und er beginnt Feuerholz zu sammeln. Ich habe es bei Theo beobachtet. Männer sind so schön simpel.
    -    Aber jetzt, sagte sie in einer Atempause, Will ich deine Wohnung sehen.
    Wir fuhren zu mir nach Hause. Jenni kam sofort ins Schwärmen, ganz besonders als sie mein Bad sah — die große Wanne und das Grünzeug drumherum.
    -    Ich nehme nachher ein Bad, sagte sie, Davon wird mich nichts abhalten.
    Beim Kochen gab ich ihr einen Abriß, was seit meinem Verschwinden passiert war. Ich versuchte, irgendeinen guten Dreh hinzubekommen, um ihr von den Schnellen zu erzählen und daß ich sie überall sah. Was dann aber tatsächlich aus meinem Mund kam, war das reine Schuldeingeständnis.
    -    Halt, warte mal, Pause, unterbrach mich Jenni.
    Wir saßen am Tisch, die Salatschüssel war leer. Ich verstummte, als hätte mir Jenni auf die Finger geschlagen.
    -    Du willst sagen, daß du an AstasTod schuld bist?
    -    Du weißt, sie haben mich gewarnt, sie---
    -    Das ist Blödsinn, unterbrach mich Jenni.
    -    Ist es nicht, ich weiß, daß---
    -Val, sei doch mal für einen Moment still, ja?
    Ich preßte die Lippen zusammen. Es war einer von diesen Momenten, in denen ich völlig ausgeliefert war. Jenni konnte sagen, was sie wollte, ich würde es mir zu Herzen nehmen. So fühlte ich mich und dachte: Bitte, Jenni, sag was Kluges.
    -    Ich... es ist nicht so, daß ich dir das nicht glaube, sprach sie weiter, Das mit den Schnellen und so. Ich glaube schon, daß du während deiner Psychose besondere Sachen gesehen hast. Ich weiß nur nicht, ob sich diese Sachen wirklich auf unsere Realität anwenden lassen. Ob sie so weit rüberreichen.
    -    Und Asta?
    -    Du weißt nicht, wer Asta umgebracht hat.
    -Aber...
    Ich verstummte, natürlich wußte ich es nicht.
    —    Ich versuche ja nur, die Teile zusammenzufügen, sagte ich, Es geschah auf der Party, nachdem ich Max bei seiner Schlampe überrascht hatte. Erinnerst du dich? Ich weiß noch, daß ich entsetzlich harte Kuvertüre gegessen hatte und dann nach dir suchte. Die Schnelligkeit erwischte mich, als ich alle tanzen sah. In den Tagen zuvor hatte ich wegen dem Streß mit Max kaum geschlafen und mein Medikament vergessen. Das muß zuviel gewesen sein. Ich rutschte in die Psychose und wurde eine von den Schnellen. Das kann doch kein Zufall gewesen sein, daß Asta in derselben Nacht starb, das glaube ich nicht.
    Jenni legte die Hände flach auf die Tischplatte, als müßte sie den Tisch davon abhalten, daß er abhob.
    —    Ich glaube nicht an Zufalle, Val. Genausowenig aber glaube ich daran, daß du durch deinen psychotischen Zustand irgendwelche Killer herbeirufen kannst, die

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