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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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kommt. Daß Val das Bad verläßt. Daß es weitergeht.

    Wir sitzen im Wohnzimmer und trinken Tee. Val hält die Tasse mit beiden Händen und stellt sie nach jedem Schluck vorsichtig wieder ab. Ich hätte ihr das weite Hemd von Jenni nicht geben sollen. Immer wieder wandert mein Blick von Vals Gesicht zu diesem Hemd hinunter. Ich frage mich, wann Jenni es das letzte Mal getragen hat und ob ihr Geruch jetzt aus dem Hemd verschwunden ist.
    Vor mir liegt der Zettel, auf dem ich mir den Spruch notiert habe. Nachher werde ich die Suchmaschine damit füttern. Das Internet war zwar eine Sackgasse, dennoch bin ich mir sicher, daß die Schnellen in der kurzen Zeit nicht alle Spuren verwischt haben können.
    —Weil es uns immer gab, zitiere ich, Weil es uns immer geben wird.
    -    Ganz schön pathetisch, was? sagt Val.
    —    Mehr als das, sage ich, Wenn du mich fragst, dann sind das verdammt kranke Schweine, und das hier ist ein verdammt kranker Spruch.
    -    Es ist mehr ein Statement, sagt Val, Sie haben mich gebrandmarkt, als wäre ich ihr Vieh. Ich wollte von ihnen wissen, warum sie das tun. Vielleicht ist das ihre Art, mir zu antworten.
    Sie schiebt mir die Tasse zu, ich gieße nach.
    -Theo, ich glaube, sie haben Angst vor mir.
    —    Blödsinn.
    Sie zuckt mit der Schulter und nimmt einen Schluck Tee.
    —Val, wieso reitest du darauf herum? hake ich nach, Wieso sollten sie Angst vor dir haben?
    —Weil sie mich warnen, immer wieder warnen. Sie wollen nicht, daß ich eine Psychose habe. Und falls ich doch eine habe, dann bezahlt jemand, der mir wichtig ist. Aber warum nicht ich? Warum ziehen sie mich nicht einfach aus dem Verkehr?
    Sie wartet, ob ich ihr antworte, bevor sie weiter spricht:
    —Weil sie nicht können, Theo. Irgend etwas hält sie davon ab. Sie wollen nicht, daß ich die Welt sehe, wie sie ist. Ich darf die Tür nicht öffnen. Ich meine, wonach klingt das für dich?
    —    Nach einer Phobie? mache ich einen lahmen Witz.
    —    Ja, eine Val-Phobie, stimmt sie mir ernst zu, Bleibt die Frage, was diese Phobie bei ihnen auslöst. Ich habe schon daran gedacht, mit meinen Eltern zu sprechen. Vielleicht reicht das alles Jahrzehnte zurück, als ich noch ein Kind war.
    —    Ja, sage ich, Vielleicht bist du ein Gen-Experiment oder hast zu lange an radioaktiven Bonbons gelutscht. Val, hör dir das doch mal an.
    —    Okay, ich gebe zu, daß---
    Es klingelt an der Tür. Val springt sofort auf.
    —    Das ist Marek.
    —    He, warte!
    Ohne auf mich zu hören, rennt sie in den Flur. Ich folge ihr.
    —    Du weißt nicht, ob es Marek ist, sage ich und halte die Tür zu.
    —    Ich weiß es, sagt sie und schiebt meinen Arm beiseite.
    Marek steht vor uns, Hände in den Manteltaschen, Augen
    groß.
    —Was ist? fragt er und sieht von Val zu mir.
    —    Wir sind dein Empfangskomitee, sagt sie und streckt ihm beide Hände entgegen.
    -Val, ich---
    Sie unterbricht ihn, indem sie die Arme um ihn schließt.
    - Es tut mir leid. Laß uns reden, dann wirst du mich verstehen, Marek, ja?
    Marek sieht mich über Vals Schulter hinweg an. Sein Blick ist verwirrt. Er legt die Arme um Val. Ich kann ihn gut verstehen. Meine Wut würde genauso schnell verschwinden, wenn es um Jenni ginge. Liebe. Ich verdrücke mich in die Küche und schließe die Tür hinter mir. Ich betrachte die Wände. Es wird Zeit, daß ich mal streiche. Ich schaue auf die Dielen. Und den Boden abziehen könnte ich auch.
    So stehe ich da und denke mir, ich könnte so vieles hier neu machen, doch dem Gedanken fehlt die Substanz. Jenni und ich hatten nicht vorgehabt, mehr Geld in die Wohnung zu stecken. Wir hatten den alten Hof und waren auf dem Weg in ein neues Zuhause. Die Wohnung zu renovieren würde bedeuten, den Hof aufzugeben. Aber was soll ich alleine mit dem Hof? Ja, aber was willst du alleine mit dieser Wohnung? ist die andere Frage. Zu viele Erinnerungen leben hier, die sich nicht mit einer neuen Schicht Farbe überstreichen lassen---
    Ich klatsche einmal laut in die Hände und zucke selbst erschrocken zusammen. Es reicht. Es reicht völlig. Mein Selbstmitleid geht mir auf die Nerven. Schluß, Sense. Sollte ich mich noch einmal selbst bemitleiden, setzt es Schellen.
    Ich nehme Zwiebeln von der Ablage neben dem Waschbecken und beginne sie kleinzuschneiden. Erst nach der sechsten Zwiebel lege ich das Messer zur Seite und frage mich, was ich hier tue.
    Ich habe keine Ahnung, was ich kochen will.

MAREK
1
    Nachdem uns

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