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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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stelle den Weidenkorb mit Holz neben den Kamin. Val schläft noch immer auf einem der Sessel, eingemummt in eine Decke. Ich glaube, genauso werde ich sie in Erinnerung behalten - eingemummt und mit geschlossenen Augen.
    Ich lege Holz nach. Die Schatten erwachen und bewegen sich über die Wände. Das Knacken und Prasseln füllt den Raum.
    Ich gehe mir die Hände waschen und weiß noch immer nicht, was ich denken soll. Val hat auf der Fahrt hierher viel geredet und dabei nervös in den Rückspiegel gesehen. Ich wollte es ihr nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie sie damit umgeht, aber ich hätte es gut gefunden, wenn sie ihr Medikament zur Beruhigung genommen hätte.
    Für Val steht fest, daß Marek zu den Schnellen gehört.
    Ich habe nicht gelacht, als sie das sagte. Vielleicht hätte ich lachen sollen. Marek ist für mich ein Schaf. Er kann sich nicht verstellen, da bin ich mir sicher. Aber da ich nicht ge-lacht und keinen Witz gemacht habe, mußte ich mir Vals Begründungen anhören.
    -    Er ist aus dem Nichts in mein Leben reingeplatzt, ja? Er fing mich nach einer Party ab, doch niemand, den ich kenne, hatte je was von ihm gehört. Ich meine, ich war auf der Party, und er ist mir nicht aufgefallen. Dann ist es so, daß ich all die Leute, von denen Marek spricht, nie kennengelernt habe. Nicht einmal Gerald, ist das nicht merkwürdig? Nach über einem Jahr? Warte, das ist nicht alles. Marek ist der einzige, der einen Schlüssel zu meiner Wohnung hat. Die Tür war nicht aufgebrochen, als ich nach Hause kam und Jenni im Bad fand. Das Schloß hatte keine Kratzer. Jemand hat die Schnellen hereingelassen oder sie haben sich selbst reingelassen - mit einem Schlüssel. Und was denkst du, warum er mit mir nach Berlin gefahren ist? Glaubst du wirklich, daß er mit meiner Mutter reden wollte? Glaubst du, daß es Zufall war, daß der Computer und alle Beweise verschwunden waren, als wir wieder zurückkamen? Theo, glaubst du das wirklich?
    -    Ich weiß es nicht, habe ich geantwortet, und Val hat geflucht und in den Rückspiegel gesehen.
    Ihr wichtigster Beweis war Bettina, die auf Marek gezeigt und ihn als einen der Schnellen identifiziert hat. Genauso sagte es Val:
    -    Bettina hat ihn identifiziert.
    Ich habe diesen Moment nicht vergessen und weiß noch genau, daß wir alle drei darüber lachen mußten. Alle drei.
    Und dann die Szene im Besuchercafé. Ich hatte sie völlig vergessen.
    -    Guck dir das mal genauer an, sagte Val und drückt ihre Zigarette aus, Plötzlich verschwindet Marek aus dem Café und meint später, ihm wäre schlecht gewesen. Dabei haben wir ihn durch den Park laufen sehen, und das sah nicht da-nach aus, als ob er kotzen mußte. Das sah aus, als würde er jemandem nachrennen. Was hat er da getan? Woher kannte er sich auf dem Gelände aus?
    -    He, warte, unterbrach ich sie, Das sind allesTheorien, Val. Sobald Marek morgen abend auftaucht, reden wir mit ihm.
    Val hat den Kopf geschüttelt und gesagt, daß sie Angst, schreckliche Angst hätte, ihn wiederzusehen. Ob ich das nicht verstehen könne.
    Ich verstand schon, aber alles war möglich — vielleicht hatte Marek eine andere Frau getroffen, vielleicht war es ein einfaches Mißverständnis. Es konnte ein Dutzend Gründe geben, wegen der er uns angelogen hatte.
    -Was für Gründe denn? wollte Val wissen, Nun sag schon.
    -    Es könnte eine andere Frau sein, was weiß ich.
    Val hatte gelacht.
    -    Marek ist zu treu, um sich auf eine andere Frau einzulassen.
    -    Gut, wenn du meinst, beendete ich das Thema, Warten wir, bis er wieder da ist.

    Während Val schläft, fahre ich ins nächste Kaff und versuche, Marek über sein Handy zu erreichen. Beim dritten Versuch spreche ich ihm auf die Mailbox, daß er eine gute Erklärung parat halten sollte, wenn er morgen abend kommt.
    —Val hat mit Gerald geredet...
    Während ich spreche, halte ich mich unbewußt zurück und erwähne mit keinem Wort, daß wir auf dem Land sind. Etwas von Vals Panik muß auf mich abgefarbt haben. Danach rufe ich im Kino durch und spreche kurz mit Rita. Ich lasse sie wissen, daß ich bis Dienstagnachmittag hier draußen sein werde, um die Böden zu machen.
    -    Sollte sich Jenni melden, dann sag ihr das, bitte.
    -    Kein Problem.
    Rita macht eine Pause und stellt die übliche Frage:
    -    Habt ihr euch gestritten?
    -    Nein, alles war gut, antworte ich und lege auf. Ich wische mir die schweißfeuchten Hände an der Jeans trocken und

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