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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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mache ich eine Menge Lärm, und dann rutscht mir der Weidenkorb aus den Händen, und die Hälfte des Holzes fällt polternd auf den Boden.
    Val wird wach und streckt sich auf dem Sessel.
    —Wieso nimmst du nicht die Tür? fragt sie.
    -Weil sie eingeschneit ist, antworte ich und setze das Holz neben dem Kamin ab, Es wird eine Weile dauern, bis wir sie freischaufeln können.
    —    DieTür?
    —    Nein, die gesamte Hausfront.
    Val will sich das ansehen und zieht sich an, während ich ein Feuer mache und Kaffee aufsetze. Als Val durchs Fenster wieder hereinkommt, sind ihre Wangen rot, und sie hat ein Leuchten in den Augen.
    —    Das ist ja der absolute Wahnsinn!
    Sie setzt sich zu mir an den Tisch und nimmt den Becher zwischen ihre Hände.
    —    Hast du gut geschlafen? fragt sie mich.
    —Tief und fest. Und du?
    —    Ich habe mich auf das Sofa gelegt, weil mir der Boden zu hart war. Aber das war auch nicht das richtige.
    Sie reibt sich den Nacken und lacht; ich bin rot geworden, ohne daß ich einen Grund dafür sehe.

VAL
1
    Erst ist es witzig. Wir irren durch die Gegend und lachen. Als wir aber das Auto nach zwanzig Minuten noch immer nicht finden können, verliert es an Komik. Eigentlich wollten wir nur Spazierengehen, dann fiel Theo ein, daß er eineTüte mit Nägeln auf dem Rücksitz vergessen hatte. Seitdem suchen wir das Auto.
    —Vielleicht hat es jemand geklaut, sage ich.
    Theo schüttelt den Kopf.
    —    Niemand würde diesen Berg hochlaufen, um mein altes Auto zu klauen. Das würde sich nicht lohnen.
    Nach einer weiteren Viertelstunde stoßen wir durch Zufall darauf. Theo klettert eine Anhöhe hinauf und rutscht aus. Es gibt einen hohlen Ton, als er sich auf den Hintern setzt.
    —    Ich hoffe, ich habe keine Beule reingemacht, sagt er und steigt vom Autodach.
    Der Wagen muß den Berg hinuntergeschliddert sein, bevor er nach dreißig Metern von einem Baum gestoppt wurde. Den Rest übernahm der Wind, der das Auto völlig zugeweht und zu einem Teil der Landschaft gemacht hat.
    -Wie weit ist es bis zum nächsten Ort? frage ich.
    —    Zu Fuß etwas über eine Stunde. Aber ich bin mir sicher, daß heute noch ein Schneeschieber kommt. Er wird uns rausziehen können.
    Theo beginnt, den Schnee vom Autodach zu fegen. Ich helfe ihm, die Fenster und Türen freizumachen. Das Rot des Lacks wirkt falsch in der weißen Landschaft.
    —    Das Dach hat keine Beule, stellt Theo zufrieden fest und klopft sich Schnee vom Mantel. Dann sieht er mich überrascht an und sagt:
    -Weißt du, warum wir das Haus verlassen haben?
    Ich zeige in die Landschaft, und wir setzen unseren Spaziergang fort.

    Ich kann verstehen, daß die beiden hierherziehen wollten. Es ist eine Chance, aus der normalen Welt zu verschwinden. Ein Haus auf einer Anhöhe und daneben ein kleiner Teich, der an einen ovalen Spiegel erinnert. Sogar die Bäume sind so idyllisch, als wären sie aus einem tschechischen Märchenfilm.
    —Wie sieht das hier im Sommer aus? frage ich.
    Wir reden und stapfen über Felder, steigen ein paarmal über Stacheldraht und drehen eine große Runde. Auf dem Rückweg sehen wir Rauch aus dem Schornstein aufsteigen. Er ist fast durchsichtig und steht senkrecht in der Luft.
    Ich bleibe stehen und halte Theo am Arm fest.
    —    Ich wollte mich wegen gestern entschuldigen, sage ich.
    —Was gibt es da zu entschuldigen?
    —    Alles, was ich gestern gesagt habe, klang hysterisch und wirr. Ich weiß, daß es eine Überreaktion war. Ich glaube zwar noch immer, daß Marek irgendwas mit den Schnellen zu tun hat, aber ich bin jetzt bereit, mit ihm zu reden. Ich will nicht davonrennen.
    Theo nickt. Ich wünsche mir, er würde etwas dazu sagen. Etwas wie Mensch, bin ich froh, daß du deine Meinung geändert hast.
    —    Prima, sagt er, Ich habe übrigens gestern noch einmal versucht, Marek zu erreichen. Ich bin in den Ort gefahren, um ihn anzurufen. Nur die Mailbox ging dran. Er weiß jetzt, daß du mit Gerald gesprochen hast.
    Na, vielen Dank, denke ich und sage:
    -    Mir wäre es lieber gewesen, er kommt wieder und denkt, wir wissen nichts.
    -Wieso?
    -Um seine Reaktion abzuwarten. So kann er sich jetzt Ausreden zurechtlegen.
    -Val, das ist kein Spiel.
    -Ich weiß, dennoch hätte ich gerne gesehen, wie er stammelt.
    —    Und was, wenn er nicht zurückkommt?
    Ich schüttle den Kopf.
    -Theo, kapierst du das noch immer nicht? Es geht hier um mich. Die Schnellen haben ein Problem mit mir. Und

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