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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Zähne und hebe die Hände, als wären sie Klauen. Es fehlt nur noch, daß ich fauche. Als Theo das Bad verläßt und sich im Wohnzimmer anzieht, bin ich in der Küche. Ich habe uns Kräutertee gemacht. Theo tut so, als ob nichts gewesen wäre. Wir reden über alles mögliche, nur nicht über heute. Theo erzählt von Filmen, ich von Büchern und meinem Studium. Wir sind so weit voneinander entfernt, daß einer von uns in Oldenburg sitzen könnte.
    -    Müde, sagt Theo irgendwann nach dem achten Gähnen und wir beschließen, schlafen zu gehen.
    —Willst du direkt am Kamin liegen?
    -    Mir egal, sage ich und bekomme den Platz am Kamin.
    Beim Zähneputzen lasse ich mir Zeit und weiche meinem
    Blick im Spiegel aus. Theo liegt schon in seinem Schlafsack. Er hat den Kopf mit der Hand abgestützt und erinnert mich an Werbung für ein Bettenhaus. Das Feuer ist in seinem Rücken, ich kann sehen, daß er lächelt. Ich lächle zurück und ziehe mir den Pullover über den Kopf. Ich habe nichts darunter an. Theo hört auf zu lächeln. Ich knöpfe mir meine Jeans auf und steige heraus. Nackt gehe ich auf Theo zu, klettere über ihn und lege mich in meinen Schlafsack.
    -    Nacht, sage ich und wende ihm den Rücken zu.
    -    Nacht, sagt er, und ich spüre seinen Hintern an meinem und rutsche weg.
    Das Holz im Kamin knackt, wir liegen still, wir hegen ganz still. Eine Windböe drückt gegen das Haus. Ich horche auf Theos Atmen und versuche, seinen Rhythmus zu kopieren. Es klappt nicht. Also starre ich in das Feuer und beobachte, wie es niederbrennt. Das Knacken wird weniger und weniger, Theos Atmen verändert sich nicht. Ich gähne. Ich bin zu müde, um Holz nachzulegen. Außerdem gefällt mir die Glut, wie sie gerade ist. Ich glaube, Bewegungen in ihr zu sehen, als würden dunkle Würmer durch das Rot kriechen.
    Ich schließe meine Augen und dämmere langsam weg. Ich verliere den Kontakt zum Boden. Es fühlt sich an, als würde ich über ihm schweben. Ich bin schwerelos und höre den Schnee am Fenster. Der Wind ist wieder da. Das Haus ächzt und knarrt. Was werden wir tun, wenn wir morgen früh von allen Seiten eingeschneit sind? Wird Theo dann zulassen, daß ich hier bin, und er hier ist, und daß das zwei Personen in einem Haus macht?
    Ich muß lächeln, der Gedanke erregt mich. Eingesperrt und verloren. Ich spüre, wie empfindlich meine Brustwarzen sind, der Stoff des Schlafsacks reibt angenehm darüber.
    -Theo? sage ich leise.
    Sein Atmen klingt tief und ruhig. Ich drehe mich um und sehe seinen Hinterkopf.
    -    Schläfst du?
    Ich lege eine Hand auf seine Hüfte. Warte. Als nach einer Minute nichts passiert, drehe ich mich wieder um. Ich bin hellwach, das Medikament will nicht wirken. Die Würmer sind aus der Glut verschwunden. Ich setze mich auf und öffne die Glastür, um Holz nachzulegen. Das Feuer schnappt sofort danach. Nach wenigen Sekunden ist die Hitze über-
    all. Ich schiebe den Schlafsack von den Schultern, so daß ich nackt bis zum Bauchnabel bin. Das ist besser. Meine Augen fühlen sich ausgetrocknet an. Ich schließe sie und lecke mir Schweißtropfen von der Oberlippe. Alles an mir glüht. Ich weiß, daß ich das nicht lange aushalten kann. Jeden Moment werde ich vom Kamin wegrutschen und mich wieder hinle---
    Es knallt. Es ist ein richtig heftiger Knall, als hätte jemand einen Ast zerbrochen oder eine Tür mit Schwung zugeworfen. Erschrocken öffne ich die Augen.
    Das Feuer ist unverändert, die Flammen drücken sich gegen dasTürglas, ein sanftes Trommeln ist zu hören, dann ein zweites Knallen. Es knistert, dann höre ich ein tiefes Wooosch und grinse, daß mir die Mundwinkel weh tun.
    Ich höre die Flammen, mehr ist nicht.
    Harz läuft knisternd an einem der Holzscheite herunter.
    Ich höre das Harz, wie es verdampft, sage ich mir und erinnere mich, das Trommeln schon einmal gehört zu haben. Wann war das?Wö war das? Und dann habe ich es. Vor Jahren. Mit Asta in Jennis Wohnung. Asta hielt mich fest. Es war das Schlagen seines Herzens gewesen. Ein sanftes Trommeln.
    Ich schaue über die Schulter zu Theo.
    Es ist soweit.
    Auch die Windgeräusche haben sich verändert. Sie sind zu einem klagenden Ton geworden, der das Haus umschleicht und dabei an der Fassade kratzt. Jede Windböe schlägt einen anderen Ton an. Der Schnee am Fenster klingt wie das Abbrennen einer Wunderkerze.
    Es ist soweit.
    Ja.
    - Hallo? sage ich und sehe mich um.
    Niemand antwortet. Ich weiß, ich sollte Angst haben. Die

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