Du bist zu schnell
das? Val schlägt mich nieder und bricht mir fast den Schädel, und dann fesselt sie mich, und du meinst, ich sei zu gefährlich?
-Warum warst du in Kassel? frage ich ihn.
Marek schließt die Augen.
— Okay, okay, sagt er und sieht mich wieder an, Da habe ich Mist gebaut. Ich mußte einfach weg, kannst du das nicht verstehen, Theo? Ich ... Ich hatte das Gefühl, irgendwas würde mit mir nicht stimmen. Das war mir alles zu viel. Val in der Sauna mit all diesen Wunden. Das war mir einfach zu viel. Ich spürte, wie ich in mir auseinanderfiel. Also habe ich mir die Ausrede mit Gerald ausgedacht und gehofft, Val würde mitkommen ...
Er sieht Val an. Dann wieder mich.
—Theo, ich würde gerne allein mit dir reden.
Ich schüttle den Kopf.
-Val hört zu, es betrifft sie genauso wie mich.
Marek wirft einen Blick zur Haustür und sagt:
— Ich habe was mitgebracht. Es liegt im Auto. Wäre nett, wenn du es dir zumindest allein ansehen könntest, dann reden wir darüber und ... He, wo willst du hin?
Ich bin aufgestanden, um die Sporttasche aus der Küche zu holen.
— Du meinst das hier, richtig?
Ich stelle die Tasche vor seine Füße.
— Was hast du dir für eine Geschichte ausgedacht? frage ich und nehme die Ausdrucke aus der Tasche, Was wolltest du mir erzählen, wo du die Sachen her hast?
— Sie sind aus Vals Wohnung, antwortet Marek leise, Sie waren im Schrank versteckt.
— Ich kann dich nicht hören, sage ich und hole die Weinflasche raus, Und was ist mit dem Wein? War der auch im Schrank versteckt? Ich dachte, Val hatte keinen Wein und ist deswegen zur Tankstelle gelaufen?
— Genau das ist es doch, sagt Marek und verstummt, als ich das Tütchen hochhalte. Es ist eines von diesen kleinen durchsichtigen mit Druckverschluß. Ich habe mich an den Anblick gewöhnt, seitdem Val und ich die Sporttasche aus Mareks Auto geholt haben. Beim ersten Mal spürte ich, wie mir der Magen hochkam. Jetzt ist es besser.
In dem Tütchen befinden sich Jennis fehlende Finger. Es hat mich überrascht, daß sie nicht blutverschmiert sind. Sie wirken wie Attrappen.
— Den Computer wollte ich nicht aus dem Auto hierher schleppen. Ich denke, das Zeug hier reicht. Was ist also deine Erklärung, Marek?
— Ich sagte doch schon. Es lag alles in Vals Wohnung. Ich bin hingefahren, denn ich hatte so eine ...
— ... Ahnung? ergänze ich.
— Genau.
— Weißt du, wie das klingt? Das klingt beschissen, Marek. Und natürlich hattest du auch den Wohnungsschlüssel, richtig? Und am letzten Mittwoch hattest du auch genug Zeit, vor Val in die Wohnung zu schleichen, um Jenni zu töten, ist das auch richtig?
— ICH HABE SIE NICHT GETÖTET! brüllt Marek.
Es überrascht mich, daß ich ruhig bleibe und die Details beobachten kann. Mareks Gesicht, die Adern an seinem Hals, diese Wut.
— Sag mal, Marek, was ist das für ein Spiel? frage ich weiter, Was soll das Ganze? Gab es einen Plan? Ist das der Plan - die Sachen hier abliefern, damit wir uns gegenseitig verdächtigen? Was kommt danach?
—Theo, ich---
— Du bist ein verdammter Lügner, mischt sich Val ein, Wieso erzählst du ihm nicht, was du mir gestern nacht erzählt hast? Wieso nicht? Wir sind doch nur Geschichten für euch. Erzähl ihm das doch.
Val stößt mich zur Seite und beginnt, auf Marek einzuschlagen. Ich versuche, sie wegzuziehen, Val befreit sich und ist wieder über Marek. Ich packe sie um die Hüfte und trage sie weg. Marek blutet aus der Nase und hustet. Ich setze Val auf dem Sofa ab, auf dem sie sich schluchzend zusammenrollt. Wie sie da liegt, verstehe ich erst richtig, daß sie hier mit mehr als nur der Wahrheit konfrontiert wird — sie verliert dazu auch noch Marek.
- Ruhig, Val, sage ich und streichle ihr über den Kopf.
— Ich weiß nicht, wovon sie spricht, sagt Marek hinter mir. Ich drehe mich um. Er hat den Kopf zurückgelehnt, um das Nasenbluten zu stoppen. Es sieht aus, als würde er mit der Zimmerdecke sprechen.
- Aber ich bin mir sicher, daß hier irgendwas stinkt. Du setzt auf das falsche Pferd und solltest dich lieber fragen, wie das ganze Zeug in Vals Schrank kommt.
- Wie hast du uns überhaupt gefunden? frage ich ihn. Marek schielt mich an, ohne den Kopf zu senken.
—Als bei dir zu Hause keiner ranging, rief ich im Kino an. Die Nummer steht auf der Visitenkarte, die du mir gegeben hast. Eine Rita meinte, du bist noch auf
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