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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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   Du kannst nichts beenden. Niemand kann das beenden. Ihr müßt mich dulden, weil ihr Angst habt vor mir. Sag mir, was den Schnellen Angst macht?
    -    Nichts.
    Marek lacht,
    -    Oder dachtest du wirklich, daß eine kleine Psychotike-rin uns Angst machen könnte?
    —Aber---
    -    Ich sag es mal simpel und langsam für dich, damit du mir auch wirklich folgen kannst. Val, du kannst es drehen und wenden wie du willst, die Antwort ist immer dieselbe. Es gibt nichts, wovor wir uns fürchten, weil es nichts gibt, was wir fürchten müßten. Es sind nur Geschichten. Du und dieser arme Typ, der seine Freundin verlieren mußte, weil sie nicht mehr in die Geschichte paßte. Oder ich, der einfach Spaß daran hatte, sich auf eine Psychotikerin mit einer blühenden Phantasie einzulassen. Phantasie ist sehr wertvoll, sie ist Futter fürs Gehirn. Also sag mir, warum sollten wir uns vor dir oder irgend jemandem fürchten, wenn ihr nur Geschichten seid?
    -Wir sind keine Geschichten, sage ich laut.
    —Ach, was seid ihr dann?
    —    Ich werde dir zeigen, was wir sind, sage ich und gehe zu Theo, kniee mich hin und schüttle ihn.
    —Er wird nicht wach werden, sagt Marek.
    —Theo, hörst du mich,Theo?! Marek ist da, es ist soweit, es ist---
    Ein Schlag trifft mich an der Stirn, ich falle nach hinten und lande auf dem Boden.
    —    Ich sagte, er wird nicht wach, wiederholt Marek und sitzt wieder auf dem Sessel, als wäre nichts gewesen, Du bist wie eine Mücke, die ihn umschwirrt, davon würde sogar ich nicht wach werden. Laß es sein.
    Ich bleibe auf dem Boden sitzen, Theo schläft weiter.
    —Was wollt ihr von mir? frage ich.
    Marek seufzt und beugt sich vor. Er legt die Hände zusammen, als würde er beten.
    —    Du mußt es beenden, Val. Wir können das nicht für dich übernehmen. Zieh einen Schlußstrich, damit wir eine neue Geschichte anfangen können. Es wäre doch auch in deinem Sinn. Du mußt es doch leid sein, dich jeden Tag mit Medikamenten vollzupumpen, oder?
    —    Ich soll... was?
    —    Mach irgend etwas ohne Blut. Vielleicht eine Überdosis oder etwas Rohrreiniger? Wir hatten genug Blut, das wird mit der Zeit langweilig, Innovationen sind gefragt.
    Ich bin von Marek weggerutscht und habe die Wand mit dem Kaminholz im Rücken.
    —    Also, was meinst du? Du solltest schnell machen. Ich weiß nicht, was passiert, wenn die anderen dich hier finden. Denen ist es egal, ob du blutest oder nicht.
    —    Ich bringe mich nicht um, Marek.
    Er lächelt.
    -Wir arbeiten daran, wir arbeiten schon lange daran.
    —    Ich tue das nicht.
    Marek zieht den Gürtel aus seiner Hose.
    —    Hast du schon einmal versucht, dich selbst mit einem Gürtel zu erwürgen? Es gibt da eine phantastische Stellung. Du bindest dir den Gürtel um den Hals, und das andere Ende geht über deinen Rücken, um deine Hände herum und wird an den Fußknöcheln verknotet. So bist du beides gleichzeitig - gefesselt und gewürgt. Eine menschliche Wippe. Es dauert ein wenig, bis du die Körperhaltung nicht mehr erträgst. Dann beginnt sich der Gürtel fester und fester um deinen Hals zu ziehen, und schon bald erwürgst du dich mit deinem eigenen Gewicht. Wollen wir das mal probieren? Ja? Gut, dann komm zu mir.
    Ich stehe vom Boden auf und halte die Hände hinter dem Rücken. Ich habe das Gefühl, keine Knochen in den Beinen zu haben. Einen halben Meter vor Marek bleibe ich stehen, wir sehen uns an, dann spüre ich seine Hand auf meinem nackten Oberschenkel. Sie wandert nach oben und unter den Pullover. Seine Finger sind nicht mehr warm, sie sind eiskalt.
    —    Meine kleine Val, sagt er, Dreh dich um.
    Auch wenn ich für ihn viel zu langsam bin, hat er keine Chance, dem Holzscheit auszuweichen. Ich treffe Marek seitlich am Kopf. Er fallt vom Sofa auf die Knie und versucht, sich aufzurichten. Der nächste Schlag trifft ihn in den Nak-ken, er landet mit dem Gesicht auf den Dielen, ich schlage noch zweimal zu, dann hegt Marek still.
THEO
1
    Es ist sieben Uhr morgens. Der Strom ist über Nacht ausgefallen, und wir legen unermüdlich Holz nach. Der neue Tag ist grau und stürmisch. Wind dringt durch unsichtbare Ritzen und Spalten herein und bringt die Kerzen zum Flackern. Das Thermometer zeigt minus vierzehn Grad. Alle zwei Stunden gehe ich raus, um eine neue Ladung Holz zu holen. Das Feuer im Kamin tobt.
    Kerzen stehen auf dem Tisch und den Fensterbrettern. Es könnte gemütlich sein, würde Marek nicht auf dem

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