Du bringst die Liebe in mein Leben
schmerzenden Rippen sangen sie, bis sie in Ancona ankamen, wo die Fähre schon auf sie wartete. Während Colin sich um die Verladung des Wagens kümmerte, stieg Elda auf das Oberdeck des Schiffes und genoß die großartige Aussicht über das Adriatische Meer. Sie hielt das Gesicht in den leichten Seewind und atmete tief den Duft des Meeres ein.
Zwei Amerikaner befanden sich auch auf dem Oberdeck, und Elda unterhielt sich mit ihnen. Immer, wenn sie Amerikaner traf, überkam sie das Heimweh, nicht so sehr nach ihrem Zuhause als nach Peter, ihrem Sohn. Oft wünschte sie, sie hätte ihn mitgenommen. Es gab Augenblicke, da hätte sie ihn gern teilhaben lassen an dem, was sie sah und erlebte.
Zu Hause, wenn Peter morgens aufstand, war Elda schon angezogen. Sie drückte ihn an sich, und er schlang ihr die Ärmchen um den Hals. Dann spielten sie ein Spiel.
“Wer ist deine Moppi?”
“Du! “rief er.
“Und wer ist mein Petey?”
“Ich!” kam die fröhliche Antwort.
Dann stellten sie einander komische Fragen. Peter fragte zum Beispiel: “Wer ißt heute Brei zum Frühstück?” Elda antwortete:
“Ich nicht, also mußt du es sein.” Peter sagte: “Bring bitte keine Studenten nach Hause zum Essen.”
“Warum nicht?” forderte Elda ihn heraus, auch wenn sie seine Antwort schon wußte. “Sie schmecken nicht, darum nicht.”
Als Colin kam, um ihr das Schiff zu zeigen, lächelte sie ihm traurig entgegen. Nein, dieser Mann würde nicht in ihr Leben passen. In Europa kann er sein Leben leben, aber ein Mann wie er würde in Massachusetts stagnieren. Dort gab es keine Fähre nach Jugoslawien, keine Stadt, in der das Leben Tag und Nacht brodelte. Es gab gerade Straßen, wohlgeordnet, und nicht diese altertümlichen Gassen, die alle auf einem Platz in der Mitte der Stadt zusammenliefen, der Piazza, auf der immer etwas los war.
Colin und Elda fanden einen gemütlichen Deckstuhl, auf dem sie sich nebeneinander ausstreckten. Engumschlungen genossen sie die rollenden, wiegenden Bewegungen der Wellen, die das Schiff schwanken ließen. Eigenartig, daß ich mich in Colins Armen so geborgen fühle, dachte Elda. Ihr kam es so vor, als kenne sie ihn schon ihr ganzes Leben lang, oder mehr noch, als hätte sie ihr ganzes Leben lang auf diesen Augenblick gewartet.
Sie lächelte, als sie daran dachte, daß auch für sie sich ein Traum erfüllt hatte. Obwohl sie sich nicht erinnern konnte, je solch einen Traum gehabt zu haben.
Sie lauschten den Wellen, die in rhythmischem Abstand gegen die Bordwand schlugen. Ein Horn ertönte plötzlich.
Elda und Colin sahen einander lächelnd an. Wortlos standen sie auf, nahmen sich bei den Händen und folgten dem Ton.
Etwas weiter hörten sie die Akkorde einer Gitarre, und als sie um eine Ecke der Schiffsaufbauten bogen, sahen sie eine Gruppe Zigeuner, die, in Decken gehüllt, auf dem Deck zusammensaßen. Die Musik schien dem natürlichen Rhythmus der Wellen zu folgen, irgend jemand begann, mit den Fingern im Takt zu schnalzen, ein anderer stampfte dazu mit den Füßen.
Als Colin und Elda näher kamen, sah einer der Männer auf, lächelte sie an und winkte ihnen, sie sollten sich zu ihnen setzen.
Man reichte ihnen eine Decke, unter der sie sich aneinanderkuschelten. Elda schnalzte zum Takt der Musik mit den Fingern, Colin klatschte. Mit großen Augen sahen sie sich an, und als Colin sie dann auf ihr Ohr küßte, erzitterte sie, heißes Verlangen stieg in ihr auf.
Einer der Zigeuner warf plötzlich die Decke von sich, stand auf und begann in dem kleinen Kreis, den die Gruppe bildete, zu tanzen. Die Musik wurde schneller, der Mann, der Elda und Colin eingeladen hatte, sich zu ihnen zu setzen, begann mit einer klaren Tenorstimme zu singen. Elda verstand die Worte nicht, aber die Melodie nahm sie gefangen. Alle freuten sich und lachten.
Colin übersetzte für Elda, und sie lachte mit den anderen.
“Kikeriki!” wiederholte Colin die Worte des Sängers, der einen Hahn imitierte. “Ich treffe meine Geliebte bei Nacht. Beim Licht des schweigenden Mondes stehlen wir uns davon. Wir gehen zur Scheune ihres Vaters und machen uns ein Bett aus Heu.” Die Musiker griffen die Melodie auf.
“Also dafür benutzt man das Heu!” rief Elda aus. Colin grinste und legte ihr einen Arm um die Taille. Er zog sie an sich, bis ihre Hüften sich berührten, und Elda fühlte, wie sich sein Körper rhythmisch im Takt der Musik bewegte. “Wir haben unser Vergnügen”, übersetzte Colin weiter. “Sie berührt
Weitere Kostenlose Bücher