Du bringst die Liebe in mein Leben
Wahrheit sagen”, meinte sie.
“Zu spät.” Colin legte einen Arm um sie und drückte sie an sich. “Sie bestehen darauf, daß wir eine unserer Hochzeitspartys hier feiern.” Er sah lächelnd in die Runde.
“Eine der Hochzeitspartys?” fragte Elda ungläubig.
“Natürlich,” bestätigte Colin. “Eine Feier müssen wir in Italien bei meinen Eltern machen, eine zweite bei dir zu Hause, für deine Familie und Freunde, und eine Feier müssen wir hier machen für meine Freunde und - wer weiß? - wo immer ein Freund mit uns feiern möchte.”
Colin wandte sich an die junge Frau und schien ernsthaft mit ihr zu reden, weil sie sich offensichtlich nicht mit den anderen freute. Wieder hörte Elda, wie sie Donnatellas Namen nannte.
“Nicht alle scheinen sich für uns zu freuen”, meinte Elda.
“Das ist mir gleichgültig. Wenn sie nicht damit einverstanden sind, dann nur, weil sie dich nicht kennen oder weil ihnen mein Glück nicht am Herzen liegt. Ich bitte dich, mich zu heiraten.”
“Hier in aller Öffentlichkeit?”
“Ernstgemeint ist es trotzdem.”
Elda saß ganz still. Was sollte sie sagen, was sie nicht schon vorher gesagt hatte? Wie konnte sie eine solche Entscheidung treffen, ohne vorher nicht alle Möglichkeiten bedacht zu haben?
“Wir werden ein andermal darüber reden”, schlug Colin vor, und Elda nickte ihm dankbar zu.
Später, als der Tisch abgedeckt war, unterhielten sich alle miteinander. Colin übersetzte für Elda, und sie hatte keine Mühe, der Unterhaltung zu folgen.
“Respekt”, übersetzte Colin die Worte von Marias Sohn.
“Respekt ist es, was eine Ehe gelingen läßt. Meine Frau und ich haben es jetzt einundzwanzig Jahre lang miteinander ausgehalten. Es waren harte Jahre, und ohne die Arcangelos hätten wir es nicht geschafft. Na ja, finanzielle Probleme werdet ihr beide nicht haben, aber ihr werdet schnell herausfinden, daß es noch andere Ursachen dafür gibt, nicht miteinander glücklich zu sein.”
Also hatte Colin sie alle schon davon überzeugt, daß sie beide heiraten würden!
Marias Sohn sah Elda liebevoll an. “Vertraue deinem Mann immer”, übersetzte Colin seine Worte, als hätte er ihr«
Gedanken erraten. “Verliere das Vertrauen nie, denn Vertrauen ist unbeständig und flüchtig.” Colin zögerte einen Moment. “Er sagte, Vertrauen ist wie Dampf, es löst sich auf, ohne daß du es überhaupt merkst”, gab er dann die Worte des Mannes wieder.
“Ich verstehe.” Elda nahm Colins Hand und drückte sie.
“Vertrauen ist schwer zu finden”, fuhr Colin fort zu übersetzen, “aber leicht zu verlieren. Und wenn man erst einmal von den Zweifeln und den Schmerzen verletzt ist, die davon herrühren, daß das Vertrauen in einen Menschen erschüttert wurde, ist es beinahe unmöglich, dieses Vertrauen wiederzufinden.” Colin nippte an seinem Kaffee.
Der Mann sah Elda eindringlich an, dann fragte er Colin etwas, worauf dieser nickte.
“Was hat er gesagt?”
“Er hat gefragt, ob ich glaube, daß du ihn verstanden hast.”
“Du könntest ihm ja sagen, daß ich diese Erfahrungen am eigenen Leib gemacht habe, aber das wollen wir ihm lieber ersparen.”
Colin nickte dem Mann noch einmal zu, dann wandte er sich wieder an Elda. “Aber mir brauchst du das nicht zu ersparen”, versicherte er ihr. “Von mir aus kannst du mir gleich jetzt alles erzählen.”
Elda zuckte mit den Schultern.
“Sollen wir einen Spaziergang machen?” schlug Colin vor.
Elda hatte das Gefühl, vor einer geschlossenen Versammlung aufstehen zu müssen, um über ihre Probleme zu reden. War sie überhaupt bereit, darüber zu reden? Konnte sie noch einmal all das durchleben, was Josef ihr angetan hatte? War es wichtig, daß sie Colin alles erzählte? Ja, das war es wohl, doch es erschien ihr noch viel zu früh. Aber hätten sie beide überhaupt eine Chance, wenn sie nicht die Geister der Vergangenheit verbannte? Wenn sie Colin gegenüber fair sein wollte, so hatte er das Recht zu wissen, warum sie so unentschieden war.
Colin führte Elda über das Feld hinter dem Haus zu einem klaren Bach, an dessen Ufer sie Frösche, Schildkröten und sogar Eidechsen fanden.
An dem Bach entlang wanderten sie weiter, bis sie zu einer kleinen Kapelle kamen, die auf einer Lichtung im Wald stand.
Die Wände waren halb eingestürzt, das Holz schon beinahe verrottet, doch überall sproß neues Leben. Bäume hatten einen Weg durch die Risse am Boden gefunden, ihr Laub bildete jetzt das Dach des kleinen
Weitere Kostenlose Bücher