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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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wie ich erwartet hatte.
    Mein Plan war eigentlich ganz einfach. Hineinschleichen, warten, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, Katie ausfindig machen, ihr das Eis in den Schoß legen, wieder rausschleichen. Komplizierter war mein Motiv, warum ich das überhaupt tun wollte. Lag es daran, dass Katie aussah, als bräuchte sie Hilfe? Oder ging es darum, Miranda etwas zu beweisen? Ich beschloss, mich damit jetzt nicht aufzuhalten.
    Die Musik schmetterte überlaut, als Ami und ich in den Saal schlüpften. Als sich meine Augen zurechtfanden, kamen Köpfe und Schultern in unterschiedlichen Höhen und Breiten zum Vorschein.
    Ami stupste mich an. »Da drüben.«
    Ganz deutlich sah man hinten im Kino, nicht weit von uns entfernt, die Umrisse eines großen Jungen mit einem langhaarigen Mädchen an jeder Seite. Katies Kopf lag an Cams Schulter, und er hatte ihr seinen Arm um die Schulter gelegt. Miranda hatte sich in ihrem Sitz zusammenfallen lassen. Ich lächelte in der Dunkelheit. Easy peasy . Ich konnte mich einfach über Katies Schulter lehnen und ihr das Eis reichen. Aber als ich nach vorne wollte, hielt Ami mich fest. »Irgendwas stimmt nicht. Es ist alles verkehrt herum.«
    Ich blickte genauer zu den drei Gestalten hin und sah, was sie meinte. Das Mädchen mit dem Kopf auf Camerons Schulter – diejenige, die er so eng umschlungen hielt – war nicht Katie. Katie war diejenige, die vornübergebeugt in ihrem Sitz saß. Und als ich mich etwas näher heranwagte, hörte ich sie leise vor sich hin schnarchen. Ich zögerte. Sollte ich Katie wachrütteln und ihr sagen, was da vor sich ging? Ich umklammerte das Schoko-Top fester, und das Plastikpapier raschelte. Es war nicht sehr laut, aber laut genug, dass Miranda den Kopf drehte.
    Meine Augen hatten sich an das Dämmerlicht gewöhnt, sodass ich ihr Gesicht recht klar erkennen konnte. Sie sah mich an, und als sie grinste, war klar, dass sie genau gewusst hatte, was ich tun wollte. Ich erstarrte und rechnete fast damit, dass sie was sagen würde, aber sie drehte sich ohne ein Wort wieder um. Einen Moment später seufzte sie zufrieden und kuschelte ihren Kopf dichter an Camerons Schulter.
    Ami und ich sahen uns an. Das Schoko-Top wurde in meiner Hand matschig. »Lass sie einfach schlafen«, flüsterte Ami. »Du sagst es ihr vielleicht besser ein anderes Mal.«
    Ich nickte langsam. Aber ich wusste, ich würde mit Katie nicht darüber reden. Sie würde mir wohl kaum zuhören.
    Als Ami und ich wieder hinter dem Snackbartresen waren, hatte das Eis begonnen zu zerlaufen und tropfte durch das perforierte Plastik in meine Hand. Ich warf es in den Müll und ging, um die klebrige Ferkelei abzuwaschen. Den Rest des Abends sprachen wir nicht mehr viel, aber ich war sicher, Ami spukte dasselbe Wort im Kopf herum wie mir. Ein Wort, das immer wiederkam, egal, wie oft ich versuchte, es mit Gewalt zu verscheuchen:
    Shapeshifter.

NEUN
    »Auf keinen Fall, Ami«, sagte ich. »Ich gehe nicht hin. Vergiss es.«
    Da glaubst du, du kennst jemanden. Und du denkst, derjenige kennt dich auch. Vor allem denkst du, dass derjenige die Dinge kennt, die du auf keinen Fall tun würdest. Niemals.
    Ami hatte angefangen, über den Ball zu reden. So als ob, nur mal angenommen, wir hingehen würden. Zuerst dachte ich, sie machte einen Spaß. Ich meine, wenn es eine Sache gab, über die ich mir ganz sicher war, seit ich aus dem Krankenhaus gekommen war, dann nie wieder solch einen Scheiß mitzumachen. Und ich hatte immer gedacht, Ami wäre da mit mir einer Meinung. Es war eine der Sachen, die uns verband, Herrgott noch mal! Aber jetzt schien sie ihre Meinung geändert zu haben.
    »Es könnte lustig werden«, sagte Ami.
    »Es wird entsetzlich«, konterte ich. »Und kitschig. Ich war früher im Komitee, vergiss das nicht.«
    »Entsetzlich, kitschig, lustig«, wiederholte Ami und zuckte die Schultern. »Was ist daran falsch?«
    »Es ist einfach nicht mein Ding«, murmelte ich.
    Ami verschränkte ihre Arme. »Und was ist momentan dein Ding, Olive? Dich in deinem Zimmer verstecken und nichts tun? Diesen abgefahrenen Jungen ignorieren, der eindeutig auf dich steht?«
    »Luxe hören ist nicht nichts «, erwiderte ich scharf. »Außerdem – wollten wir nicht Miranda um jeden Preis aus dem Weg gehen ?«
    Und das hatten wir auch getan. Seit jenem Abend im Mercury hatte ich mir extra viel Mühe gegeben, Miranda aus meinem Kopf zu verbannen – und zu versuchen, nicht wahrzunehmen, dass ihre Persönlichkeit und

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