Du denkst, du weißt, wer ich bin
an. »Hast du Lust, mir zu helfen?«
»Sag nicht, du kannst keinen Reifen flicken!«
»Natürlich kann ich das«, entgegnete Lachlan schnell. »Aber nicht so gut wie du. Gegen mich bist du eine Reifenflickmaschine.«
Wie schaffte er das nur, mich immer zum Lachen zu bringen?
»Okay, ich helfe dir«, gab ich nach. »Sieh zu und lerne.«
Er lächelte dankbar. »Danke«, sagte er. »Das nächste Mal wechsle ich deinen.«
»Ja, natürlich«, erwiderte ich. Als ob es ein nächstes Mal geben würde?!
Also half ich Lachlan, seinen Reifen zu flicken und ihn wieder aufzupumpen. Dann fuhren wir, ohne uns irgendwie verabredet zu haben, zusammen zurück Richtung Stadt, als wäre es das Natürlichste der Welt. Es hat nichts zu bedeuten , sagte ich mir streng. Es ist nur folgerichtig .
Wir sprachen nicht viel auf dieser Rückfahrt, aber es war eine angenehme, entspannte Stille. Ich vergaß nicht wirklich den ganzen Ärger, den ich im Kopf hatte – Mum, die wegen Ami die Wände hochgegangen war, meine wachsenden Sorgen um Katie – aber er ließ etwas nach. Sogar das Meer, das nur wenige Meter entfernt auf der anderen Seite der Straße auf- und abwogte, schien mir nicht mehr so Furcht einflößend.
Wir blieben an der Kreuzung am Stadtrand stehen.
»Normalerweise biege ich hier rechts ab«, sagte Lachlan. »Aber was hältst du davon, wenn ich dich nach Hause bringe? Es ist schon ganz schön dunkel.«
»Nein danke, Mr Rettungsschwimmer.« Es sollte heiter und lässig klingen, kam aber abwehrend und rüde raus.
Lachlan betrachtete einen Moment mein Gesicht. »Liegt es nur an mir, dass du ablehnst?«
»He, jetzt werd mal nicht eingebildet«, sagte ich und war froh, dass er die aufsteigende Röte an meinem Hals nicht sehen konnte. »Ich lehne jede Menge Sachen ab. Kommerzielle Radiosender. Leggings, die wie Jeans aussehen. Tofuschnitzel. Jedenfalls würde ich sie ablehnen, wenn ich könnte.«
»Tofuschnitzel?« Lachlan zuckte zusammen. »Ich weiß nicht einmal, was das ist, aber auf jeden Fall lehne ich sie ab.«
Ich lachte. Trotzdem. »Weise Entscheidung.«
Ein voll besetztes Auto näherte sich der Ampel. Die Musik wummerte dröhnend. Die Autoinsassen drehten sich um, als das Auto stehenblieb und lachten über irgendetwas. He, ihr alle! Irgendwas nicht in Ordnung? Ich war überzeugt, dass sie über den Anblick von mir und Lachlan kicherten.
Lachlan schien das Auto gar nicht bemerkt zu haben. Er beobachtete mich. »Und lehnst du auch immer noch Schulbälle ab?«
»Ja«, antwortete ich und vertiefte mich in den Anblick meines Lenkers. »Ich lehne sie immer noch ab.«
Die Ampel sprang um, und das Auto fuhr weg. Einen Moment lang bewegte Lachlan sich nicht. Ich blieb neben ihm stehen, obwohl ich nicht genau wusste, wieso. Ich nehme an, ich wartete auf etwas.
Schließlich hob Lachlan die Hand. »Na, dann erst mal tschüss. Wir sehen uns.«
»Ja«, sagte ich. »Man sieht sich.«
Als Lachlan die Straße runterfuhr, merkte ich auf einmal, wie hart und kalt der Wind gegen meinen Hals pfiff. Das war mir vorher überhaupt nicht aufgefallen. Es war, als hätte ich einen Schal getragen und jemand hätte ihn mir abgenommen.
ACHT
»Hallohallo, meine Schöne«, rief Noah vom Ticketschalter, als ich ein paar Tage später an der Date-Night reingerauscht kam.
»Genug Sarkasmus, herzlichen Dank«, sagte ich und schob mich hinter den Snackbartresen.
»Ich war überhaupt nicht sarkastisch«, protestierte Noah. »Du siehst toll aus, selbst mit rotem Gesicht und einer Helmfrisur. Und, ist das nur ein Höflichkeitsbesuch?«
»Okay, okay«, besänftigte ich ihn und wuschelte meine Haare mit den Händen zurecht. »Pass auf, ich arbeite ja schon.«
Und ich arbeitete tatsächlich mindestens eine halbe Stunde oder so äußerst zuverlässig. Ich schaufelte Popcorn, ließ Softdrinks in Becher laufen, gab Wechselgeld raus. Ami saß am Tresenrand, ließ ihre Beine baumeln und machte leise ihre Witzchen über die Käufe der Kunden, aber ich war zu beschäftigt, um mitzumachen. Ich vergaß sogar, nach Lachlan Ausschau zu halten. Es war ja nicht so, dass ich wollte, dass er noch mal auf ein Eis vorbeikommen würde. Aber halb rechnete ich damit.
Als der erste Andrang vorbei war und ich an der Kasse stand, sah ich im »Haltet-den-Dieb-Spiegel« Cameron zum Haupteingang hereinkommen. An seinem Arm hing jemand, spindeldürr und vornübergebeugt.
»Mein Gott«, entfuhr es Ami. »Sieh dir Katie an.«
»Nein.« Ich schob die Schublade der
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